laut.de-Kritik

Alles ernster und weniger federleicht als noch zuvor.

Review von

Wenn sich Melo-Hardcore von Dag Nasty mit britischer Indie-Melancholie und sonnengereiftem Pop-Punk in Tasmanien beim leichten Riesling treffen, entstehen die Alben von Luca Brasi. Die Local Heroes aus Südaustralien verzaubern seit Jahren mit DIY-Spirit und entspannter Bodenständigkeit die graue Realität auch über den Kontinent hinaus. Selten gab es wohl ein sympathischeres Album als ihr 2021er Werk "Everything Is Tenuous".

Die Erwartungen an "The World Don't Owe You Anything" waren dementsprechend hoch. In Zeiten von Krieg und Klimakrise, Corona und Rechtsruck sehnt man sich ja förmlich nach einer Pause, nach Erinnerungen an die einfachen Fragen, an die zwischenmenschlichen Momente, die wirklich zählen. Und Luca Brasi enttäuschen diese mit ihrem Titeltrack und Single vorerst nicht. Käme Dag Nastys-Nachbartruppe Fugazi aus jener trockenen Region am Pazifik, die Hymne über Individualismus für die Slacker könnte glatt von ihnen stammen, so vertrackt und intensiv bohrt sich der Midtempo-Rhythmus in die Beine.

Das folgende "Habits" nötigt die Stirn dann zum ersten Mal, sich in Falten zu legen. Zwar diggen Luca Brasi seit jeher auch im kalifornischen Punkrock der 90er, doch nie kopierten sie so scham- und einfallslos ab wie hier. "Rinse And Repeat" versöhnt zuerst wieder mit Post-Core-Beats, doch je länger der Track läuft, desto ungeduldiger wird der sonnenverwöhnte Fan. Wo sind eigentlich die großen Chöre der Strandjungs, wo ist die Lockerheit der früheren Scheiben?

Antwort: Verloren im Versuch, ihren Sound in Richtung Alternative Rock für Erwachsene zu entwickeln, um aus der Enge des Kontinents zu entkommen. Man checke nur "Sonny", auf dem zwar Sänger Tyler Richardson alles aus sich herausholt, aber trotzdem seltsam kalt lässt und austauschbar wirkt. "We don't want to be Punkrock-Band", sagten Luca Brasi einst. Okay, schade, so klingt alles ernster und weniger federleicht oder organisch ("Til Forever").

Das ist alles immer noch okay und vielen Kollegen aus Übersee meilenweit überlegen, doch das Alleinstellungsmerkmal verschwindet langsam am Horizont der tasmanischen Wüste. Langsam. Denn immerhin stellen auch Luca Brasi ihre frühere Erfolgsmasche nicht komplett in die Garage, wie das melancholische "Party Scene" oder das wunderschöne "Losin" zeigen.

Trackliste

  1. 1. The Entry Ramp
  2. 2. The World Don't Owe You Anything
  3. 3. Habits
  4. 4. Rinse And Repeat
  5. 5. Party Scene
  6. 6. Sonny
  7. 7. Scars
  8. 8. 'Til Forever
  9. 9. Concussion
  10. 10. Losin'
  11. 11. A Place To Begin

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