laut.de-Kritik

Satire darf alles - außer langweilen.

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Satire darf alles - außer langweilen. Eines ihrer klassischen Instrumente ist die Persiflage, also die Imitation einer Vorlage auf karikierende, meist überspitzte Art und Weise. Nur hat die Persiflage grundsätzlich ein Problem: Ihre Opfer sucht sie sich unter misslungenen Werken, im Fall von Oliver Kalkofe also dümmliche TV-Sendungen, bei Knorkator stumpfen, unreflektierten, eintönigen Hard Rock und Metal. Kopiert man solche misslungenen Werke, ist es unheimlich schwierig, die Persiflage nicht genauso misslingen zu lassen wie das Opfer des eigenen Spotts. Um das zu vermeiden, braucht man zwingend ein anderes Element, das man der Kopie hinzufügt - meist ist das Humor.

"Die Welt Wird Nie Wieder So, Wie Sie Vorher War" vom neuen Knorkator-Album "Sieg Der Vernunft" ist jedoch ausschließlich dann lustig, wenn man die bloße Nennung des Wortes "Scheiße" lustig findet - und zwar mehrfach. Ein anderer Wert, sei er humoristischer oder musikalischer Art, findet sich nicht. Knorkator setzen bei ihrem Opener nämlich auf generischen Schweinerock germanischer bis US-amerikanischer Prägung, der eindimensional ist, weshalb er zurecht persifliert wird - aber mit noch mehr Recht gar nicht gehört werden sollte. "One Way Or Another" ist einfach ein schlechtes Blondie-Cover, mangelhaft produziert und ohne den Drive des Originals. Warum braucht es auf einem 11-Songs-Album überhaupt ein Cover? "Tut Uns Leid" singen die FfF-Kinder auf dem Weg durch den Hambacher Forst, wie die meisten Kinderreime ist er musikalisch nur arg begrenzt interessant.

Der Titeltrack macht es ein wenig besser, der Beatdown gerät allerdings zu billig und der Stil zu PVC-glatt. Im besseren "Der Hofstaat" singt Sänger Stumpen mal nicht mit ständigem Grinsen, schließlich funktioniert eine Persiflage immer besser, wenn man sie ernsthaft vorträgt. Zwar könnte man den elitenkritischen Track ohne größere Probleme als AfD-nah auslegen, aber Satire darf nun mal alles, also auch den Anspruch erheben, nicht schon auf den ersten Blick offenkundig koscher zu sein. "Es Lebe Der Tod" ist einer der wenigen Tracks neben "Augen Zu", die den Kontrast zwischen Stumpens nach wie vor abenteuerlich dehnbarem Organ und der Härte der Musik beleuchten, die im Übrigen durchgehend brachialer ausfällt als auf den Vorgängern. Mit diesem Pfund wuchern Knorkator aufgrund ihres einfallslosen Songwritings viel zu selten.

Die Persiflage lebt von der Entkleidung des Dummen; eine gewisse Arroganz, eine selbstsichere Positionierung ist ihr zu eigen, funktioniert aber umso besser, je größer die intellektuelle Distanz zum behandelnden Objekt ist. Kurzum, man sollte selbst besser klug sein oder die eigene Persiflage zumindest klug klingen lassen. Diesen Anspruch erfüllen dumpfe Schmähgesänge wie "Milliardäre" und vorhersehbare One-Trick-Ponys wie "Sieg der Vernunft" (hihi, Rache ist ja gar nicht vernünftig) nicht und fallen so hintergründig aus wie der durchschnittliche, vulgo schlechte, K.I.Z.-Song.

Dagegen funktioniert ein klassischer Knorkator-Dada-Song wie "Menschenfleisch" viel besser, weil er weniger verkopft wirkt und die Band hier ihren Irrsinn authentisch auslebt, ohne sich verkrampft an einer tagespolitischen Message zu verheben, für die sie, so wirkt "Sieg Der Vernunft" zumindest, nicht die Kragenweite besitzt. Das ist umso ärgerlicher, als Alf Ator und seine Kollegen auf "Augen Zu" zeigen, dass sie nach Einnahme einer individuellen Sichtweise dank ihrer Empathie schon in der Lage sind, komplexe Themen in ihrem ganz eigenen Stil aufzubereiten. Sie zeigen es auf diesem Album nur zu selten.

Trackliste

  1. 1. Die Welt Wird Nie Wieder So, Wie Sie Vorher War
  2. 2. Sieg Der Vernunft
  3. 3. Der Hofstaat
  4. 4. Ihr Habt Gewonnen
  5. 5. One Way Or Another
  6. 6. Milliardäre
  7. 7. Tut Uns Leid
  8. 8. Es Lebe Der Tod
  9. 9. Menschenfleisch
  10. 10. Knurrkater
  11. 11. Augen zu

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8 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Satire ist auch wirklich zu hoch gegriffen für Knorkator. Es ist der rotzlöffelige Dada-Mist, der er sein soll. Stimmt, sie waren dabei schon lustiger. Und, stimmt, ihr Sound ist wirklich, wirklich fett hier. Bleibt dabei: Rammstein, nur in besser und ernstzunehmender. 3/5.

  • Vor einem Jahr

    Cringe. Deutsch klingt so furchtbar gewollt, gerade ohne lyrisches Talent. Weitgehend unmusikalisch ist die Sprache sowieso, also bräuchte es schon große Bemühungen der Intonation oder Dichtung.

    Musikalisch würds international für solch einen Standard 3/5 Sternen geben, hier freut man sich halt schon derbe, wenns zu diesem Standard überhaupt reicht. 2/5.

    • Vor einem Jahr

      Steht das jetzt unter jedem deutschsprachigen Album, du Affe?

    • Vor einem Jahr

      Ist doch eine hervorragende Copypasta, du Primat

    • Vor einem Jahr

      Dämlicher Kommentar. Deutsch klingt für dich nur deshalb weniger musikalisch, weil du den auf Englisch vorgetragenen Käse (und meistens ist es Stereotypie-Käse oder textlicher Unfug) nicht verstehst oder dich der englische Lyrik-Müll weniger anspringt als es in deiner Muttersprache der Fall ist. Denk mal nicht, dass die Lyrik englisch vorgetragener Populärmusik irgendwie "wertvoller" ist als die deutsche. Das bei weitem meiste Zeug ist von Shakespeare so weit entfernt wie Malta von der Fußball-Weltmeisterschaft.

    • Vor einem Jahr

      Reg dich nicht auf z0r.dr. Cleaner ist ein Feigling, der entweder denkt, nur weil er niemanden kennt, der regelmäßig Ragismen schwingt kann er hier auf einen Kreuzzug gehen und alles anprangern was vermutlich Schweizer Käse ist oder er denkt, mit dir kann er es ja machen. Für letzteres spricht auch die Tatsache, dass er nur einen von drei Personen geantwortet hat, die sich negativ über deutsche Gesangssprache äussern. So oder so, es ist mir scheiss egal was so ein Möchtegern schreibt. Wers braucht.

    • Vor einem Jahr

      Z0r kann alles, was mit Deutschland oder der deutschen Sprache zu tun hat, einfach nicht leiden, und muß das permanent allen mitteilen. Vermutlich weil er ein so trauriges Sozialleben hat.