Kismet - " Hiatus"

Utrecht war auf der Landkarte international bekannter Bands bis dato nur unzureichend vertreten. Ein junges Quintett schickt sich nun an, dem weißen Fleck auf der Landkarte ein wenig Farbe zu verleihen. Farbe ist hier ein wichtiges Stichwort: Statt einer kohärenten Genrebestimmung ergeben Einflüsse wie The Get Up Kids, Trail Of Dead, White Lies, Maximo Park oder Depeche Mode den grob umrissenen Rahmen.

Des Weiteren verleihen ein klanglich facettenreiches Instrumentarium und das unkonventionelle Songwriting diesem Indierock-Tonfall feine Nuancen. Sowohl vielfältige klangliche Assoziationen als auch reichlich Irritationen sind die Folge.

Die Produktion verzichtet auf unnatürliche Gebärden wie Autotune, Kompression auf Radioniveau oder romantischen Klang-Kitsch, hält vielmehr Variabilität, Dynamik und Direktheit dagegen. In einer gestylten, auf Hochglanz gebrachten Musikwelt, in der Pomp als Qualitätssiegel medial verhökert wird, karikieren Kismet den Perfektionswahn.

Zugegeben, bei aller Sympathie für dieses widerborstige Konzept fällt die für dessen Umsetzung bemessene Spielzeit von rund 40 Minuten recht dürftig aus, und auch die Lyrics bedienen sich mit erhobenem Zeigefinger der plakativen Wortwahl des Mainstreams. Ob die Holländer mit diesem trojanischen Pferd wohl einen Marsch durch die Institutionen starten können oder am Ende doch ungehört im Niemandsland versacken?

Eine Positionierung zwischen den Stühlen gereicht zwar auch zur Ansage, doch verwandte Bands wie Brand New mit ihrer Komplettverweigerung zum kuranten Emo-/Poprock-Gedudel oder Everlaunch mit einem klaren Bekenntnis zum eingängigen Indie-Gewand, klingen einfach konstanter.