laut.de-Kritik

Der Korn-Fronter greift zur Violine.

Review von

Korn-Frontmann Jonathan Davis treibt ja schon seit einiger Zeit auch Abseits seiner Hauptband als Solokünstler sein Unwesen. Bereits 2007 hat er mit seinen SFA (Simply Fucking Amazings) eine zunächst knapp limitierte CD/DVD mit dem schlichten Titel "Alone I Play" veröffentlicht. Vier Jahre später wiederholt er mit seinen Jungs den Spaß in London.

"Alone I Play - Live At The Union Chapel" enthält weitgehend die gleiche, wenn auch gekürzte Setlist des Vorgängers von 2007. Wieder gibt es zur CD eine DVD, die das Konzert des Abends auch im Bildmaterial festhält. Warum die DVD aber quasi nur als Bonus zur CD dem Package beiliegt, wird relativ schnell klar. Viele der Aufnahmen sind unscharf oder verwackelt und wenn man sich zum Teil die Winkel anschaut, aus denen gedreht wurde, fragt man sich, ob die Kameraleute alle im Keller aufgewachsen sind.

Das ist mehr als bedauerlich, denn die Ausleuchtung der Bühne und der Location ist hervorragend. Das altehrwürdige, britische Gemäuer schreit quasi nach diversen Einstellungen im Weitwinkel und ein paar Kamerafahrten, um die Architektur allein ein wenig zu würdigen. Beides sucht man vergebens und so bleibt nur der Schluss, dass an den Kameras entweder Anfänger oder absolute Stümper am Werk waren.

Sei's drum, denn es gibt dennoch Interessantes zu entdecken. Beispielsweise die doppelhälsige Violine von Davis' Sidekick Shenkar. Das orientalische Spiel des Mannes ist jedenfalls über jeden Zweifel erhaben und bereichert die Songs auf ganz besondere Art und Weise. Auch in Sachen Backing Vocals macht der Kerl ganze Arbeit und schafft es stellenweise sogar, fast wie ein Saxophon zu klingen.

Ebenfalls ein absolut beachtenswerter Musiker ist Kontrabasser Miles Mosley, der gern mit Loops arbeitet und dann nebenher noch Keyboards einspielt. Fieldy von Korn ist ja schon bei weitem kein schlechter Bassist, aber was der Mann hier am Kontrabass abliefert, ist definitiv beeindruckend. Doch auch die anderen Jungs in der Band sind ebenso essentiell wichtig und glänzen immer wieder durch feinsinnige Detailarbeit.

Ansagen gibt es zunächst keine, doch im Laufe des Konzerts nimmt Davis immer wieder Kontakt zu seinem Publikum auf. Zwischendrin knallt er sich höchstens mal ein paar Dosen Red Bull rein und genießt den recht nahen Kontakt zu den Fans sichtlich. Während der Show sitzt er die ganzen Zeit auf einer Art Thron und zappelt – eben im sitzen – gewohnt ekstatisch vor sich hin, bevor es ihn bei "Hey Daddy" kurzfristig selber vom Hocker reißt.

Gesanglich macht er dabei keine schlechte Figur, den Mann aber als einen der Topsänger im Metal zu bezeichnen - wie das nicht nur im Booklet seltsamerweise der Fall ist - ist schlichtweg lächerlich. Dennoch macht die Scheibe Spaß, wenn auch das Gejammer in der Einleitung zu "Careless" ganz schön auf die Nerven geht. Warum es die atmosphärische Nummer leider nicht auf den Soundtrack zu "Queen Of The Damned" geschafft hat, erklärt Davis kurz zuvor.

Dafür greift der Mann hier selber zur Violine und deutet kurz an, dass er tatsächlich als Multiinstrumentalist was auf dem Kasten hat. Wären die Videoaufnahmen nicht so lieblos und amateurhaft, wäre auch ein Punkt mehr drin gewesen. Man darf also auf das ebenfalls für dieses Jahr geplante Studioalbum gespannt sein.

Trackliste

  1. 1. System
  2. 2. Last Legal Drug
  3. 3. 4 U
  4. 4. Hey Daddy
  5. 5. Forsaken
  6. 6. Dirty
  7. 7. Alone I Break
  8. 8. Slept So Long
  9. 9. Kick The P.A.
  10. 10. Not Meant For Me
  11. 11. Hold On
  12. 12. Careless
  13. 13. Redeemer
  14. 14. Got The Life
  15. 15. Falling Away From Me

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2 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Oh Mann, der Davis... eher so der "Hätte, könnte, würde..."-Sänger des Metal(?! haha..)-Bereichs. Hätte der Typ textlich mal irgend ne neue Platte auf Lager, könnte ich ihm ja glatt noch zuhören, da er eigentlich ein gar nicht so uncharismatisches Organ für diesen Musikbereich besitzt. Dann würden z.B. Korn, ein etwas variableres Songwriting vorrausgesetzt, ja beinahe noch rocken. Aber da der Typ gefühlte 120 Mal in seiner Karriere den gleichen Text auf recht ähnliche Songs gebracht hat, und auch abseits der Musik nicht gerade mit ruhm- oder wenigstens geistreichen Worten und Taten glänzt, kann ich mir auch SFA oder Davis' andere Kollabos nicht ohne Vorbehalte geben...
    Sogar die neue Limp Bizkit geht als Partyplatte bei mir durch, aber Davis, den alten Heuler, halt ich keinen Song lang mehr aus.
    Fieldy ist übrigens kein technisch guter Basser. Er hat einen eigenen Sound etabliert, dafür Respekt, und er ist mit dem Ex-Drummer der einzige bei Korn, der sich über die Jahre ein wenig auf seinem Instrument fortgebildet hat, aber er ist wirklich kein guter Basser - der von SFA schon eher (Man höre sich gern auch noch mal Fieldy's Dream an, um sich wieder die völlige Abwesenheit musikalischen Genius' dieses Mannes in die Erinnerung zu rufen).
    Auch die zwei Violinenstriche von Davis' als Zeugnis fähigen Multiinstrumentalisten-Daseins verkaufen zu wollen schießt etwas übers Ziel hinaus, Hr. Edele. Noch schlechter ist nur Munky an der Gitarre - der ist echt nur fett und drogensüchtig geworden, Gitarre spielt er noch genauso mies wie 1996 in der Batschkapp. Ich glaube fast, der Head wusste damals, dass er mit der Jesus-Nummer noch unpeinlicher rauskommt als diese verbleibenden Karikaturen einer so-called Metalband...
    Aber wem es reicht... Vielleicht fehlen mir in meinem Alter einfach schon die passenden Anlässe für die Musik von Hrn. Davis.

  • Vor 12 Jahren

    @soulburn (« Oh Mann, der Davis... eher so der "Hätte, könnte, würde..."-Sänger des Metal(?! haha..)-Bereichs. Hätte der Typ textlich mal irgend ne neue Platte auf Lager, könnte ich ihm ja glatt noch zuhören, da er eigentlich ein gar nicht so uncharismatisches Organ für diesen Musikbereich besitzt. Dann würden z.B. Korn, ein etwas variableres Songwriting vorrausgesetzt, ja beinahe noch rocken. Aber da der Typ gefühlte 120 Mal in seiner Karriere den gleichen Text auf recht ähnliche Songs gebracht hat, und auch abseits der Musik nicht gerade mit ruhm- oder wenigstens geistreichen Worten und Taten glänzt, kann ich mir auch SFA oder Davis' andere Kollabos nicht ohne Vorbehalte geben...
    Sogar die neue Limp Bizkit geht als Partyplatte bei mir durch, aber Davis, den alten Heuler, halt ich keinen Song lang mehr aus.
    Fieldy ist übrigens kein technisch guter Basser. Er hat einen eigenen Sound etabliert, dafür Respekt, und er ist mit dem Ex-Drummer der einzige bei Korn, der sich über die Jahre ein wenig auf seinem Instrument fortgebildet hat, aber er ist wirklich kein guter Basser - der von SFA schon eher (Man höre sich gern auch noch mal Fieldy's Dream an, um sich wieder die völlige Abwesenheit musikalischen Genius' dieses Mannes in die Erinnerung zu rufen).
    Auch die zwei Violinenstriche von Davis' als Zeugnis fähigen Multiinstrumentalisten-Daseins verkaufen zu wollen schießt etwas übers Ziel hinaus, Hr. Edele. Noch schlechter ist nur Munky an der Gitarre - der ist echt nur fett und drogensüchtig geworden, Gitarre spielt er noch genauso mies wie 1996 in der Batschkapp. Ich glaube fast, der Head wusste damals, dass er mit der Jesus-Nummer noch unpeinlicher rauskommt als diese verbleibenden Karikaturen einer so-called Metalband...
    Aber wem es reicht... Vielleicht fehlen mir in meinem Alter einfach schon die passenden Anlässe für die Musik von Hrn. Davis. »):

    You made my day :-)

    Man könnte jetzt über die ersten beiden Alben streiten, die ja durchaus wegweisend waren, aber wozu?
    Wobei ich schon sagen muss, dass die "Korn gave head to Jesus" T-Shirts eigentlich die Existenz der Band berechtigt haben, trotz des ganzen Mülls, den sie in den letzten Jahren verbrochen haben.