laut.de-Kritik

Das englische Quintett bleibt für alle Richtungen offen.

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Gomez ist eine Band, die sich schwer erklären lässt, sollten doch Stichworte wie Folk, Pop, Elektronik und Eddie Vedder in der Beschreibung vorkommen. Dass sie diese Elemente überzeugend verschmelzen und rüberbringen, beweisen sie erneut auf ihrem vorliegenden vierten Studioalbum.

Nach eigenen Angaben rockiger und geradliniger als der Vorgänger "In Our Gun" (2002), kommt schon in den ersten Takten des Openers "Do One" ein krachendes Riff zum Einsatz, mit dem Gitarrist und Sänger Ian Ball seine heisere Stimme begleitet. Dass die Lage nicht so einfach ist, beweist die schnelle Skiffle-Nummer "These 3 Sins", die durch beatles-haften Hintergrundgesang besticht. "Silence" bietet entgegen seines Titels eine Gitarrenwand und einen hypnotischen Bass.

Über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren im englischen Dorf Portslade in Sussex aufgenommen, zeugt "Split The Difference" von vielen musikalischen Interessen. So könnte "Me, You and Everybody" der Unplugged-Sessions einer Grunge-Band entstammen. Ein Vergleich, der gar nicht so hinkt, bezeichnet Mitglied Tom Gray "We Don't Know Where We're Going" als würden sich Nirvana an "Gimme Shelter" von den Rolling Stones versuchen. Im ruhigen "Sweet Virginia" tauchen dagegen unvermittelt schräge Streichereinlagen auf.

"Where Ya" Going" rechtfertigt mal wieder die Vergleiche mit Pearl Jam, "Meet Me In The City" kommt mit Perkussionen, choralen Stimme und einer verstimmten Akustikgitarre aus. Auf das chaotische "Chicken Run" folgt das folkig-groovige "Extra Special Guy". Den Abschluss bilden das zu Beginn rhythmische "Nothing Is Wrong" und das melancholische "There It Was".

Der Grund, weshalb Gomez bei Fans und Kollegen auf großen Anklang stoßen, liegt auf der Hand: Sie lassen sich in keine Schranken verweisen und sind für alle Richtungen offen. Dass sie dabei auf jeglichen Schnickschnack verzichten und sich lieber in ein verlassenes Dorf zurück ziehen, um in Ruhe arbeiten zu können, als ein namhaftes Studio zu mieten, erhöht ihre Sympathiewerte. Sie haben zweifellos gute Ideen und können sie auch musikalisch umsetzen. Ein kleines Manko haftet dennoch an ihnen: Bei aller Vielfalt und Originalität bleibt der Hörgenuss zu oft auf der Strecke.

Trackliste

  1. 1. Do One
  2. 2. These 3 Sins
  3. 3. Silence
  4. 4. Me, You And Everybody
  5. 5. We Don't Know Where We're Going
  6. 6. Sweet Virginia
  7. 7. Catch Me Up
  8. 8. Where Ya Going?
  9. 9. Meet Me In The City
  10. 10. Chicken Out
  11. 11. Extra Special Guy
  12. 12. Nothing Is Wrong
  13. 13. There It Was

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