laut.de-Kritik

Fortsetzung in Sachen Krautrock-Beef.

Review von

Das nennt man wohl einen zweiten Frühling. Insgesamt acht Releases haben die Hamburger Faust mit den beiden Gründungsmitgliedern Werner Diermaier und Jean-Hervé Peron von 2007 an auf den Markt gebracht. Ihre jüngste Veröffentlichung auf Albumlänge, die für Faust das Jahr 2011 eröffnet, heißt "Something Dirty". Und irgendwie ist der Titel ganz passend, denn der Longplayer setzt den Beef rund um Faust nahtlos fort.

Auf der einen Seite ist Hans-Joachim Irmler zu finden, seines Zeichens Gründungsmitglied von Faust und bis zu seinem Ausstieg 2006 so etwas wie der Kopf der Band. Er betreibt Faust inzwischen mit neuen Musikern als Projekt weiter.

Auf der anderen Seite sind mit Werner Diermaier und Jean-Hervé Peron zwei weitere Gründungsmitglieder, die sich mit einer Flut von Releases unter dem Namen Faust profilieren. Wie stark der Rechtfertigungszwang noch immer ist, zeigt ein Blick auf das Cover der aktuellen Veröffentlichung, die mit ihrer Röntgenhand Bezug zum ersten legendären Faust-Release von 1971 nimmt.

Anspielen gegen den eigenen Mythos und die Provokationen aus dem Hause Irmler, unter diesem Motto steht auch die Platte. Irmler hatte im vergangenen Jahr als Faust ein Platte mit dem Titel "Faust Is Last" und einer Adaption der bereits erwähnten Knochenhand auf dem Cover veröffentlicht.

Mit "Something Dirty" folgt nun postwendend die Antwort der Hamburger. Schade eigentlich, dass es keiner der beiden Fraktionen gelingt, ohne gegenseitige Sticheleien auszukommen, denn musikalisch machen Diermaier, Peron sowie die Neumitglieder Geraldine Swayne, James Hodson und James Johnston ihre Sache ganz gut.

Geraldine Swayne hinterlässt den stärksten Eindruck, wenn sie zum Mikro greift und Faust in eine Richtung lenkt, die mit der Vergangenheit nichts zu tun hat. Mehr Selbstbewusstsein, mehr Eigenständigkeit wäre denn auch die wichtigste Forderung an die fünf Musiker. Vielfach klingen Faust 2011 ungefähr so wie die Einstürzenden Neubauten 2011 - Noise-Pop für eine gesättigte und nicht mehr ganz junge Hörerschaft.

Im schwäbischen Scheer wird man das mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen und derweil schon an einer passenden - natürlich musikalischen - Antwort basteln. Die Fortsetzung im Krautrock-Kindergarten folgt bestimmt.

Trackliste

  1. 1. Tell The Bitch To Go Home
  2. 2. Herbststimmung
  3. 3. Something Dirty
  4. 4. Thoughts Of The Dead
  5. 5. Lost The Signal
  6. 6. Je Bouffe
  7. 7. Whet
  8. 8. Invisible Mending
  9. 9. Dampfauslass 1
  10. 10. Dampfauslass 2
  11. 11. Pythagoras
  12. 12. Save The Last One
  13. 13. La Sole Dorée

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