laut.de-Kritik

Nicht Folk, nicht Rock: Weder Fisch noch Fleisch.

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Ohne großes Tamtam und überdimensionalen Aufkleber samt Kaufreiz stimulierendem Namedropping auf dem Cover kommt das schottische Trio in aller Stille mit einem Debütalbum um die Ecke, das im Sortiment des heimatlichen Handels wohl unter der Kategorie Allstar-Kollaboration geführt wird. Mit Kris Drever, John McCusker und Roddy Woomble hat sich für "Before The Ruin" ein erlesenes Triumvirat der schottischen Indie-Folk-Szene zusammengetan, das auf den ersten Blick sehr vielversprechend erscheint.

Sänger Woomble ist Mitbegründer der Indie-Rock-Formation Idlewild, die mit ihrem genre-untypischen Appetit auf Zerstörung im Rahmen brachialer Liveorgien über die Landesgrenzen hinaus für Furore sorgten. Multiinstrumentalist und Produzent John McCusker hat sich in schottischen Folkkreisen mit der verblichenen Battlefield Band einen überaus wohlklingenden Namen gemacht und verdient gegenwärtig seine Sporen als Studiomusiker für Mark Knopfler und Paul Weller, an deren jeweils aktuellen Alben er beteiligt war. Der dritte im Bunde ist Gitarrist Kris Drever, der für Liebhaber gepflegter Folkmusik aufgrund der Reputation seiner Hauptband Lau ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt darstellt.

Doch damit nicht genug. Beim Blick auf die Gästeliste avanciert die Riege der versammelten Zimmermusikanten endgültig zur vermeintlichen Supergroup der Independent-Szene. Philip Selway, vielen wohl besser bekannt als Drummer von Radiohead, streichelt die Felle auf "Rest On The Rock" und "Out Of Light". Weitere Drum- und Gesangs-Parts übernehmen zwei alte Helden von Teenage Fanclub, die einst von Kurt Cobain in höchsten Tönen gelobt wurden.

Da kann eigentlich nicht viel schief gehen, denkt man. Doch leider hält der musikalische Output in der Summe nicht, was das Potenzial der einzelnen Teile auf dem Papier verspricht. Der Funke, der McCusker zufolge genährt aus Spontaneität und Kreativität bei der siebentägigen Jamsession in seinem Wohnzimmer in Edinburgh aufflammte, als die Stücke komponiert wurden, will bei mir partout nicht überspringen. Dafür klingen die Songs trotz Belebungsversuchen mittels Jazzakkorden zu brav und gleichförmig.

Diese Stubenmusik ist zwar handwerklich souverän umgesetzt und lieblich anzuhören, aber sehr spannend und inspirierend tönt das nicht. Die durchgehend abgespeckten Arrangements werden in zurückgelehntem Gestus mit Akustikklampfen und Streichern samt reduzierter Drumbegleitung intoniert. Mal eine Zither da, mal Flöte und Dudelsack hier, dann Akkordeon und Harmonium dort. Das ist sicher gut und ehrlich gemeint, aber leider in etwa so spannend, wie wenn sich Jack Johnson und Reinhard Mey zum Tête-à-tête am Lagerfeuer tummeln. "Weder Folk noch Rock", so versucht Kris Drever den Stilmix des schottischen Trios einzuordnen. "Weder Fisch noch Fleisch", lautet dagegen meine Diagnose.

Trackliste

  1. 1. Silver And Gold
  2. 2. Into The Blue
  3. 3. All Along The Way
  4. 4. Before The Ruin
  5. 5. Hope To See
  6. 6. Rest On The Rock
  7. 7. Out Of Light
  8. 8. The Poorest Company Moments
  9. 9. Last Forever
  10. 10. Stuck In Time

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