laut.de-Kritik

Die beste DP-Platte seit "Perfect Strangers".

Review von

Was die mittlerweile 35-jährige englische Hardrockband dazu verführt hat, ihr erstes Studioalbum seit 1998 mit einem solch bescheuerten Titel zu versehen? Bassist Roger Glover bekennt sich zum Verbrechen. Er habe in einer Zeitung das Foto von einem Bananen schleppenden Mann gesehen und zu Sänger Gillan gemeint, "schau Ian, hier haben wir den kommenden Albumtitel." "Großartige Idee", soll dieser sarkastisch geantwortet haben, konnte sich aber offensichtlich nicht mit etwas Besserem durchsetzen.

Glücklicherweise gibt es keine direkte Verbindung zwischen Namen und Inhalt. Schon der Opener "House Of Pain" überzeugt mit klassischem Deep Purple-Sound: mächtige Riffs, dudelnde Orgel, druckvoller Gitarrensound und eine gut abgestimmte Rhythmusgruppe. Es handelt sich dabei nicht um einen glücklichen Zufall, denn auf dem Album gibt es kaum schwache Momente.

"Sun Goes Down" beginnt mit schrägen Gitarren- und Orgelklängen, "Haunted" ist ein zarte Ballade mit Keyboardsound, "Picture Of Innocence" kommt bluesrockig daher und erinnert daran, dass Gitarrist Steve Morse bei Kansas war. Das auf dem Papier kitschig anmutende "Contact Lost" entpuppt sich als eines der besten Stücke. Gewidmet ist es den Astronauten des verglühten Shuttles Columbia - nach Angaben der Band hatten sie nicht nur kurz vor Start eines ihrer Konzerte besucht, sondern auch email-Kontakt aus dem All und Deep Purple-Lieder im Gepäck. Klanglich erinnert das kurze Instrumentalstück an Gary Moore in seiner besten Phase.

Moment mal - Keyboard?! Die traurige Neuigkeit dieses Albums lautet, dass nun auch Orgelspieler John Lord ausgestiegen ist. Ausnahmsweise mal freundschaftlich, weil er sich wieder klassischer Musik mit Rockbegleitung widmen wollte. Sein Ersatzmann Don Airey, schon für Ozzy Osbourne und Rainbow tätig, enttäuscht jedoch nicht und versteht es, eigene Akzente zu setzen, ohne den bewährten Sound seines Vorgängers zu revolutionieren.

"Es ist eine Frage des Unterschiedes zwischen einer Zerstörungsorgie und einer tollen Zeit", dichtet Gillan in "Razzle Dazzle". Eine wohl autobiografische Zeile, denn mit dem neuen Lineup scheinen die ewigen Streitereien in der Band endlich ein Ende genommen zu haben. Das Ergebnis ist die beste Deep Purple-Platte seit dem 1984er "Perfect Strangers". Wenn nur dieser Titel nicht wäre ...

Trackliste

  1. 1. House Of Pain
  2. 2. Sun Goes Down
  3. 3. Haunted
  4. 4. Razzle Dazzle
  5. 5. Silver Tongue
  6. 6. Walk On
  7. 7. Picture Of Innocence
  8. 8. I've Got Your Number
  9. 9. Never A Word
  10. 10. Bananas
  11. 11. Doing It Tonight
  12. 12. Contact Lost

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18 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    ohne John Lord?

    naja, hör sie dir mal an...

  • Vor 20 Jahren

    Ich kann sie empfehlen. Habe sie seit dem 26.8.
    Für mich ist das Teil die beste Veröffentlichung seit "The Battle Rages On".
    Die Produktion ist klasse, die Band spielt sehr homogen, Morse frickelt nicht mehr als nötig und Don Airey (Jon Lord's Ersatz) zeigt auch, daß er kein Anfänger ist.
    Die Scheibe ist zwar nicht der Überhammer wie "In Rock", "Machine Head", "Burn" oder "Perfect Strangers"(das werden sie wohl auch nie mehr erreichen), hat aber in etwa das "Who do we think we are" oder "Stormbringer"- Level. Also 7 bis 8 von 10 Punkten, sag ich mal.
    Schlecht: Das Teil hat einen Kopierschutz, d.h. man kann sie auf dem Rechner nicht über Mediaplayer etc. abspielen. Es öffnet sich dann ein eigenes kleines Abspielprogramm. Weiterhin keine Zeitangabe der Titel, weder im Player, noch auf der CD bzw. Booklet.
    Aber alles in Allem - Empfehlenswert!

  • Vor 20 Jahren

    Ich habe bisher erst einen Song von der neuen Platte gehört (hab vergessen wie er heisst)... vom Hocker hat mich der Song nicht grad gerissen. Werde mir demnächst mal das ganze Album anhören und hoffe das die restlichen Tracks besser sind.