Athena - " Us"

Man kann den altehrwürdigen Grand Prix d'Eurovision de là Chanson zehnmal in einen "Eurovision Song Contest" umbenennen - es bleibt doch vor allem eins: ein verzopfter Schlagerwettbewerb. Um so mutiger die Entscheidung der Türkei, die als Vorjahressieger und Gastgeberland natürlich auch nichts zu verlieren hatte, eine Ska-Punk-Band ins Rennen zu schicken.

Ich hätte nie im Leben erwartet, dass Athena, einer der wenigen Lichtblicke des Abends, auch in der Publikumswertung punkten können. Ein vierter Platz für "For Real", das ist doch mal erfreulich. Auf "Us", dem vorliegenden Album, ist dieser Track deshalb auch gleich zweimal vertreten. In der türkischen ("Ist") wie englischen ("For Real") Fassung eine gleichermaßen rockende Ska-Nummer, an der nichts, aber auch gar nichts auszusetzen ist.

Überhaupt kommen die schnellen Songs ("d.i.h.o", "Easy man") sehr vergnüglich rüber. Treibende Rhythmen, fröhliche Melodien - man muss grinsen, und man muss hüpfen. "I Love Mud On My Face" ist ein astreiner Punkrock-Song, der den Vergleich mit Klassikern der Sex Pistols keineswegs zu scheuen braucht.

Etwas ermüdend erscheinen mir die getrageneren Nummern ("Son Defa", "Yalan"); auch hier werden zwar schöne Melodien mit (besonders beim erstgenannten Track) nicht zu überhörenden orientalischen Einflüssen geboten, zweifellos sind diese Songs allerdings textlastig. Und da stört doch sehr, wenn man kein Wort Türkisch kann.

Ich bin aber sicher, Athena äußern sich ausschließlich philosophisch tiefsinnig, politisch durchdacht und pädagogisch wertvoll. Ich habe großes Vertrauen in die Brüder Özoduz. Wer im zarten Alter von elf Jahren Gitarrenstunden bei der Metal-Ikone des Landes nimmt, der kann nicht ganz danebenliegen.

Turkey - twelve points.