laut.de-Kritik

Grandioser Gothic-Prog einer Newcomerband.

Review von

"New England ist unser Zuhause und hat uns geformt, zum Besseren oder Schlechteren." 1476 sind schon jetzt ganz klar die Newcomer des Jahres im Bereich zappendüsterer Musik. Das mittlerweile dritte Full Length-Album "Our Season Draws Near" vereint die elegante Finsternis literarischer Vorbilder wie William Blake oder John Milton mit straighter, harter Musik. This is Gothic-Prog!

Die erste Platte "A Wolf's Age" enthielt mitunter toughes Geknüppel. Mit dem grandiosen Zweitwerk "Edgar Allan Poe: A Life Of Hope And Despair" lieferten sie ein herrlich nekrophiles Werk zwischen Klassik, Neofolk und Ambient ab. Nun verschmelzen sie alles und bieten oft mehrere Stile simultan. Das passiert indes so geschickt, dass man trotz aller Komplexität nie den Prog-Overkill abbekommt, sondern lustvoll in schwarzen Wassern zwischen Gentleman-Goth und wölfischer Bestie schippert.

Hört sich nach der berühmten Quadratur des Kreises an? Ja, ein wenig. Am Ende bleibt es aber völlig gleichgültig, aus welcher schummrigen Nische der Hörer kommt. Durch Intelligenz im Songaufbau plus atmosphärischer Sinnlichkeit sammeln 1476 Opeth-Jünger ebenso ein, wie Truppen von Fields Of The Nephilim, The Damned oder Paradise Lost. 1476 sind ähnlich individualistisch, ohne direkt vergleichbar zu sein.

Robb Kavjian und Neil DeRosa verbinden dabei ihren musikalischen Ansatz mit dem thematisch dominierendenen Bezug des Albums: An der Küste New Englands sind die Winter kalt und abweisend. Es geht gleichermaßen um die reale Eiszeit vor Ort und jene metaphorische des Herzens. Alles klingt so, wie das Coverartwork aussieht.

Bereits die beiden ersten Stück,e "Our Silver Age" und "Ettins", zeigen eindrucksvoll die Stärken von 1476. Der Opener ist eine Art verträumter Folk-Noir-Schmeichler, der jeden Current 93-Fan erobern sollte. Kurz darauf bricht der Sturm los: Gothic-Rock tackert sich in Punktempo vorwärts, kokettiert ein wenig mit Black Metal, um zwischendurch noch im filigranen Folkteppich zu versinken.

Die Ausdruckskraft des Duos ist erstaunlich. Wenn sich etwa die waidwunde Anmut in "Odessa" zum desillusionierten Ausbruch auftürmt, um den Hörer danach als Darkrock zu vereinnahmen, staunt man bereits im ersten Durchgang Bauklötze. Nach dem zweiten Erlebnis ist man komplett hin und weg.

Auch die Detailfreude macht die Platte zum Highlight. "Sorgen (Sunwheels)" bringt die vom Vorgängeralbum berückend eingesetzten Klassik-Tupfer zurück und zieht noch ein klabauterhaftes Akkordeon aufs untote Geisterschiff. "By Torchlight" ist soviel flackernder Groove wie Gothrock nur sein kann. Der "Winter Of Wolves" klingt ein wenig wie die blutgierige Zombieversion der New Model Army. Und egal, wann man diese Scheibe auflegt - sobald sie verklingt, ist klar: 'Der Winter naht!'.

Trackliste

  1. 1. Our Silver Age
  2. 2. Ettins
  3. 3. Winter Of Winds
  4. 4. Solitude (Exterior)
  5. 5. Odessa
  6. 6. Sorgen (Sunwheels)
  7. 7. Solitude (Interior)
  8. 8. By Torchlight
  9. 9. Winter Of Wolves
  10. 10. Our Ice Age

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