laut.de-Kritik

Aus einer Wolke Wüstenstaub ersteht eine der Platten des Jahres.

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Von einer Band, die den gleichen Namen trägt wie der wohl exzentrischste Schauspieler, den Deutschland je hervorgebracht hat, erwarte ich ein gewisses Maß an Exotik im Sound. Und Kinski enttäuschen nicht. Eine Gitarre, die so klingt, als wäre sie jahrelang in der Mojave-Wüste vergraben gewesen, eröffnet "Down Below It's Chaos".

"Crybaby Blowout" mäandert knapp 50 Sekunden vor sich hin, um dann völlig unscheinbar zu explodieren. Stark verzerrte Gitarren bratzen ohne störende Worte in die Gehörgänge. Kyuss, Queens und ein bisschen Fu Manchu regen sich im musikalischen Langzeitgedächtnis, das von einer Wolke Wüstenstaub eingehüllt wird.

Walzt der Opener noch mit einem unglaublichen Drive durch die Gehörgänge, schmeichelt sich "Passwords & Alcohol" ins Ohr. Großartige Dissonanzen werden zu einem großen Ganzen zusammengefügt, und spätestens jetzt weiß ich, ich höre eines der großen Rockalben des Jahres.

Und so bewegen sich Kinski auch in der Folge irgendwo zwischen lässig rockendem ("Dayroom At Narita Int'l") und sperrigem, leicht noisigem ("Boy, Was I Mad!") Liedgut. Hier verlieren sich Chris Martin, Matthew Reid-Schwartz, Lucy Atkinson und Barrett Wilke in einem über zweiminütigen, nur scheinbar leichten, Unheil verkündenden Intro, das in ein heavy Noiserockmonster mündet.

Mit gut siebeneinhalb Minuten ist "Boy, Was I Mad!" allerdings nur der drittlängste Song der Platte. "Plan, Steal, Drive" webt diverse Gitarren- und Keyboard-Fäden zu einem dichten Klangteppich, der erst im letzten Drittel mit Riffs und Schlagzeug eine songähnliche Textur erhält. Gegen Ende kippt der Song um in eine orgiastische Kakophonie. Großartig.

Der Schlusstrack stellt mit seinen über neun Minuten noch mal einen ganz besonderen Brocken dar. Auch hier schält sich erst nach über zweieinhalb Minuten ein Song aus der Soundlandschaft. Man wartet geradezu nur auf das Unheil, das über einen hereinbricht, aber es hängt da einfach nur. In der Luft. In der Musik. Viel Worte machen sie auch nicht. Lange Instrumentalstrecken zeichnen "Down' Below It's Chaos" aus - hier liegt definitiv eine Stärke Kinskis.

Die zwischen den längeren Tracks liegenden Stücken komplettieren "Down Below It's Chaos" ganz vortrefflich. Das einigermaßen straight rockende "Child Had To Catch A Train" und das derbe verzerrte "Punching Goodbye Out Front" lassen den Freund leicht abwegiger, eventuell drogeninfizierter Gitarrenmusik wunschlos glücklich zurück.

Trackliste

  1. 1. Crybaby Blowout
  2. 2. Passwords & Alcohol
  3. 3. Dayroom At Narita Int'l.
  4. 4. Boy, Was I Mad!
  5. 5. Argentina Turner
  6. 6. Child Had To Catch A Train
  7. 7. Plan, Steal, Drive
  8. 8. Punching Goodbye Out Front
  9. 9. Silent Biker Type

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