laut.de-Kritik

Unbändiger Druck: Live fließt hier sicher Blut.

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Bis die nächste Scheibe der Yeah Yeah Yeahs in den Läden steht, dauert es noch ein Weilchen. Warum also nicht die Überbrückungszeit mit The Gossip füllen, dachte sich womöglich auch das stilbewusste Hamburger Lado-Label und präsentiert nun mit The Gossip stolz sein erstes US-Signing.

Um herauszufinden, was die Verantwortlichen wohl zu diesem Schritt bewogen haben mag, muss man nur der ersten Minute des hierzulande als Debüt veröffentlichten, insgesamt dritten Gossip-Albums seine Aufmerksamkeit schenken: Über bewusst im Rohschliff belassene, akzentuierte Gitarrenarbeit krakeelt sich Sängerin Beth Ditto nach und nach in Fahrt, um im Refrain rechtmäßig auszuflippen. Live fließt hier sicher Blut. Soweit die Parallelen zu Karen O., die wie Ditto auch die Singdrossel einer Dreier-Bande stellt.

Dass The Gossip aus Arkansas stammen, der Heimat des Delta Blues, die einstmals aus dem Grünschnabel Robert Johnson einen glühenden Howlin' Wolf-Verehrer machte, passt da mindestens so gut ins Bild wie der viel zitierte Stooges-Detroit-Bezug bei den White Stripes, vor denen das Trio übrigens auch schon auf die Bühne klettern durfte.

"Standing In The Way Of Control" bietet einerseits genug Stoff für all jene, die sich gerne dem leicht verzögerten Herzschlag des authentischen Bluesrock-Taktes hingeben, um sich von ihm kopfüber durch morastige Mississippi-Sümpfe ziehen zu lassen. Statt abgehangener Akkordschemen im Storytelling-Stil gewinnt der Sound des Trios allerdings in den besten Momenten derart an Fahrt, dass selbst den Reitern die Zügel zu entgleiten scheinen.

Wieso man die Band gerne mit der Riot-Grrrrl-Bewegung in Verbindung bringt, verdeutlicht jedenfalls nicht nur der formidable Electro-Remix von Le Tigre, der als Bonustrack mit dabei ist. Unbändiger Druck charakterisiert die besten Songs "Fire With Fire", "Standing In The Way Of Control" und das noch heiß dampfende "Your Mangled Heart", in dem die Nähe der mitunter anstrengenden Stimme Dittos zur jungen Patti Smith schon beängstigend wird, bevor sie zu markigen Dance-Beats loslegt und danach ganz unpattihaft ein neues Screamo-Level erreicht.

Auch vor dem Risikofeld Balladen zeigen The Gossip keine Hemmungen, was leider nur im minimalistischen "Dark Lines" lobenswert erscheint. Die Wahl der Internet-Domain gossipyouth.com zeitigt nebenbei nicht nur Sympathie für eine berühmte New Yorker Band - Kim Gordon soll auch beim Coverartwork ausgeholfen haben.

Trackliste

  1. 1. Fire With Fire
  2. 2. Standing In The Way Of Control
  3. 3. Jealous Girls
  4. 4. Coal To Diamonds
  5. 5. Eyes Open
  6. 6. Your Mangled Heart
  7. 7. Listen Up!
  8. 8. Holy Water
  9. 9. Keeping You Alive
  10. 10. Dark Lines
  11. 11. Standing In The Way Of Control (Le Tigre Remix)

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