Sofa Surfers - " Encounters"

Der kleinen Eingangsmelodie bleibt nicht viel Zeit. Nach wenigen Takten würgen graue Krachberge das zarte Pflänzchen ab, bevor es auch nur daran denken durfte, vielleicht den Refrain zu erreichen. Bald bekommt das Klang-Chaos eine Stimme und eine recht strenge rhythmische Struktur, beides zerschneidet in gleich große Häppchen das Becken, das bei jedem dritten Herzschlag nieder saust wie die eiserne Giulliotine höchstpersönlich.

Ähnlich düster gerät der Auftritt der "21st Century Army": wenn Oddatee in harten Raps die gesellschaftlichen Missstände schildert, wirkt das vor dem Hintergrund immer wiederkehrender, teils winselnder, teils schleifender Geräuschfetzen nicht eben tröstlich. "Encounters" soll im Gedankenaustausch zwischen den vier Wiener Sofa Surfern und den Features der Platte (u.a. Jeb Loy Nichols, Sensational, Junior Delgado) entstanden sein. Da war man sich wohl einig, dass die Welt-Stimmungslage keine heitere ist.

In solch tristem Umfeld strahlt die einfache, aber von Jeb Loy Nichols mit viel Gefühl vorgetragene Melodie des "River Blues" eine große Wärme aus. Auch hier herrscht eine denkbar große Vielfalt an Geräuschen, doch sind die meisten von ihnen noch irgendwie als Scratches zu erkennen. Als solche wirken sie nicht ganz so mechanisch wie das Gescheuer und Geschepper von "Babylon Tymes" oder "Twisted Tongue".

Mit "Can I Get A Witness" folgt noch ein eher akustischer und schöner Song, ansonsten dominiert geräuschvoll im Kreis eiernde rhythmische Mechanik dieses Industrial-Dub-Rap Album. Für mich ist das zeitgemäßer Downbeat auf hohem Niveau, wem's zu hart ist, der soll halt weiter Gigi hören ...