laut.de-Kritik

Myles Kennedy und Slash setzen den Stripclub in Flammen.

Review von

Amp an, Riff ein, Hi-Hat, Cowbell – it's time to set the world on fire! Slash verspricht, Slash hält sein Versprechen. In knappen 80 Minuten brennt er ein Rock-Feuerwerk der Extraklasse ab. 17 Songs sind dabei eher zu wenig als zu viel.

Nachdem der Klampfengott auf "Slash" noch personell und musikalisch herumexperimentierte, regiert seit "Apocalyptic Love" die Beständigkeit. Neben Myles Kennedy und dem Meister selbst sind erneut die Conspirators, namentlich Todd Kerns und Brent Fitz, mit von der Partie. Diese Konstellation hat auf "World On Fire" zwar immer noch keinen vernünftigen Bandnamen, aber endgültig ihren Sound gefunden.

Änderungen im Vergleich zum Vorgänger gibt es kaum. Dafür wirkt alles noch homogener, die Songs noch ausgereifter, Durchhänger gibt es keinen einzigen mehr. Statt nachzulassen, knallen die Songs der zweiten Plattenhälfte teilweise gar ein Stückchen mehr als die der ersten. Slash zaubert ein hammer Riff nach dem anderen aus seinem Zylinder. Myles Kennedy ist sowieso immer in Höchstform. Da gibt es jede Menge "la la la" und "oh oh oh", hier ein Lead, dort ein Pentatonik-Solo – total egal ob stellenweise kitschig oder bewährte Methode: es klingt einfach immer geil.

Balladen wie "Bent To Fly" laufen rein wie heiße Schokolade bei Mutti auf dem Sofa, nebenan lockt die Bar mit Whiskey und "Dirty Girl". Wohlgefühl schreibt "World On Fire" in allen Belangen groß. Bewegung ebenso. Es mag sich abgedroschen anhören, doch Stillsitzen ist bei treibenden Brechern der Kategorie "Avalon", "Beneath The Savage Sun" oder "Too Far Gone" nahezu unmöglich. Beliebigen Songtitel einsetzen, bitte.

Außerdem muss sich ein Album, das mit so abgezockt dominanter Cowbell aufwartet, keinerlei Sorgen um einen fetten Groove machen. Der Opener "World On Fire", "Withered Delilah", das mit leichtem Southern-Feeling ausgestattete "30 Years To Life" – sie alle bedienen sich des Badass-Instrumentes. Sogar noch lässiger ist das Folk-Intro zu "The Dissident", das sich im weiteren Verlauf zum Gute-Laune-Rocker schlechthin entwickelt. Ohrwurm garantiert. Myles sei Dank.

Verdientermaßen gönnt er seiner Stimme im anschließenden Track eine Pause. "Safari Inn" entpuppt sich dem Namen entsprechend als exotischer Stripclub. Sollte Robert Rodriguez eine neue Tanzeinlage für Salma Hayek planen, kann er ihr den Song schon einmal zum Üben schicken.

Zum Schluss geht es wieder etwas jugendfreier zu. "The Unholy" beginnt mit Spielplatzgeschrei, ruhiger Gitarre und Myles Kennedy in – hab ich es schon erwähnt? – Höchstform. Alter Bridge-Sänger und Ex-Gunner hangeln sich zwischen sanften Balladentönen, lauernden Flüsterpassagen und einem majestätischen Refrain hin und her. Ohne Probleme hätte man hier auch ein Orchester integrieren können. Der Closer untermalt eindrucksvoll, dass das Duo Slash/Kennedy zurzeit das aufregendste und spannendste im Rockzirkus ist.

Wer braucht schon Axl Rose, wenn man Myles Kennedy hat? Wer braucht schon große Innovation, wenn man Traditionelles auf derart hohem Niveau zelebriert? "World On Fire" ist von Anfang bis Ende ein Statement und Ausrufezeichen. In Sachen Rock'n'Roll kann sich mit Slash momentan niemand messen. Außer er selbst mit einem 27 Jahre alten Meilenstein. Oder etwa nicht?

Trackliste

  1. 1. World On Fire
  2. 2. Shadow Life
  3. 3. Automatic Overdrive
  4. 4. Wicked Stone
  5. 5. 30 Years To Life
  6. 6. Bent To Fly
  7. 7. Stone Blind
  8. 8. Too Far Gone
  9. 9. Beneath The Savage Sun
  10. 10. Withered Delilah
  11. 11. Battleground
  12. 12. Dirty Girl
  13. 13. Iris Of The Storm
  14. 14. Avalon
  15. 15. The Dissident
  16. 16. Safari Inn
  17. 17. The Unholy

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Slash

Mit einer langen schwarzen Zottelmähne überm Gesicht, einer Zweiliterflasche Jack Daniel's zwischen den Beinen und einem absolut fertigen Gesichtsausdruck …

11 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 9 Jahren

    wirklich erstaunlich gut geworden.kann mich jetzt so direkt an keine seiner sologeschichten erinnern, die dem album das wasser abgraben könnte.
    an besagten meilenstein perlts allerdings ab, dafür ist appetite for destruction einfach zu mächtig.

  • Vor 9 Jahren

    So viel zum Thema, Rock ist tot. Die Platte ist genau das, was man hören will. Treibender Gitarrensound, tolle Melodien und Kennedy veredelt das Ganze noch. Das kommt schon nahe an die Perfektion ran. Da sind 77 min Spielzeit wirklich noch zu wenig.

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    Hammeralbum! Dinitiv besser als der Vorgänger - abwechslungsreicher... auch wenn vielleicht Hits wie "Anastasia" fehlen... dafür diesmal mehr "Hard & Fast" und die Hooks von "The Dissident" und des Titeltracks catchen mich total!

  • Vor 9 Jahren

    so, komplett durchgehört und finde auch: viel besser als apocalyptic love, von dem ich eher enttäuscht war. ein paar experimente oder features hätten mir aber auch gefallen über die länge von 17 tracks.

  • Vor 9 Jahren

    Aus meiner Sicht das beste Rockalbum der letzten 10 Jahre, eine deutliche Steigerung zum Vorgänger.
    Myles Stimme ist einfach fantastisch und was Slash drauf hat darf man in "Safari Inn" einfach genießen (inklusive Gänsehaut).