La Bakken veröffentlicht ein Album voller Tom Waits-Interpretationen. Den kalifornischen Grantler zu covern, ist eine zweischneidige Sache. Die meisten Künstler scheitern an dieser Aufgabe, wie Springsteen an "Jersey Girl" oder Rod Stewart am "Downtown Train". Die norwegische Jazzdiva versucht sich …

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  • Vor 9 Jahren

    "Bakken macht daraus eine lahme High Society-Nummer, die man lieber "Uptown" nennen möchte."
    Haha sehr gut Herr Anwalt, so eine kantenlose Spießerveranstaltung hat der Tom nicht verdient.

  • Vor 9 Jahren

    Ein typisches Problem im Jazz - diese Unfähigkeit, sich der Essenz des Originals zu nähern oder diese gar zu übertreffen. "Verwässern" trifft's gut.

  • Vor 9 Jahren

    Ich schätze, das mit der Big Band war keine gute Idee in diesem Zusammenhang und bei dieser Titelauswahl ... manchmal ist weniger einfach mehr. Das Schlimme ist ja eigentlich, daß ich Rebekka Bakken durchaus zutraue, einige Perlen aus Tom Waits' Fundus vernünftig zu interpretieren ...
    Gruß
    Skywise

  • Vor 9 Jahren

    Wer ein gutes Female-Vocal-Jazz-Tom-Waits-Cover-Album hören will, dem sei immer noch und nach wie vor "Temptation" von Holly Cole (etwa 1995 muß das gewesen sein, daß die CD rauskam, glaub' ich) ans Herz gelegt.

  • Vor 9 Jahren

    Na Ulf, den Seitenhieb Richtung Cicero konntest du dir wohl nicht verkneifen. Auch wenn du meinst dass die Scheibe sich da problemlos dazustellen lässt kann ich dir sagen dass ich meine Cicero Cds nicht beleidigen möchte und dieses Ding nicht dazustellen werden. Im Gegensatz zu dir sehe ich hier immer noch einen himmelweiten Unterschied in der Qualität der Songs... auch wenn ich hier gerne abstriche bezüglich der letzten CD des Herrn Cicero machen möchte die meines erachtens eher Mau ausgefallen ist :-) Du wirst wohl nie ein Fan werden... der liebe Arthur hat es ja auch schon öfters bei dir versucht.

    Jazzige Grüsse,

    Swingmaster

  • Vor 9 Jahren

    nee, swing das wird nix...cicero ist für mich mehr james last als duke ellington...aber ein sauberer dissens ist ja auch was wert :)
    ..als synchronsprecher & sänger in dem sudstaaten-disney-film vor ein paar jahren fand ich den aber toll. das hatte feeling und bei mir nen nerv getroffen.

  • Vor 9 Jahren

    Was bitte zeichnet Frau Faithfull denn als Überlebensexpertin aus, außer das sie eine Opiat Abhängigkeit zeitweise überwunden hat. Das haben andere auch, ohne darauf lebenslang ein mythenbehaftetes Image zu gründen. Stimmlich ist sie doch enorm gealtert ohne jemals richtig jung gewesen zu sein. Und was bitteschön ist daran so schlecht im CD Regal neben Gwildis zu stehen. Ich glaube beide Künstler würde es als Ehre empfinden wenn auch nicht im Regal von Ulf Kubanke. Wer Rebekka Bakken in der Rolle der heruntergekommen Nutte sehen möchte, verlangt da ein wenig viel. So viel als würde man von Herrn Waitts verlangen in die Rolle des hold reinen Norweger Sonny Boys mit Magnus Carlsen Lächeln schlüpfen zu können. Sie interpretiert das vorliegende Songmaterial auf ihre eigene feminine Weise, da sie ja stimmlich den versoffenen Raufbold wird schlecht mimen wird können. Und es ist ein gutes Rebekka Bakken Album und logische Fortsetzung dem es gelingt den Hörer der Waits bisher nicht mochte eine gewisse Achtung abzuringen und dem der der Bakken immer schon viel zutraute sie ab jetzt verehren zu können.

  • Vor 9 Jahren

    Wie gut, dass die Bakken gar nicht erst versucht hat die zur Attitüde erkorene und kultivierte Haltlosigkeit des intellektuellen Alkoholrausches, die bei Waitts zu einem Songwriting inspiriert haben muss, dass ganze Generation von Nachahmern zu solidarischem Kollektivsaufen hinter sich vereint, auch wenn dieses meistens kultiviert bei Krabbensalat und Cocktails in den Foyers der Konzertpausen bei Barbara Schoeneberger und Westernhagen geschieht, auch noch "durchdringen" zu wollen. Nein Sie hat ihm das erst mal weg genommen und ihre Lieder daraus gemacht, da der Nichtsnutz Waitts zwar in seiner Liebe zu den Gescheiterten und Kaputten wirklich rückhaltlos ist, aber objektiv betrachtet schon gesanglich schon ein rechter Stümper, der sich ohne dagegen wehren zu können vom eigentlichen Bürgertum Publikum gewohnheitsmäßig zum Alibi Underground degradieren lassen muss, was ihn wirklich mehr zum Clown macht als er es verdient und seine schönschreibenden Anwälte in Gestalt der Kulturkritiker und Musikrezensenten zu den eigentlichen Chronisten des Grauens, oder sagen wir lieber zu den Chronisten der Verrisse macht. Es ist das Recht der Künstlerin sich selbst präsentieren zu dürfen auf ihrem eigenen Album und sie braucht sich nicht dafür zu rechtfertigen eine (im Gegensatz zu Waitts) modulationsfähige Stimme zu besitzen und diese einzusetzen, was dann dem Hardcore Fan und Waitts Kenner möglicherweise "pseudoromantisch" verschreckt zeigt. Die abgehalfterte Bourgeoisie Edelschlampe der geläuterten und mittlerweile etablierten Beatnick Generation in Gestalt der Marianne Faitfull beim zitierten "Strange Waether" trifft sie in "Just the right Bulletts" mangels eigener authentischer Erfahrungen tatsächlich stimmlich nicht so glaubhaft. Andersrum sind Augenringe, Gesichtsfurchen und eine Kippe im Mundwinkel nach wie vor noch kein Kriterium für klanglich guten Gesang. Und, dass das "betuliche Fernsehorchester" welches der Autor wahrnimmt in Wirklichkeit die Bigband des Hessischen Rundfunks ist, erklärt die wahrgenomme Brillanz des Könnens, wenn man sie reflexartig mit der Resignation des Californiaschluckspechts vergleicht, der diese Brillanz ja in den wenigen klaren Momenten nie zu erreichen vermochte. Mir macht es Lust auf beides. In die Romantik und Erotik der scheinbar unschuldigen norwegischen Naturschönheit und ihres klarstimmlichen Folks einzudringen, und mich dann den Säuferballaden und melancholischen Weltschmerz Flennereien des bekennenden Abstinenzlers und Nichtrauchers Tom Waitts zu zuwenden. Wenn auch dosiert. Denn die Dosis macht das Gift, der kleine "Drop of Poison" der kleine Vorgeschmack der Droge den Frau Bakken uns hier gegeben hat, ohne uns mit einem Vollrausch vergiften zu wollen. Ich von meiner Seite würde fast sagen: "Der Schwips war ordentlich" Nein wenn ich ehrlich bin, hat mich die Scheibe sogar angefixt........

  • Vor 9 Jahren

    beschimpf doch lieber mich als den armen tom...das macht bestimmt mehr spaß und kommt der wahrheit sicherlich einen hauch näher....bei westernhagen wären wir uns übrigens wieder einig, vgl nur die rezi zur aktuellen platte...das waits nicht singen kann, ist allerdings ein beliebtes vorurteil. im gegenteil: tw hat zwar ne stimme wie ein alter motor, verfügt aber über eine hervorragende phrasierung, die an jazz und hier vor allem dem scatsinging geschult ist. das ist keine privaterfindung von mir, sondern dem ohrenbeweis zugänglich: www.youtube.com/watch?v=sPSktrg6GO0
    ansonsten: sauberer dissens; gibt ja schlimmeres. :)

  • Vor 9 Jahren

    Natürlich fehlt dem Album das "Schmutzige" der Rotz und Schweiß und Qualmmief durchzechter Nächte und die Leere nach zu viel Koks in einer durchfickten Nacht, aber mich hat es beim ersten Hören angesprochen und an Einiges erinnert, obwohl ich in dem Moment glaube ich noch gar nicht realisiert hatte, dass es da um Tom Waits ging. Ich hab aber auch schon "Eyes without a Face" von Billy Idol als lustigen Fingerpicking Folk gehört und "Boogie on Reggae Woman" oder "Georgy Porgy" als brachiale Heavy Metal Kracher. Von daher glaub ich ist da der Hund begraben; der Zwang Songmaterial immer man Original messen zu wollen. Man kann auch beides gelten lassen, natürlich ist es soft und produziert, aber ein paar gute Stücke sind dabei und sie darf es eben auch mal anders machen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Nur kann man gerne einen Verriss schreiben. Wenn man sich mit Wait´s auskennt auch so fundiert, nur sind diese Klischee´s die wir aufbauen nicht immer richtig und sind nicht zweckdienlich zur objektiven Bewertung einer künstlerischen Leistung. So wie meine Recherchen eben ergeben haben, das der Typ Nichtraucher ist und wahrscheinlich stocksolide. Wir uns nur gerne mit seiner Underdog Duftmarke parfümieren. Eine kurze Zeit lang. Und der Seitenhieb auf Gwildis als wäre der der Soul Crooner für die intellektuelle Mittelschicht, das war überflüssig. Der schreibt gute Texte und hat ne Klasse Band hinter sich. Richtig singen kann er eigentlich auch nicht, hat aber Stimme und auf den lass ich einfach nichts kommen. Also trinkt einen auf Tom aber gebt Rebekka wenigstens ne Chance.

  • Vor 9 Jahren

    Der Ohrenbeweis für das "Geschulte Scatsinging" wird hier leider durch den Anblick des Spastischen Gehampel´s des Künstlers erschwert und das damalige Publikum schaut eigentlich auch nicht so als würde es ihn so gut verstehen können wie der Redakteur. Die Nathalie Cole Scheibe hab ich mir angehört und finde sie eigentlich ähnlich. Wo ist da der große Unterschied? Springsteen sollte gar nicht covern, Rod Stewart noch viel weniger und die Faitfull als Überlebenskünstlerin abdanken weil ich die Preise ihrer letzten Tournee die irgendwo bei 60 oder 70 € lagen als Unverschämtheit empfand. Frau Bakken macht es für 25 und das noch in der Essener Philharmonie mit glasklarer Akustik und großer Big Band im Rücken. Da fallen also mehr Kosten an, als bei Wait´s ein Kasten Bier und ne halbe Flasche Whiskey. Diese "Spießerveranstaltung" werde ich gerne besuchen auf die Gefahr hin zur High Society gezählt zu werden. Ich steh dazu. Und der Beweis, dass es auch sachliche Kritiken gibt, die ohne Verrisse, Polemik und Seitenhiebe auskommen das hier: http://pop-polit.com/2014/05/28/rebecca-ba… und da mir jetzt eingefallen ist an wen mich die Bakken erinnert, nämlich Joni Mitchell, dieser wunderschöne Song https://www.youtube.com/watch?v=r6Sf3Rh_tM…

  • Vor 9 Jahren

    Sorry Holly Cole heisst die zitierte Dame richtig. Der Schreiberling ist noch nicht ganz nüchtern. ;-)

  • Vor 9 Jahren

    Mit Verlaub - wer den Unterschied nicht hört zwischen einer Holly Cole im staubtrockenen und bis auf die Knochen reduzierten Triogewand und einer Rebekka Bakken im glitzernden Big-Band-Mantel, hat ziemlich große Probleme mit seinem Gehör oder seiner Glaubwürdigkeit ...
    Gruß
    Skywise

  • Vor 9 Jahren

    Bei „Jersey Girl“ höre ich einen „Sha La la“ Background Schunkler. „Fallin Down“ ist eine schmalzige Country Schnulze ohne eine einzige Träne Tragik. „Invitation to the Blues“ schreckt mich mit maulfaul genuschelter Lieblichkeit eher ab. „Frank´s Theme“ ist tatsächlich mit dem gehämmerten Piano trocken aber die süße Stimme scheint meilenweit entfernt von der Dramatik. Singende Sägen und verstimmte Bar Klaviere instrumentieren sicher kompatibler zum Low Budget Material des Tom Waits aber in „Little Boy Lost“ erleben wir genau so ein (Big) Band Swing Material mit Bläsersätzen.
    „I Don´t wanna grow up“ ist eine akustische Mittagspause. „(Looking for) the Heart of Saturday Night“ ist ein lupenreiner Folk der sich auch gut auf dem Little Drop of Poison Album gemacht hätte. „ I want you“ genau so. Danach verliessen sie mich. Das letzte „Shiver me Timbers“ ist ein tolles Stück. Könnte man was draus machen, wenn man einmal Luft holt beim Singen mit Zwerchfellatmung und mit Inbrunst mal aufstöhnt, klagt, flucht oder wütend schnaubt. Es würde schon reichen einfach mal laut zu werden, Volumen zu förden. Aber das schafft die Dame nicht, trotz schöner Klangfarbe. Da sind mir die aus der Kehle gerollten R´s der Bakken schon lieber, aber nicht dieses zurück genomme Gesäusel aus der Kuschelecke des Patchwork Divans.

    Vielleicht kann man einfach mal berücksichtigen, dass die Initiative hier von dem Arrangeur Jörg Achim Keller ausging und eben Big Band Arrangements sind, und man Rebekka Bakken den Vokal Part anvertraut hat. Wenn man das nicht mag ist es ok. Seitenhiebe und zur Schau getragene Abneigung für andere renommierte Künstler wie Stefan Gwildis zeugen nicht von Kunstbeflissenheit oder Musikverständnis sondern offenbaren leider nur von Marotten und dem unbeholfenen Versuch fehlende Objektivität oder Argumente durch das anhängen kleingeistiger Klischees zu kompensieren. Fröhliches bashen gleich noch ...

  • Vor 9 Jahren

    von alfred kerr und reich-ranicky über laut.de bis zum rolling stone oder metalhammer: die objektive kritik gibt es nicht. kann es nicht geben. es bleibt immer these des einzelnen und seiner empfindung. insofern ist es doch nicht redlich, objektivität am falschen platz ein zu fordern.
    das einzige, was man als autor objektiv versuchen kann, ist der subjektive versuch der fairnes.
    und diese misst sich ja vor allem am künstlerischen gehalt und ausdruck des originals.
    objektiv hat es "right bullets" auf seinem black rider geschafft, wie jener teufel zu klingen, von dem er handelt. also steht der maßstab im raum: reduziert der nachahmer das bereits gesagte und macht es flacher? oder findet er einen eigenen ausdruck, eine eigene handschrift, den inhalt der zeilen zu transportieren?
    die antwort findet sich in der emotion jedes hörers: mich kikkt das eben nicht. dich kikkt das.
    these und antithese. ist doch super. :)
    zum zweiten kann man das fairplay dadurch ermessen, dass man erwähnt, dass die musik handwerklich stimmt. das tut sie bei der profibigbanad natürlich.
    aber es könnte eben auch jede andere bigband weltweit sein. das individualisierende merkmal wurde nicht gesucht, also auch nicht gefunden.
    da lobe ich mir die aus meiner sicht sinnlicheren arrangements von scarlett johansons waitsplatte.
    andere sagen - wie du - : hach, endlich mal ohne dieses schräge geknödel.
    alles hat 2 seiten. je nachdem, ob musik für den einen hörer herausforderung bedeutet, für den anderen berieselung und entspannung und für den dritten entspannung aus herausforderung.
    als autor kann man es nie allen recht machen...da muss man es gar nicht erst versuchen. und gwildis/cicero haben sicherlich mehr humor bei so nem kleinem sAitenhieb, als deren kommentierende rächer der enterbten. ;)

  • Vor 9 Jahren

    @facefurth:
    Wenn man ein Posting absondert mit der Meinung "Die [Holly] Cole Scheibe hab ich mir angehört und finde sie eigentlich ähnlich. Wo ist da der große Unterschied?", nur um zwei Postings weiter das (einem vermutlich nur durch Hörproben bekannte) Album von Holly Cole zumindest stellenweise abzuwatschen - was ja im Prinzip auch für das Bakken-Album gelten müßte, da es zwischen Cole und Bakken laut dem zuerst getätigten Posting keinen hörbaren Unterschied gibt -, sollte einem bewußt sein, daß so ein Vorgehen der eigenen Glaubwürdigkeit nicht unbedingt zum Vorteil gereicht.
    Ich habe mir die Bakken-Versionen noch nicht komplett durchgehört, habe aber durchweg das Gefühl gehabt, daß sie sich selbst nicht durchgängig mit dem Material identifizieren kann bzw. nicht so interpretiert, wie sie es vielleicht könnte und möchte. Das arg glatte Big-Band-Korsett steht ihr im Zusammenhang mit dem ausgesuchten Material nicht, wie ich finde. Und ich wüßte nicht, wie ich diese Meinung objektiver formulieren könnte.
    Angesichts der Info, daß die Initiative von der HR-Big-Band ausging, mache ich mir richtig Sorgen, was als nächstes aus der Richtung kommen könnte - auf Miles Davis' "Bitches Brew" im Glenn-Miller-Sound lege ich jedenfalls keinen gesteigerten Wert ...
    Gruß
    Skywise

  • Vor 9 Jahren

    vollste zustimmung, werter sky;
    gruss
    dba

  • Vor 9 Jahren

    Nun der letzte Vergleich war durchaus ein gelungener Schmunzler. Die James Lastisierung die um sich greift mit Weichspülern wie dem letzten Curtis Stigers Schmuseshit oder George Michaels Symphonie Operetten sind sicherlich eine beängstigende Entwicklung. Ich denke der Beispiele sind viele, spontan fallen mir "The Songs of Sting" played by Symphonic Orchester ein, und nicht wenige Musiker fühlten sich im Laufe ihrer langen Karrieren berufen mal neue Wählerschichten zu erschliessen und sich als musikalische Ambassadore am Brückenschlag zwischen den Genre Grenzen zu versuchen. Siehe nur Carlos Santana´s letztes Attentat auf den Latin Rock mit Komplizenschaft einer gewissen Gloria Estefan.
    Bei Metallica fallen mir klassische Adaptionen ein die durchaus gelungen waren, oder Jazzkantine hat mal was gemacht mit AC/DC Covern oder sogar Deutsche Volkslieder. Alles noch absurder und kaum denkbarer als sich ausgerechnet an der "Bombe" Waits zu vergreifen die der Bürgerschreck der Cocktail und Krabben Verweigerer sich als Letzte Ikone des runter gespülten Hansa Pils Rausches gerne so lange wie möglich erhalten möchte. Den Big Band Sound selber nehme ich gar nicht so wahr. Ich finde es in den Hintergrund abgemischt und die an Joni Mitchell erinnernde Folk Stimme von Rebekka Bakken dominiert. Mag sein, dass der Kritiker Assoziationen hatte zu dem letzten Stefan Gwildis Album was auch auf Big Band Jazz getrimmt war, und was ich persönlich als recht anstrengend empfand. Außer das letzte Stück "Windmills of your Mind" eine Art Ballade. Gwildis ist eben der Soul Crooner und bei den Leisten sollte er bleiben. Ich hätte mir vielleicht auch eine andere Begleitung gewünscht, etwas was die Bakken auch mal fordert. Zahm gestriegelt ist es schon. Mir fällt aber auch nichts ein, eine gute Combo vielleicht so ein Mittelding zwischen Nils Landgrens Funk Unit der Begleitband von Gregory Porter und Daniel Lanois als Produzent. Ich glaube aber das entspräche nicht ihrem Temperament, Dennoch werte ich den Versuch als gelungen, habe aber auch den Vorteil nicht so firm mit Tom Wait´s zu sein was mir eine unvoreingenommenere Wahrnehmung erlaubt. Wahrscheinlich sollte es jemand machen mit dunklerer Stimme, Joss Stone zum Beispiel, Mario Biondi, oder gleich Doktor John aber der ist zu sehr im New Orleans Boogie / Zydeco verhaftet. Beth Hart wäre die richtige. Ja die ist glaubhaft und tätowiert. Damit könnte sich die Szene identifizieren. Nur lieber Kollege Skywise ja ich habe das Album von Holly Cole in Schnelldurchlauf gehört, da es immerhin 20 Jahre alt ist und auch nicht Thema er Besprechung hier. Die Band ist gut, sie hat auch eine angenehme Stimme aber das zerrissene und rotzige was Tom Wait´s als musikalisches ein Mann Happening ausmacht bringt sie für mich nicht rüber. Nun gut spanische Opernsängerin mit Atombusen an der Seite von Gay Ikone Freddy Mercury hatten wir schon und es war ihm noch nicht mal peinlich. So lange man nicht die Les Humphries Singers reanimiert und auf Warren Zevon oder Mitch Ryder Material los lässt kann ich mit leben. Am Ende könnte man sich auf Amy Whinehouse verständigen. Die hat die Stimme, sänge aus Erfahrung und liegt ähnlich desorientiert unterm Klavier. Aber die ist leider tot.

  • Vor 9 Jahren

    Und weil sie so unbeholfen stakst ist sie auch nach einer Woche No. 1 Seller bei Amazon Downloads und zumindest vorübergehend No. 2 Seller CD´s Vocal Jazz direkt hinter besagtem Gregory Porter der dem "High Society Publikum" in der Düsseldorfer Tonhalle letzten mit seinem vollkommen abgeflippten Saxofonisten auch heftig schräge Klänge zugemutet hat. In der Pause im Foyer gab es aber nur Panini Brot mit Tomate und Mozzarella. Ich glaube das mit dem Krabbensalat und Cocktails sind nur Gerüchte. ;-) Ansonsten einfach mal ne saubere Hose anziehen und selber überzeugen. So groß sind die Klassenunterschiede heute auch nicht mehr. Dann kann man auch besser drüber schreiben ;-) https://www.youtube.com/watch?v=r6Sf3Rh_tM0

  • Vor 9 Jahren

    @facefurth:
    Und was haben ein erster Platz bei irgendwelchen Download-Charts oder Krabbensalat bei Konzerten mit der persönlichen Meinung eines Rezensenten zu einem Album zu tun? Ermöglicht Erfolg beim Publikum eine objektivere Herangehensweise an die Scheibe, die sich im CD-Player dreht? Kann doch nicht Dein Ernst sein ...
    In dem Augenblick, da ein Rezensent Sätze fabriziert wie "Das Kostüm beim Konzert war der Oberhammer, das Album bekommt zwei Punkte mehr von mir" oder "Das Album hat im Rebekka-Bakken-Fanforum schon zwanzig Daumen hoch, also muß es gut sein", hat er bei mir auf einen Schlag äußerst nachhaltig verschissen. Solange er seine Position halbwegs schlüssig begründen kann, nehme ich seine Meinung zur Kenntnis, und fertig. Ist ja nicht das Evangelium ...

    "[...] Die Band ist gut, sie hat auch eine angenehme Stimme aber das zerrissene und rotzige was Tom Wait´s als musikalisches ein Mann Happening ausmacht bringt sie für mich nicht rüber. [...]"
    Holly Cole verfolgt ja auch einen anderen Ansatz auf ihrem Album. Sie nimmt die Stücke auseinander, analysiert zunächst die Texte und überlegt sich, wie sie dieses Material interpretieren würde, wenn es ihr selbst eingefallen wäre. Dabei verdreht sie teilweise auch den Ansatz der Stücke, nicht zuletzt wegen ihres Geschlechts. So kommt's, daß olle Tom Waits sich vor seinem "Jersey Girl" mit einer zentimeterdicken Schmalzschicht und allem, was die kaputte Stimme zu bieten hat, in den Straßenschmutz wirft, während Holly Cole das selbstbewußte, kokettierende "Jersey Girl" gibt, das durchblicken läßt, daß es durchaus weiß, wie frau mit den Herzen der Männer zu ihren Füßen spielen kann. So kommt's auch, daß Tom Waits betrunken von seinem Klavier aus das Treiben um sich herum beobachtet und "Invitation To The Blues" ausstößt, während Holly Cole eher sinnierend und mehr oder weniger ladylike über einen Drink an der Bar hinweg die Leute begutachtet. So kommt's, daß Tom Waits wie ein vom Bienenschwarm verfolgter Derwisch über die Felder springt und mit "I Don't Wanna Grow Up" dem Alter trotzig den Stinkefinger zeigt, während Holly Cole den Text eher nachdenklich, wenn auch nicht ganz ironiefrei interpretiert, gerade so, als ob sie über den Hochzeitsbildern ihrer Eltern sitzt, in Erinnerungen schwelgt an ihre Kindheit und die damaligen Pläne ihren weiteren Lebenslauf betreffend. Wenn Holly Cole mal das Gossenmädchen auf diesem Album gibt, dann geschieht das eher mit einem resignierten Unterton oder sie gibt die Beobachterin, der im Prinzip schon alles egal ist, daher muß sie auch nicht halb so abgefuckt klingen wie das Original in den betreffenden Liedern, zumal sie auch eine sehr intelligente Liedauswahl getroffen hat für ihr Album ... nur halt wie schon mal erwähnt für meinen Geschmack ein bißchen zu großzügig.
    Selbst so Leute wie Ulla Meinecke oder Heiner Pudelko haben begriffen, daß man nicht unbedingt klingen muß wie eine Niedrigtarif-Hafennutte, um die "Christmas Card" vernünftig zu interpretieren - alles eine Frage des Ansatzes. Ulla Meinecke gibt die nachlässige Träumerin, die gegen Ende etwas kratzig und kleinlaut ein Geständnis und ihre Bitte nach Kohle loswird, und das Lied funktioniert. Heiner Pudelko singt nahezu denselben Text, allerdings deutlich springhafter, zickiger, hysterischer oder verzweifelter, gerade so, als würden gerade die Drogen nachlassen oder der nächste Schuß bald fällig werden - funktioniert auch. Die Geschichte ist dieselbe, nur die Art des Erzählens unterscheidet sich, wobei jeder sch im Vorfeld sehr genau überlegt hat, welche Art des Vortrags für ihn in Frage kommt.
    Bei Rebekka Bakken bzw. den Arrangements auf diesem Album vermisse ich entweder die Auseinandersetzung mit den Texten oder das Spielen mit den in den Texten enthaltenen Klischees und Figuren, das Verdrehen, das Verschieben von Akzenten, das Neu-Zeichnen der Sprachbilder und Situationen etc., und das, obwohl ich nach wie vor fest überzeugt bin, daß Bakken es könnte, wenn sie denn wollte oder man sie ließe. Ich höre zwar an einigen Stellen, daß die Interpretation sich nicht zuletzt dank der anderen Besetzung sich deutlich vom Original unterscheidet, was den Beteiligten natürlich zusteht, aber ich weiß nicht, welche Wirkung die Geschichte beim englischkundigen oder mit dem Originalmaterial vertrauten Hörer auslösen soll, weil es zwischen Darbietung und Inhalt keine Verbindung zu geben scheint ...
    Gruß
    Skywise