Mit der Fahndung nach Nadya Tolokonnikova reagiert Putins Regime womöglich auf die jüngste Pussy Riot-Aktion "Putin's Ashes".

Moskau (jmb) - Die russische Punk-Band Pussy Riot wirft seit ihrer Gründung vor mehr als zehn Jahren immer wieder Sand ins Getriebe der russischen Staatspropaganda. Neuerdings steht der Name der Bandgründerin Nadya Tolokonnikova sogar auf der russsichen Liste der meistgesuchten Kriminellen. Dies berichtete das amerikanische Unterhaltungsblatt Variety und bezieht sich dabei auf die Website "Mediazona", die von Tolokonnikova mitbegründet wurde.

Während einer zweijährigen Haftstrafe verbrachte die Sängerin mehrere Monate in einem sibirischen Straflager, in dem sie zu Zwangsarbeit genötigt wurde. Nach ihrer Freilassung verglich Tolokonnikova die Zustände ihrer Gefangenschaft mit einem sowjetischen Gulag-Lager.

In einem Interview mit dem amerikanischen Rolling Stone im Februar kommentierte Tolokonnikova die jüngste Pussy Riot-Aktion "Putin's Ashes": "Meine Aufgabe ist es, Putin so viel wie möglich zu schaden, und [die Androhung von Klagen] bedeutet, dass er und die Menschen in seinem Umfeld tatsächlich durch 'Putins Ashes' geschädigt werden. Das ist eine großartige Nachricht". Die Konzeptkunst-Aktion fand im letzten Sommer in Los Angeles statt. Dabei verbrannten zwölf Frauen - unter ihnen auch Freiwillige, die nicht zum Kollektiv gehören - ein ca. 3x3 Meter großes Porträt von Putin. Die Asche des Porträts füllten sie in Glasbehälter zu je 5, 30 und 100 Gramm. Die Aktion ist im gleichnamigen Musikvideo zu sehen:

Pussy Riot ist ein feministisches und regierungskritisches Punk-Kollektiv aus Moskau, das aus einer wechselnden Besetzung von gut zehn Mitgliedern besteht. Die Band erlangte internationale Bekanntheit nach einem spontanen Protest-Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau im Jahr 2012. Mit ihrem "Punk-Gebet" kritisierte die Band das russich-orthodoxe Patriarchat und die zunehmende Vermischung von Staat und Kirche.

Die kontroverse Protestaktion zog ein Gerichtsverfahren nach sich, in dem die Pussy-Riot Sängerinnen Nadya Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" angeklagt und zu zwei Jahren Haft veruteilt wurden. Das ungewöhnlich harte Urteil löste erhebliche internationale Kritik aus.

Für ihren anhaltenden pro-demokratischen Aktivismus wurde die Band bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Woody Guthrie-Preis, der seit 2014 an Kunstschaffenden für ihren politischen Aktivismus verliehen wird. Die offizielle Preisverleihung soll im Mai stattfinden.

Cady Shaw, die Direktorin des Woody Guthrie Centers in Tulsa, äußerte sich zur diesjährigen Auszeichnung: "Es gib keine zeitgenössischen Künstlerinnen, die diese Anerkennung mehr verdienen als Pussy Riot. Sie haben einen sehr persönlichen Preis dafür gezahlt, dass sie ihre Meinung zu den schwerwiegendsten Themen unserer Zeit äußern, doch sie kämpfen weiter für Gerechtigkeit und Freiheit." Zu den bisherigen Empängern des Preises zählen unter anderem Pete Seeger, Bruce Springsteen und Joan Baez.

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laut.de-Porträt Pussy Riot

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