Letzte Woche startete Amazon seinen MP3-Shop mit einer breiten Angebotspalette und günstigen Preisen. Apple bietet nun seinen iTunes-Kunden ein "variableres Preissystem" und verspricht bessere Qualität.

San Francisco (vog) - Apples Download-Shop iTunes bietet künftig Musikstücke in drei Preisstufen an: Zum bisherigen Einheitspreis von 99 Cent gesellen sich mit 69 Cent und 1,29 Euro jeweils ein kleineres und größeres Geschwisterchen hinzu. Während 69-Cent-Tracks jedoch noch nicht gesichtet wurden, kosten Top-Titel bereits mehr. Der Preis von 9,99 Euro pro Album bleibt jedoch unangetastet, während die Neulinge Saturn und Amazon mit Album-Kampfpreisen von 4,99 werben.

Eine weitere Neuerung betrifft das digitale Rechtemanagement (DRM) im iTunes-Store: Kopierschutz ade, Feuer frei für nächtliche Brennorgien. Die zahlreichen Kunden, die vor der DMR-Abschaffung im großen Stil MP3s gehortet haben, können gegen einen Aufpreis von 30 Cent die alten Formate auf einen kopierschutzfreien Standard umwandeln. Weiterhin versprechen die Mac-Macher eine Qualitätssteigerung im Bereich der Audiodatenkomprimierung.

Marktkonformität oder Industriezugeständnis

Die variablen iTunes-Preise als Reaktion auf Amazons jüngsten Vorstoß auf den MP3-Markt zu werten, geht jedoch an der Sache vorbei. Apple hatte die Neuerungen schon zu Jahresbeginn angekündigt. Naheliegender ist die Vermutung, dass Steve Jobs und Co. nun dem Druck der großen Plattenfirmen nachgeben, gegen jede betriebswirtschaftliche Vernunft mehr Geld für MP3-Downloads zu verlangen.

Die Einteilung der Musikstücke in das dreistufige Preissystem bestätigt diese Vermutung:
Titel neueren Datums werden in die mittlere Preiskategorie eingestuft, für Charthits berappt der Käufer künftig den teuersten Tarif. Nur ältere Musik liegt auf dem Wühltisch bereit.

Wettbewerb der Musikanbieter

Insofern präsentiert sich Amazons Download-Shop wesentlich kostengünstiger, wenn auch nicht unbedingt kundenfreundlicher. Dem "MP3-Aldi" (Spiegel Online) fehlt es an einer eigenen Abspielliste, Übersichtlichkeit und weiteren Features wie Artistvergleichen.

Offen bleibt auch, wie lange Billiganbieter wie Saturn und Amazon das niedrige Preisniveau halten können, mit dem man sich zum Start profiliert. Anbieter wie Musicload, Finetunes oder Freenet rangieren schon länger deutlich über der 1-Euro-Marke für Einzeltracks.

Viele Musikliebhaber werden die jüngste Markentwicklung begrüßen, Konkurrenz belebt das Geschäft und schont den Kunden-Geldbeutel. Da kaum ein Shop über alle Titel verfügt, ist dabei allerdings einiger Spürsinn gefragt.

MP3-Preisvergleich auf kix.de

Deshalb noch ein Hinweis in eigener Sache: Licht ins unübersichtliche Download-Business bringt der Preisvergleich von kix.de. Die Musiksuchmaschine von laut.de findet die gefragten Titel in den verschiedenen Musicstores und zeigt an, ob diese mit oder ohne DRM verfügbar sind und wieviel sie kosten bzw. ob man den Titel auch gratis herunterladen kann.

Die Preisneuerungen von iTunes und auch der neue Amazon-Store werden allerdings - ob der immensen Datenmengen - voraussichtlich erst nach Ostern in das kix.de-Angebot aufgenommen sein.

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5 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Beatles und Zappa sind leider bei iTunes nicht zu haben, ansonsten das um längen bessere Beste Angebot.
    Zu den Preisbrecherangeboten von Amazon hoffe ich nur, das Musiker, Produzenten, Text- und Songwriter usw. die fehlenden Tantiemen von Amazon bekommen. Wie man solche Preise finanzieren kann ist mir schleierhaft, denn unter dem Einkaufspreis zu verkaufen ist in D nach wie vor unlauterer Wettbewerb und schlicht weg verboten.
    Die Qualität hält auch nicht, was versprochen wird, bei 5 Testkäufen bei Amazon habe ich höchsten 231 statt den ausgezeichneten 256kBit/s bekommen. Das übelste kam sogar in nur 188 kBit/s - auch nicht gerade die feine Art...

  • Vor 15 Jahren

    Ich habe gerade mal kix.de getestet und zwar mit Selig "auf dem Weg zur Ruhe" und da wird der Preis ab 1,29 Euro angezeigt (dazu noch das schlechte WMA-Format), aber bei Amazon gibt es den Song schon ab 99 Cent.

    Schade auch, dass keine Alben angezeigt werden können (ja, ich bin so altmodisch. ;)

    Aber ich will nicht meckern, weil erstmal ist das ein guter Service! Danke!

  • Vor 15 Jahren

    Ne ganz coole Sache, wenn man mal tatsächlich nur einen Song möchte; dann braucht man sich nicht umständlich irgendwo anzumelden (ich zumindest nicht als Amazon-Kunde), aber in der Regel bin ich - ganz altmodisch - ein Fan von Booklets mit tollen Coverartworks.

  • Vor 15 Jahren

    @tfmail (« Die Qualität hält auch nicht, was versprochen wird, bei 5 Testkäufen bei Amazon habe ich höchsten 231 statt den ausgezeichneten 256kBit/s bekommen. Das übelste kam sogar in nur 188 kBit/s - auch nicht gerade die feine Art... »):

    Kauf dir doch einfach eine CD.

    (Verdammt, ich kann's echt nicht lassen... :D)

  • Vor 15 Jahren

    Naja, ich halte von diesen 99-Cent Preismodellen rein gar nichts. Erst bei mehr preislichem Unterschied zur CD / LP wäre der Kauf von digitaler Musik sinnig.

    Aber die Entlohnung für Künstler wird sich eh noch viel weiterentwickeln. Ich hoffe auf eine Entwicklung back to the roots - live auf Konzerten. Da und auf seiner Site kann dann der Künstler seine CDs, T-Shirts, Fanpakete, Autogramme, etc selbst verkaufen.

    Auch die Vielzahl der heute verfügbaren Musik sprengt jedes CD-Regal, ob ein Musikfan Lust hat seine Wohnung zum Plattenbau zu machen halte ich ebenso für fraglich.

    Wem reicht schon ein CD-Ständer a la 90er Jahre mit Platz für 60 Silberlinge und jeder Menge Staub?