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Platz 8: "Schiffsverkehr", 2011

"Dieses Lied ist auf sehr viel Unverständnis gestoßen. Aber ich bin ein sturer Westfale, ich singe Lieder so lange, bis sie jeder mag." Exakt einen weiteren Tourzyklus hat der Titelsong zu Grönemeyers 2011er-Platte noch durchgehalten, bevor er am Vorabend der "Tumult"-Tour aus der Setlist fliegt. Klar: Ein Live-Banger ist "Schiffsverkehr" mit Herbert an der Gitarre gewiss nicht – wie unterbewertet Song und Album eigentlich sind, ist dann aber manchmal doch schwer zu fassen.

Auf den behäbig shufflenden Gitarrenopener folgt einer der musikalisch unbequemsten Songs aus Herbies Feder: Tanznummern als zweiter Album-Track sind ja seit 2002 ohnehin gesetzt, "Kreuz meinen Weg" setzt mit seinen quirligen Synthesizern allerdings neue Maßstäbe – sowohl klanglich wie auch kompositorisch. Hier kämpfen Keyboards gegen Klavier, 80er-Rückbesinnungen gegen Herberts heiligstes Instrument. "Bist du bereit Sinnloses anzupeilen / Einzustecken und auszuteilen / Wenn du nicht fürs Zerreden lebst / Kreuz meinen Weg."

Mit "Auf Dem Feld" und "Fernweh" gibts noch zwei flottere Nummern, wobei sich der Grad der Kreativität des letzteren sich im Grunde schon im Jahrhundertreim "Monotonie ist wie ein Schuss ins Knie" enthüllt. Danach rutscht "Schiffsverkehr" tatsächlich ein bisschen schnell in die Klavierballaden-Sektion ab, die sich aber recht schnell durchkategorisieren lässt: "Deine Zeit" ist Grönemeyers damals demenzkranker Mutter gewidmet und lässt sich vorsichtig als gefühliges "Der Weg"-Pendant umschreiben. "Unfassbarer Grund" und "Wäre Ich Einfach Nur Feige" fallen in die Kategorie austauschbarer Stangenware. "Zu Dir" hingegen ist ein völlig vergessener Hit, der auch auf Herberts englischsprachiger Platte "I Walk" in bunten Farben erstrahlt – und der als Lead-Single vermutlich mehr "Mensch"- und "12"-Fans hätte überzeugen können.

"Erzähl Mir Von Morgen" interpoliert den von Grönemeyer komponierten Soundtrack zu "The American" (2010, mit George Clooney) und dieses Werk alleine ist schon Grund genug, "Schiffsverkehr" einen erneuten Hördurchlauf zu schenken – denn die Großtaten findet ihr eben nicht im Radio (oder überhaupt auf der offiziellen Tracklist). Denn das nach der offiziellen Spielzeit versteckte "November" würde sich bei vernünftiger Vermarktung einfach mal mit Leichtigkeit in den Top-10-Songs jeder vernünftigen Fanliste platzieren. Herbstgefühle im 3/4-Takt, kriminell gut – und natürlich schon 2012 aus der Setlist verbannt.

Anspieltipps:

"November", "Schiffsverkehr", "Erzähl Mir Von Morgen"

Kurios gut:

"So wie ich"

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"Schiffsverkehr"*

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