laut.de-Kritik

Die Vermählung von klassischem Chanson mit Ufta-Pop.

Review von

Louane darf im zarten Alter von 18 schon auf eine ansehnliche Karriere zurückblicken. einerseits ist dies ihrer sanften Chanson und Popmusik geschuldet, die den Nerv nicht nur ihrer französischen Landsleute trifft. Sie hat sich sich aber auch schon in der Schauspielerei bewiesen ("Verstehen Sie Die Belgiers"), was ihr zum Gewinn des größten nationalen Filmpreises, dem Cesar verhalf. Der Fokus liegt aber nach wie vor auf ihrer Musikkarriere und so veröffentlicht sie passend zur sommerlichen Jahreszeit mit "Gambe 12" ein Album, das einem Soufflé gleicht: locker leicht und doch recht substanziell.

Schon die Anzahl der Stücke lässt einen staunen. 18 Songs sind doch eine stolze Zahl. Man hofft dennoch, dass hier nicht zum Nachteil der Qualität entschieden wurde. "Jour 1" überzeugt mit Louanes mädchenhafter Stimme und positiver Grundstimmung. Die anfänglich eingesetzte Gitarrenbegleitung hätte aber durchaus ausgereicht. Die Pop-Beats, die sich später darüber legen, fügen leider nicht besonders viel hinzu. "Avenir" legt dann gleich auch noch eine Schippe radiotaugliche und nach Robin Schulz klingende Sounds drauf. Wie nannte Jence, die eine Hälfte von Digitalism, solche Musik in einem Interview noch gleich? Genau, "Das ist NDR2 Deep House Musik". Woran grundsätzlich auch nichts Falsches ist, aber man riecht hier schon stark den Braten des Kalküls. Nämlich in der Vermählung von klassischem Chanson mit modernem Ufta-Pop, das die Tochter, die Mama und die Oma mit ins Boot holt. Die "Maman" wird dann auch sogleich angesprochen, hier aber in etwas dezenterem Klanggewand.

Wenn klassisches Klavier oder Gitarre die Begleitung anführen, kann sich Louanes klare Stimme am besten durchsetzen. Dies gelingt auch im Titelchanson "Chambre 12" ganz gut, komplett auf Beats wollte man zwar nicht verzichten, die Produktion findet hier aber eine gute und ausgewogene Balance. Eingängig und dennoch angenehm unnervig entfaltet das Stück seine Eigenständigkeit und offenbart zugleich ein Potential zum Radiohit. Auch die melancholischeren Seiten des Lebens kommen nicht zu kurz: "Tranquille" muss es eben auch mal zugehen. Hier fällt neben der folgerichtig dezenten Grundstimmung wiederum die international ausgerichtete Produktion des Stücks auf, recht hip hoppig handeln satte Claps und fette Kicks der Ruhe zuwider.

"La Fuite" wendet sich der alten Problematik zwischen Fille und Garçon zu, ganz schön traurig. Eine schöne Folk-Gitarre und verhallte Effekte stiften wenigstens ein bisschen Mut. Mit einem anderen Problem, das in Louanes Alter eine bedeutende Rolle spielt, beschäftigt sich "Je Vole". Hier geht es um die Trennung vom Elternhaus und den Beginn eines eigenständigen Lebens. "Je vous aime, mais je pars", diese bittere Wahrheit verpackt Louane in einen wirklich herzzerreißenden Chanson, der so manchem Elternteil Trost spenden dürfte. "Chambre" ist ein munterer Spaziergang durch die Welt der jungen Französin Ein wenig mehr Bekenntnisse zum klassischen Chanson und weniger Ami Pop-Einflüsse hätten dem Album zu noch mehr Kredibilität verholfen.

Trackliste

  1. 1. Jour 1
  2. 2. Avenir (Radio Edit)
  3. 3. Maman
  4. 4. Jeune
  5. 5. Tourne
  6. 6. Chambre 12
  7. 7. Tranquille
  8. 8. Alien
  9. 9. Nous
  10. 10. Du Courage
  11. 11. La Fuite
  12. 12. Je Vole – Emera, Louane
  13. 13. La Mère à Titi
  14. 14. Avenir
  15. 15. Jeune (Radio Edit)
  16. 16. Chambre 12 (Radio Edit)
  17. 17. Tourne (Radio Edit)
  18. 18. Maman (Radio Edit)

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