laut.de-Kritik

Zwischen sanft, fragil und gähnender Langeweile.

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Mit KT Tunstall erscheint eine Musikerin auf der Bildfläche, die mal wie eine etwas lebhaftere Dido klingt, woanders aber das warme Timbre einer Norah Jones hervorkehrt. Sicherlich ist es kein Kompliment, wenn ein Sänger als Schnittmenge zweier anderer angekündigt wird, Eigenständigkeit wird damit sofort in Frage gestellt. Doch im Falle von KT Tunstall drängen sich diese Referenzen einfach auf.

Die nächste Frage ist die nach der Qualität der Songs auf ihrem Debüt. Und hier schneidet die Schottin chinesischer Abstammung gar nicht mal so schlecht ab. "Another Place To Fall" ist einfach ein Radio-Ohrwurm, da gibt es nichts zu deuten oder zu missgönnen, auch wenn uns da ein lupenreiner Dido-Song entgegenfließt. Die Strophe wird mehr gesprochen denn gesungen, der Refrain löst mit seiner offenen Melodie im Vorder- und Cello im Hintergrund kraftvoll jegliche Spannung auf. Weite.

Das andere Paradebeispiel ist "Under The Weather", das KT Tunstall in bester Norah Jones-Manier intoniert. Eine leicht rauchige Stimme singt zur Akustikgitarre und schafft eine Folkpopcountry-Stimmung. Dass eine zentrale Textstelle auch noch "Feels like home" heißt, ist wohl entweder Künstlerpech oder schlecht geklaut.

Es gibt auf dem Album auch so etwas Ähnliches wie ein Uptempo-Stück. "Suddenly I See" trabt mit einer angedeuteten Stakkatogitarre auf einen verhältnismäßig ausgelassenen Refrain zu. Ein kleines Highlight ist dann noch "Stoppin' The Love" - stampfender Beat trifft auf gospeligen Backgroundgesang. Klingt nach einer Südstaatenveranda abends, wenn die Sonne untergeht.

Ansonsten plätschert auf "Eye To The Telescope" viel vor sich hin. Irgendwo zwischen sanft, fragil und gähnender Langeweile ist etwa die Hälfte der Songs angesiedelt, Vieles droht unbeachtet vorüberzuziehen. Einige Songs sind dagegen richtig gut und ragen hervor. Vielleicht hat KT auf dem nächsten Album mehr Mut zur Eigenständigkeit. Die Entwicklung zu einer Musikerin von richtig großem Format? Im Fall Tunstall zumindest nicht ausgeschlossen.

Trackliste

  1. 1. Other Side Of The World
  2. 2. Another Place To Fall
  3. 3. Under The Weather
  4. 4. Black Horse And The Cherry Tree
  5. 5. Miniature Disasters
  6. 6. Silent Sea
  7. 7. Universal & U
  8. 8. False Alarm
  9. 9. Suddenly I See
  10. 10. Stoppin' The Love
  11. 11. Heal Over
  12. 12. Through The Dark

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