laut.de-Kritik

Schüttelfrost statt lässigem Sommer-Gefühl.

Review von

Sonntagabend. Das Mixtape kann seit gestern gegen den Tausch deiner Email-Daten frei heruntergeladen werden. Einer von Cros 1,7 Millionen Facebook-Likes schreibt entrüstet: "Bin ich die Einzige hier, die findet, dass das Mixtape irgendwie total baaasdfghjklö ist? Klingt so, als ob du dir bei manchen Liedern nicht mal wirklich viel Mühe gegeben hast."

Nein, Frau Mustermann, auch mich beschlich dieses Gefühl heute beim sonnigen Spaziergang im Park. Das Durchstarter-Mixtape "Easy" hatte noch Biss, jugendlichen Leichtsinn und man hat den Spaß an der Sache rausgehört. Poppig, klar. Kitschige, ganz leichte Musik für die Bravo-Leser. Doch diese unbeschwerte Leichtigkeit ersetzt der nette Panda von nebenan mit gequält lässigen Texten.

"Und Du nennst es Talent, aber ich nenne es Glück", gesteht der "Sunny". Die Kritiker hecheln und fletschen die Zähne: Er gibt also zu, dass er gar nichts aufm Kasten hat? Doch so glatt und oberflächlich das auch klingen mag, genau darin besteht sein Können. Cro pickt sich im Radio die schnörkellosesten Ohrwürmer heraus, verziert sie mit weichen Drums und findet das Leben schön. Wer das hören will? "Jackpot, Kids sagen Rap-Gott". Ja, das tun sie. Aber auch nur die Ü13-Mannschaft.

"Nicht lange her, da hieß es: 'Echt keine Lust' / Heute krieg ich Girls, als hätt' ich'n S auf der Brust, yeeeaah", lässt uns der "Superman" wissen und träumt feucht weiter: "Nein, ich muss mich nicht verbiegen, um Frauen rumzukriegen / sie verhalten sich wie Rehe die schon vor der Flinte liegen." Na, dann: Waidmanns Heil!

Es scheint, als könne Cro seine pubertären Gelüste kaum verstecken. "Du & Ich" klingelt hypnotisch durch den Gehörgang, bis er uns klar macht: "Uuuh, wir haben Langeweile / lass' uns doch was tun, was wirklich jeder gerne macht. Ich red' von Sex." Im Hintergrund jodelt ein Frauenchor "Seeeeeeex", damit auch wirklich jede Kirchenmaus weiß: "Manchmal hab ich schlechte Laune / dann bin ich nicht so super drauf / Ich überlege, was ich brauch' / dann fällts mir wieder ein: Ich hatte wirklich wirklich lange keinen Sex. Aah ja, mhm ... ja, genau: SEX!" Ich hätte die Skip-Taste fast durchgefaustet.

"Sunny" bringt die Hits nicht. Der Schlaksige hat zwar ein gutes Gefühl für Melodie und das Drei-Minuten-Radio-Format, aber bei den Lyrics kommt statt Sommer-Gefühl Schüttelfrost auf. Das wirkt lustlos hingerotzt, unsauber abgemischt, und trotzdem glühten die Download-Server von Chimperator durch. Aber, hey: "Ich hab' es nie gewollt, doch ich glaub', ich bin ein Star."

Trackliste

  1. 1. Für Immer Hier
  2. 2. Drinks Auf Mich
  3. 3. Die Welt Gehört Dir
  4. 4. Mein Mädchen
  5. 5. Non Stop
  6. 6. Sunny
  7. 7. Stehtisch Freestyle
  8. 8. Höhenangst feat. Dajuan
  9. 9. Superman
  10. 10. Jedesmal
  11. 11. Was geht
  12. 12. Du & Ich
  13. 13. Lange Her feat. Teesy
  14. 14. Whatever (Shuko Remix)

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