laut.de-Kritik

Schnörkellos, roh und mitreißend.

Review von

Mit seinem von Tattoos übersäten Körper, blond gefärbter Tolle und bulligem Auftreten sieht Brian Setzer wie jemand aus, dem man bei einer Schlägerei lieber aus dem Weg geht. Tatsächlich verkörpert der Mann aus Long Island seit Ende der 70er Jahre den Rockabilly, jene dreckige Variante des Rock'n'Rolls, die sich parallel zu Elvis' Hüftschwüngen entwickelte und Sex, heiße Schlitten sowie einen kompromisslosen Dauerrausch anpries.

Schon immer ein vulkanischer Gitarrenspieler, hört sich Setzers raue Stimme nach wie vor anrüchig an. Hoch anzurechnen ist ihm, dass er seine Musik immer wieder in ein neues Gewandt kleidet. Ob als Trio (Stray Cats), mit Swing-Orchester oder solo – er bringt das Publikum zum rocken. Erst recht, wenn er wie bei diesem Mal einen Klavierspieler und einen zusätzlichen Gitarristen mitbringt. Jedenfalls zeigt sich sein japanisches Publikum begeistert, egal, ob es sich um die altbekannten Kracher oder um neues Material handelt.

Wobei die Art zu spielen wichtiger ist als das Lied an sich. Gut unterstützt von einem geslappten Kontrabass, einem einpeitschenden Schlagzeug und mehr geschrienen an gesungenen Background Vocals, entfaltet sich Setzers Spiellaune von Beginn an. Mit Ausnahme des Orchestras-Stücks "This Cat's On A Hot Tin Roof", stammen die ersten zehn Stücke aus seinen vorausgegangenen zwei Alben.

Auf "Rockabilly Riot" bot Setzer 2005 eigene Versionen von Rockabilly-Songs aus der Gründerzeit. Von den allgemein bekannten wie "Real Wild Child" oder "Blue Suede Shoes" hat es aber kein einziges auf die Setlist geschafft – Setzer ist selbstbewusst genug, um mit obskurerem oder selbst geschriebenem Material Eindruck zu schinden. Auch die Auszüge aus "13" (2006), allen voran "Broken Down Piece Of Junk" und das instrumentale "Mini Bar Blues", kommen gut rüber.

Kein Halten mehr gibt es im letzten Drittel, das den Stray Cats gewidmet ist. Dabei klingen "Runaway Boys", "Stray Cat Strut" (mit Kontrabasssolo), "Fishnet Stockings" (mit spektakulärer Gitarren-Einlage) und "Rock This Town" so frisch, als gehörten sie nicht schon seit Jahrzehnten zum Repertoire. Was sich auch daran zeigt, dass sich "Rocket Cathedrals" (aus "13") nahtlos einfügt. Eine Spur zu gassenhauerisch ist lediglich das abschließende "Gene & Eddie" mit Zitaten aus "Be Bop A Lula", "Summertime Blues", "C'mon Everybody" und finaler Jodl-Einlage.

Als Setzer 1959 auf die Welt kam, feierten seine Helden Gene Vincent und Eddie Cochran ihre größten Erfolge. Ein Jahr später kam Cochran bei einem Autounfall ums Leben, Beifahrer Vincent überlebte schwer verletzt, starb aber elf Jahre später an einer Magenblutung. Live fast, die young, eben. Setzer geht es mit knapp 50 dagegen noch ganz gut, wie er auf diesem schnörkellosen und rohen Mitschnitt beweist. Wer auf gepimpte antike Amikarossen und blondierte Puppen steht, sollte sich die Platte auf jeden Fall zulegen. Auch allen anderen bietet sie eine vergnügliche, energiegeladene Stunde.

Trackliste

  1. 1. Red Hot
  2. 2. This Cats On A Hot Tin Roof
  3. 3. Get It Off Your Mind
  4. 4. Slow Down
  5. 5. Put Your Cat Clothes On
  6. 6. Take A Chance On Love
  7. 7. Broken Down Piece Of Junk
  8. 8. Peroxide Blonde In A Hopped Model Ford
  9. 9. Tennessee Zip
  10. 10. Mini Bar Blues
  11. 11. Runaway Boys
  12. 12. Stray Cat Strut
  13. 13. Rocket Cathedrals
  14. 14. Fishnet Stockings
  15. 15. Rock This Town
  16. 16. Gene & Eddie

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