laut.de-Kritik

Fette Grooves und ausgeklügelte Melodien von dem Meister des Basses.

Review von

Der Tod wird poetisch auch als Schlafes Bruder umschrieben. Ähnliche verwandtschaftliche Bande unterhalten Genie und Wahnsinn. Gemeinsam ist beiden Gegensatzpaaren, dass der Grat dazwischen oft ein schmaler ist. Jetzt schlagen wir gekonnt den Bogen zur Musik. Vielen Maestros muss man attestieren, dass sie - wehe wenn sie solo losgelassen - ihre Fingerfertigkeiten nur dazu nutzen, ihre Hörer mit nervigen Eskapaden quälen. Diese führen dann im Extremfall zu Wahnvorstellungen.

Ähnliche Befürchtungen könnte man im Falle Billy Sheehan hegen, gehört er doch zur Speerspitze derjenigen, die sich auf dem Viersaiter die Finger blutig tappen und slappen. Bevor das Teil in den Player wanderte, stand im Raum, dass Sheehan ähnlich wie Marcus Miller allen beweisen muss, dass man auch dem Bass die ausgeklügeltsten Melodien entlocken kann. Dem Herr sei es gedankt, dass mit "Compression" alles andere als ein weiteres Kapitel im Bass-Lehrbuch geschrieben wurde.

Im Gegenteil. Ein sattes Stück Rock offenbart sich in den elf Stücken. Mit tatkräftiger Unterstützung von Leuten wie Steve Vai und Terry Bozzio hat der Mr. Big-Chef einige hochkarätige Songs hervor gezaubert. Singen kann er auch ganz passabel, obwohl dies nicht unbedingt zu seinen Stärken gehört. Unverkrampft und mit enormer Spielfreude nudelt sich Sheehan von Track zu Track. Zwar gibt es auch die eine oder andere Füllnummer, aber diese können den positiven Gesamteindruck nicht verwässern. Fette Grooves wie der nette Shuffle in "Chameleon" und das fluffige "Three Days Blind" entschädigen für die Nullnummern "Caroline" und "One Good Reason".

Billy ist mit "Compression" gekonnt um die Klippe des musikalischen Wahnsinns geschifft und erreicht sicher die offene See.

Trackliste

  1. 1. Bleed Along The Way
  2. 2. oBLIVION
  3. 3. Somethin's Gonna Give
  4. 4. What Once Was ...
  5. 5. Chameleon
  6. 6. Perfect Groove
  7. 7. One Good Reason
  8. 8. Three Days Blind
  9. 9. Caroline
  10. 10. All Mixed Up
  11. 11. Feed Your Head

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1 Kommentar mit 5 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    „Vielen Maestros muss man attestieren, dass sie - wehe wenn sie solo losgelassen - ihre Fingerfertigkeiten nur dazu nutzen, ihre Hörer mit nervigen Eskapaden quälen.“

    Man kann das meinetwegen Musician's Music nennen. Ich persönlich habe tatsächlich z.B. Shred erst zu würdigen gelernt, als ich selbst anfing Gitarre zu spielen, weil mir auf einmal klar wurde, wie extrem schwer es ist so schnell und sauber zu spielen und gleichzeitig Melodie- und Rhythmusstruktur so außergewöhnlich und doch gekonnt hinzubekommen. Es ist ein wenig so, als könnte man auf einmal UV-Licht sehen. Ich bedaure jeden, der das nicht kann.

    • Vor 3 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 3 Jahren

      Und ich bedauere jeden, der beim Hören von Musik großartig daran denkt, wie das wohl auf dem Instrument umgesetzt ist oder auch welche Noten/musikalische Strukturen da abgezappelt werden. Weil's halt letzten Endes nur darum geht, ob's gut klingt oder nicht und je mehr man sich dem ohne lästige Ablenkungen, Kategorisierungen oder albernes Technik-Gewichse hingeben kann desto besser.

    • Vor 3 Jahren

      "Und ich bedauere jeden, der beim Hören von Musik großartig daran denkt, wie das wohl auf dem Instrument umgesetzt ist oder auch welche Noten/musikalische Strukturen da abgezappelt werden"

      Also jeden, der sich mit Musiktheorie auskennt? Ich glaube eher, die bedauern dich.

    • Vor 3 Jahren

      Hier muss ich kurz einwerfen, und Gleep Glorp darin bestärken, dass jegliche Form der penetranten Verwissenschaftlichung der Tod für jede ästhetische Darbietung ist. Man sollte es sich zur Lebensphilosophie machen, Wissenschaft nur dort anzuerkennen, wo sie auch "schick" ist.