laut.de-Kritik

Eine Lektion in wohl dosierter Wut.

Review von

Zugegeben, für einen Altrocker, der Richtung Sechzig geht, verkörpern Prong nicht unbedingt die Nummer eins im persönlichen Beuteschema. Aber seitdem ich Chefdenker Tommy Victor und seine zwei damaligen Mannen (die wechseln ja ständig) am Bass und an den Kesseln live auf dem Rock Hard Festival 2009 erlebt habe, hege ich da durchaus eine gewisse Sympathie.

Der Auftritt der US-amerikanischen Dreizackträger irgendwann zur vorgerückten Mittagszeit, als Luftwärme und Bier schon ganz gut wirkten, geriet sowohl wegen des düster auftretenden, aber sehr freundlichen Frontriesens als auch wegen des markigen Soundmaterials durchaus beeindruckend. Als dann der Prong-Superhit "Snap Your Fingers Snap Your Neck" durch das Rund des Amphitheaters in Gelsenkirchen schallte, gab es kein Halten mehr unter den Headbangern, gleich welchen Alters oder Geschlechts. Die adrenalinschwangere Atmosphäre des Augenblicks wird mir unvergesslich bleiben.

Immerhin haben Prong über die Jahre trotz vieler Besetzungswechsel und Auszeiten einen typischen Sound entwickelt, der sie unverkennbar macht. Ihre Mischung aus Thrash, Groove Metal, Nu Metal und Hardcore/Metalcore-Elementen beherrschen die drei sowieso aus dem Effeff. Nur die Gewichtung der verschiedenen Ingredienzien schwankt von Platte zu Platte.

"Zero Days" treibt eine ordentlichen Portion Wut und Aggression, was in diesen heutigen 'Nulltagen' durchaus verständlich ist. Deswegen gibt es gleich vom Start weg kräftig was vor den Latz. Mit einem Wutschrei stürzt sich Tommy Victor in die krachende erste Nummer "However It May End", der mich in seiner Anlage ziemlich an die Schweden von The Haunted erinnert.

Der Titeltrack zieht das Tempo an und brilliert mit einer Menge Gitarrenpower. "Off The Grid" mit seinen Hardcore-Punk-Qualitäten könnte auch ins Repertoire von Pro Pain passen, und das immer wieder abgestoppte "Divide And Conquer" beweist aufgrund seines melodischen Refrains Hit-Qualitäten.

Während "Blood Out Of Stone" ein wenig auf die Emo-Drüse drückt, entwickelt sich "Operation Of The Moral Law" nach einer kurzen, schwergewichtigen Einleitung zu einem echten Thrash-Monster, dem überraschend ein erstaunlich luftiges "The Whispers" folgt. Auch "Rulers Of The Collective" gibt sich ziemlich handzahm-rockig, ohne in Seichtigkeit abzugleiten.

Insgesamt ist "Zero Days" ein gutes Album, dem aber zum Ende hin doch ein wenig die Luft ausgeht. Manche Stücke wie der Schlusstrack "Wasting Of The Dawn" wirken dann nicht mehr besonders originell, was dem positiven Gesamteindruck der Platte aber dennoch wenig Abbruch tut.

Trackliste

  1. 1. However It May End
  2. 2. Zero Days
  3. 3. Off The Grid
  4. 4. Divide And Conquer
  5. 5. Forced Into Tolerance
  6. 6. Interbeing
  7. 7. Blood Out Of Stone
  8. 8. Operation Of The Moral Law
  9. 9. The Whispers
  10. 10. Self Righteous Indignation
  11. 11. Rulers Of The Collective
  12. 12. Compulsive Future Projection
  13. 13. Wasting Of The Dawn

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