laut.de-Kritik

Melancholisches Werk mit starker Ausstrahlung.

Review von

Wenn man sich Suads Debüt vorstellt, könnte man sich einen Cocktail aus Bat For Lashes, Natalie Merchant, Stevie Nicks und den frühen Keane ausmalen. Das trifft es zwar nicht, aber das könnte man machen. Denn es finden sich zwar Elemente dieser Acts in "Waves" wieder, trotzdem baut sich die aus Finnland stammende Singer/Songwriterin ihre eigene Welt daraus.

Neben Suad Khalifas Stimme übernimmt das Piano deutlich die Hauptrolle. Gleich zu Beginn von "Faces" springt es einen energisch an, beißt sich in der Wade fest und lässt den Rest des Longplayers nicht mehr ab. Die von Tommi Toijonen gespielte Gitarre sucht sich hingegen einen weniger direkten Zugang. Neugierig erkundet sie die Zwischenräume aus, findet ihren Weg in der Weite. Zusammen mit dem Rythmusduo bildet sich ein starker, energiegeladener Klangcharakter, der das gesamte Album zusammen hält. Die oft zu aufgeputschte, laute Produktion steht kurz davor, das Album zu einem nervigen Pratzen zu zerbabschen, doch durch das Songwriting bekommt "Waves" die Kurve.

Hartnäckig zieht sich ein Piano-Ostinato durch "Streets", kurzzeitig klingt Suad wie Natasha Khan in ihren besten Momenten. "I wish I could fit in to be your friend and not get burned by your ego", singt sie zu diesem gleichförmigen Track, der sich erst langsam aufbaut, eine eigenen Dynamik entwickelt und nicht mehr los lässt. Das Highlight des Albums.

Weitaus einfacher gelingt der Zugang zum Opener "Faces". Ein von Anfang an einnehmender Track. Vom Schlagzeug gehetzt befindet er sich sofort im Hier und Jetzt. "Sleep The Nights" gipfelt in einem Gitarrensolo jenseits aller Erdenschwere.

Wo die Bäche silbern sind und Gräser sanft im Wind schaukeln, dort spielt "Winter". Das längste Stück nimmt sich alle Zeit um sich auszudehnen. Ein von der jungen Tori Amos gedrehter Western. Eine atmosphärische Ballade, mit schwermütigem Refrain.

Vier Jahre nach der eher zurückhaltenden EP "The Call" klingt Suads selbstbewusster Sound angriffslustig. Neun Stücke lang wickelt sie auf "Waves" ihren verschlungenen Indie-Pop in elegante Düsternis, die zuletzt aber immer einen Funken Hoffnung parat hält. Ein melancholisches Werk mit einer starken Ausstrahlung, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Trackliste

  1. 1. Faces
  2. 2. Sleep The Nights
  3. 3. Winter
  4. 4. Streets
  5. 5. The Burn
  6. 6. Waves
  7. 7. The Door
  8. 8. I Don't Know You
  9. 9. White Lies

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