Als in den 50er Jahren zum ersten Mal heiße musikalische Ware aus Amerika in Form von Rhythm'n'Blues, Jazz und Gospel in jamaikanischen Dancehalls ertönt, öffnet dieser "Kulturschock" die Türen für neue kompositorische Wege auf dem Eiland. Traditionelle jamaikanische Rhythmen und Gesänge (Mento) fließen in die neugewonnenen Musikformen ein, der Ska ist geboren. Der Ausdruck stammt nach weitverbreiteter Meinung von einem Gitarristen, der während einer Jam-Session mit Prince Buster anstatt dem Downbeat den Offbeat betont, woraufhin Buster lautmalerisch wiederholt: "Do again this 'Ska'".

Als Jamaika im Jahr 1962 unabhängig wird, ist der Ska schon sehr populär: Hits wie "Oh Carolina" von den Folkes Brothers, "Boogie In My Bones" von Laurel Aitken oder Derrick Morgans "Don't Call Me Daddy" verkaufen sich blendend. Der weltweite Durchbruch gelingt mit Millies "My Boy Lollipop", das sieben Millionen Exemplare absetzt.

Die Legende sagt, dass die karibischen Inseln 1967 von einer großen Hitzewelle heimgesucht wurden. Dies machte den schweißtreibenden Tanz zu Ska bedeutend schwieriger, wodurch das rhythmisch langsamere Rocksteady entstand. Desmond Dekkers "007 Shanty Town" entert die britischen Charts und zeiht bald weitere Vertreter nach sich. Rocksteady mausert sich zur Musik der britischen Arbeiterklasse, die Anhänger rasieren sich den Schädel, nicht zuletzt, um sich von den verhassten, langhaarigen Hippies zu distanzieren.

Das Subgenre Skinhead Reggae ist geboren. Die Hymne jener Zeit liefern Symarip mit "Skinhead Moonstomp". 1976 komponiert der britische Skinhead Reggae-Fan Judge Dread den Klassiker "Bring Back The Skins".

Nach einer kleinen Dürreperiode, in der der Punkrock das Vereinigte Königreich erfasst, bringen einige Bands Ende der 70er Jahre den Ska wieder in des Volkes Munde: Madness, The Specials, The Selecter und Bad Manners mischen die Wut von The Clash mit frühem Jamaica Ska. Das neu gegründete Label 2-Tone steht symbolisch für den Kampf gegen rassistische Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen in der englischen Gesellschaft. Die zwei Farben im Karomuster werden artworktechnisch zum Aushängeschild.

Ende der 80er Jahre treiben Bands wie The Busters, No Sports, Bluekilla, Blechreiz und The Butlers auch hierzulande ein Ska Revival voran. Heute existiert eine kaum mehr fassbare Vielfalt an Genres. Ob Ska-Jazz, Celtic Ska, Latin Ska, Skacore oder Dancehall: der Beat lebt munter weiter. Empfehlenswerte Vertreter, die man einmal live gesehen haben muss, beinhalten Dr. Ring Ding & The Senior Allstars, Hepcat, Mark Foggo's Skasters, The Toasters, Bad Manners, The Slackers und die Mighty Mighty Bosstones.