11. April 2024

"Ich weiß nicht, wie Gold klingt"

Interview geführt von

Emily Underhill, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Tusks, meldet sich am 12. April nach fast fünfjähriger Pause mit ihrem dritten Album zurück. Auf "Gold" bleibt sie der gelungenen Mischung aus Ambienttracks und eingängigeren Dreampopsongs treu.

Via Zoom unterhalten Emily Underhill und ich uns über die Inspiration zum Künstlernamen Tusks, die Ursachen für die vergleichsweise lange Pause zwischen den beiden jüngsten Alben, den Titel der neuen LP und ein etwaiges zukünftiges reines Popalbum.

Sie veröffentlichten Ihre erste EP "Snow" unter Ihrem bürgerlichen Namen. Warum haben Sie den Namen, unter dem Sie Ihre Musik veröffentlichen, danach geändert?

"Snow" war lediglich eine Songansammlung, die ich für meinen Universitätskurs aufnahm und die ich zu der Zeit veröffentlichte. Als ich erst einmal entschieden hatte, ein künstlerisches Projekt zu starten, wollte ich einen Neuanfang wagen, also habe ich es Tusks genannt.

Gibt es eine interessante Hintergrundgeschichte zu Ihrem Künstlernamen? Ich habe in einer Rezension zu Ihrem ersten Album gelesen, dass Sie vom Fleetwood-Mac-Album "Tusk" inspiriert wurden. Ist das richtig?

Das ist richtig. Meine Eltern hörten eine Menge Classic Rock, zum Beispiel die Beatles und Fleetwood Mac. Ich liebe das Album "Tusk", also habe ich den Namen gewählt. Ich denke, er passt zu meiner Musik.

Tusk klingt für mich ein bisschen aggressiv. Von außen betrachtet passt der Name nicht ganz zur melancholischen und oft sanften Atmosphäre Ihrer Songs.

Das ist der Grund dafür, dass ich ein S angefügt habe. Das klingt wesentlich sanfter.

"Ich weiß nicht, wie Gold klingt, aber wenn es in der Lage wäre, Töne von sich zu geben, kann ich mir vorstellen, dass es ähnlich wie die Musik auf dem Album klingen würde."

Ihr zweites Album "Avalanche" wurde 2019 veröffentlicht, zwei Jahre nach "Dissolve". Jetzt werden Sie Ihr drittes Album "Gold" fast fünf Jahre nach "Avalanche" veröffentlichen. War die COVID-Pandemie der Hauptgrund für die längere Pause?

Die COVID-Pandemie war einer der Gründe. Alles pausierte, irgendwie hielt die Zeit an. Aber die Pandemie war nicht der einzige Grund, warum diese Pause länger war als die Pausen davor. Ich und mein Produzent waren auch damit beschäftigt, das Album neu abzumischen, sodass es so klingt, wie wir uns das wünschten. Außerdem wollte ich mich in dieser Zeit auch als Künstlerin weiterentwickeln und musste mich zudem um all die Dinge kümmern, um die man sich in seinen späten 20ern und frühen 30ern nun mal kümmern muss.

Ich habe Ihr neues Album bereits gehört, es ist großartig. Gratuliere! Ist der Titel Ihres neuen Albums, "Gold", ein Symbol für dessen Qualität?

(Lacht) Nein. Daran habe ich nicht gedacht. Der Albumtitel basiert auf dem Song, der zum Titeltrack wurde. Er handelt von meiner Wut und Frustration über die britische Regierung während der COVID-Pandemie, die Dinge, die man den Tories anlasten muss. Und ich glaubte, der Titel "Gold" würde zur Ästhetik des Albums passen. Ich meine, ich weiß nicht, wie Gold klingt, aber wenn es in der Lage wäre, Töne von sich zu geben, kann ich mir vorstellen, dass es ähnlich wie die Musik auf dem Album klingen würde.

"Ich mache nur die Musik, die ich machen möchte."

In Ihren eigenen Worten: Was können die Hörerinnen und Hörer von Ihrem neuen Album "Gold" erwarten? Gibt es irgendetwas, das Sie auf diesem Album anders machen wollten?

Ich wollte mich sowohl musikalisch weiterentwickeln als auch hinsichtlich der Produktion des Albums. Hoffentlich kann man das auf "Gold" hören. Ich wollte mich selbst antreiben und mehr mit analogen Aufnahmegeräten arbeiten wie einem Space Echo und einem [Roland] 404er. Tom Andrews, mein Produzent, machte einen herausragenden Job, indem er all das zum Leben erweckte und mich dabei antrieb, die bestmögliche Musik zu schreiben.

All Ihre bisherigen drei Alben sind eine Mischung aus Ambienttracks und eher eingängigen Popsongs. Gab es irgendwann den Moment, in dem Sie Ihr 'Popalbum' planten?

Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, einfach ein Popalbum aufzunehmen. Die Musik, die ich höre, ist eher der Alternative Electronic Music und der zeitgenössischen Klassik zuzurechnen als der Popmusik, also bin ich mir nicht sicher, ob ich das wäre.

Unabhängig davon: Glauben Sie, dass ein neuer Fokus auf eher eingängigen Popsongs wie "Adore" zu mehr Hörern führen würde? Und falls Sie das tun: Wären Sie bereit dazu, sich auf einem etwaigen vierten Album auf eingängige Popsongs zu konzentrieren?

Ich bin mir nicht sicher. Ich könnte das tun! Aber ich glaube nicht, dass ich mich jemals ausschließlich wegen des kommerziellen Nutzens darauf konzentrieren würde, mehr Popsongs aufzunehmen. Ich mache nur die Musik, die ich machen möchte – ohne Rücksicht auf die Popularität. Und die eher elektronische, atmosphärische und abstrakte Musik ist die, zu der ich mich hingezogen fühle.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Mrs. Underhill. Und viel Glück für Ihre weitere musikalische Karriere!

Danke Ihnen!

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