laut.de-Kritik

Auf Latin-Tour mit Christina Aguilera und Gloria Estefan.

Review von

Aud dem dritten Duettalbum des mittlerweile 86-jährigen Sängers kommt einem mancher Song in der Tracklist ziemlich bekannt vor. Denn es gibt ein paar Überschneidungen: So tauchte "Blue Velvet" auch auf "Duets II" auf. Dem alten Charmeur kann man trotzdem nicht richtig böse sein. Läuft er doch auch 2012 wieder zu großer Form auf.

Wie man sich kreativ mit unbekannteren Nummern des Genres auseinandersetzt, bewies kürzlich Diana Krall auf "Glad Rag Doll". Einen besonderen Clou hält Tony aber ebenfalls parat: Für die Einspielungen setzt er ausschließlich auf lateinamerikanische Künstler. Dank den in Spanisch oder Portugiesisch eingesungenen Parts erhalten die Tracks - neben Bennetts wie immer geschmeidigem Crooning - ein ganz besonderes Flair.

Ein Riesenspaß: Tonys schmissiges Date mit der mittlerweile nicht nur stimmlich pfundigen Christina Aguilera im Rahmen von "Steppin' Out With My Baby". Verspielt tänzeln die pianogetränkten Jazzrhythmen umher, das trockene Schlagzeug sorgt für den nötigen Druck. Ganz großer Barjazz-Schmus: "Who Can I Turn To (When Nobody Needs Me)" mit einer leidenschaftlichen Gloria Estefan als Sahnehäubchen.

Reizvoll gestalten sich die Interpretationen im Vergleich mit früheren Versionen. Das besonders durch Frank Sinatra geprägte "For Once In My Life" gehen Orchester, Bennett und Marc Anthony völlig anders an. Lag bei Ol' Blue Eyes der Schwerpunkt noch auf sich steigernder Dramatik, lotet Bennett den Tiefgang der Nummer in einer abgespeckteren, unaufgeregt arrangierten Fassung aus.

Sinatras Vorgehensweise für seine eigenen, späten "Duets"-Alben beschränkten sich auf das jeweilig separate Einsingen der Parts zwischen ihm und dem jeweiligen Gast an unterschiedlichen Orten. Das eigentliche Duett wurde später im Studio zusammengemischt. Darauf lässt sich Tony nicht ein. Um gemeinsam einzusingen, scheute er auch den Weg ins mexikanische Guadalajara nicht, um gemeinsam mit Vicente Fernández auf dessen Ranch "Rags To Riches" aufzunehmen.

Beeindruckend die stilsichere Lässigkeit und Eleganz, mit der Bennett die Songs zu seinem Eigen macht, und dem jeweiligen Mitstreiter dennoch genügend Raum lässt. Den Schwerpunkt liefern Balladen und getragene Töne. Trotz immer vielfältig angelegter Arrangements bleibt das Entschlacken ein vorrangiges Ziel Bennetts. Sehr gut festzumachen etwa an dem alten Bobby Vinton-Smashhit "Blue Velvet", der hier nun gar nichts mit der süßlich angelegten Ursprungsversion zu tun hat. Die Adelung weg von Pop-Schmonz hin zu Smooth-Jazz schüttelt Bennett scheinbar locker aus dem Hemdsärmel. Andersherum kann er es auch: Wenn er mit einem Gast wie Fernández Dean Martins "Return To Me" als Mariachi-Heuler verbrät, ist das purer Kitsch, aber vor allem richtig guter.

Mit "The Best Is Yet To Come" läutet der Altmeister sein Motto fürs eigene Spätwerk ein. Und wer in dieser vorzüglich angeswingten Sinatra-Leihgabe so viel Vitalität versprüht, hat sicher noch einiges in petto.

Trackliste

  1. 1. The Best Is Yet To Come
  2. 2. The Way You Look Tonight
  3. 3. Steppin' Out With My Baby
  4. 4. For Once In My Life
  5. 5. Are You Havin' Any Fun?
  6. 6. Blue Velvet
  7. 7. The Good Life
  8. 8. I Wanna Be Around
  9. 9. Who Can I Turn To (When Nobody Needs Me)
  10. 10. Don't Get Around Much Anymore
  11. 11. The Very Thought Of You
  12. 12. Just In Time
  13. 13. Cold, Cold Heart
  14. 14. Rags To Riches
  15. 15. Return To Me

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