laut.de-Kritik

Rückwärts durch den Bluesrock-Time Tunnel.

Review von

Was George Lucas' Skywalker-Ranch mit Steve Miller gemeinsam hat? Eben dort fanden die Aufnahmen zu "Bingo!" statt. Doch von womöglich innovativen musikalischen Visionen bleibt Miller unbeleckt.

Vielleicht war ihm in Erinnerung, wie Lucas' Suche nach dem Morgen in den trotz viel Blendwerk zutiefst antiquiert inszenierten Star Wars-Prequels versandete. Die Lehre daraus: Miller wil erst gar nicht an womöglich bemühter Neuland-Suche scheitern. Und hält sich deshalb streng ans Bewahren des Bewährten.

Die zunächst augenfälligen Vorzeichen könnten also lausiger nicht sein. Dazu kommen: merkwürdiges Plattencover, dämlicher Albumtitel. Brandneu sind sie auch nicht, die zehn aktuellen Titel, handelt es sich dabei ausschließlich um Coverversionen von Blues-Altstars wie Jimmy Reed und B.B. King. Das alles interpretiert von einer Formation, die sich bereits früh zu einem stets wiederkehrenden Status Quo ihres Styles bekannte. Und dennoch erweisen sich diese Umstände in ihrer Gesamtheit als Glücksgriff: "Bingo!", das erste Studio-Album der Steve Miller Band seit 1993, zeigt sich als solide und unterhaltsame Fechterei mit den Laserschwertern einer vergangenen Epoche.

Bereits nach wenigen Augenblicken befinden wir uns wieder in der Galaxie von "The Joker", "Fly Like An Eagle" oder "Abracadabra": Trockener Rhythmus, verzerrtes Gitarren-Fiepen aus der Buck Rogers-Ära, und "Hey Yeah" lädt ein zur Reise rückwärts durch den Bluesrock-Time Tunnel. Eine Nummer wie "Rock Me Baby" rumpelt und shuffelt selbstvergessen im heutigen Gestern herum und taugt gar als Pendant zu Millers früherer Großtat "Rock'n Me". Die guten alten Zeiten machen weiter Dampf, denn das Albummotto lautet schließlich "Come On (Let The Good Times Roll)".

Dass der unbedingte Rückzug aufs verdiente Altenteil nicht seine Sache ist, bewies Miller bereits im vergangenen Jahr mit einer Live-DVD - die beim spontan Appetit auf mehr machte - die Produktion einer frischen Platte. "Bingo!" besitzt keinerlei Interesse daran, irgendwelchen womöglich neuen Rock-Trends hinterherzuwittern. In gewisser Weise bedeutet die Verbindung von "Neu" und "Rock" seit Ende der kreativen Beatles/Stones-Phasen sowieso einen Widerspruch in sich. Rockheroen wie Curt Cobain mögen das verzeihen.

"Don't Cha Know" rockt, als hätten die Siebziger nie aufgehört. Steve und die Band halten sich an die bewährten Zutaten mitsamt spaciger Leadguitar, bodenständig holpernden (oder auch mal treibenden) Beats mitsamt einer Prise domestizierten Blues. Trotz dieser eindeutig schwarzen Zutat klang und klingt Millers Musik immer weiß, sehr weiß. So braucht man Steve und seiner Band nicht vorwerfen, auch 2010 weiterhin in jenem heimischen Kräutergarten zu wildern, der bereits früher manch nahrhaftes Kraut zutage förderte.

Jede Menge Yesterday also auf einem Album von heute, und gerade die bewusste Abwesenheit zeitgemäßer Anknüpfungspunkte macht den besonderen Charme der zehn Nummern aus. Denn Miller betreibt nicht, wie man annehmen könnte, bewusste kreative Stagnation. Sein schlichte Geheimnis: Er kann halt nicht anders. Passt schon.

Trackliste

  1. 1. Hey Yeah
  2. 2. Who's Been Talkin'
  3. 3. Don't Cha Know
  4. 4. Rock Me Baby
  5. 5. Tramp
  6. 6. Sweet Soul Vibe
  7. 7. Come On (Let The Good Times Roll)
  8. 8. All Your Love (I Miss Loving)
  9. 9. You Got Me Dizzy
  10. 10. Ooh Poo Pah Doo

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