laut.de-Kritik

Eine zutiefst gespaltene Figur.

Review von

Viele lieben es, ihn zu hassen. Wer sich öffentlich mit Hip Hop auseinandersetzt, hat sich bereits daran gewöhnt, regelmäßig über T-Low zu sprechen. Gestandene Erwachsene mokieren sich über diesen unmöglichen Lausbuben. Einen deftigen Verriss möge der Kritiker dem jungen Rapper einschenken, als gehe es darum, eine persönliche Rechnung zu begleichen. Die sich zumeist genussvoll an Oberflächlichkeiten abarbeitenden Schmähungen erinnern gelegentlich an die Frühphase von Tokio Hotel, als sich Menschen versammelten, um das Quartett mit unverhältnismäßigem Hass zu bedenken.

Während sich die Widersacher noch immer über seinen verpatzen Splash!-Auftritt als vermeintliche Bestätigung ihrer Ablehnung freuen, empfindet T-Low Genugtuung angesichts seiner Hit-Singles "We Made It" und "Sehnsucht". "Ich bin der, der als Letztes lacht", rappt er im einleitenden "2 Percys". Fast trotzig gebart er sich in "Rauchen Im Club": "Ich mach' Millionen, ob du willst oder nicht." Der unbeirrbare Piano-Loop spiegelt sein zielorientiertes Vorgehen, das zugleich leises Bedauern durchzieht: "Noch mehr Luxussachen in meinem Life. Glaub' mir, wenn ich sterbe, sterb' ich steinreich."

So schleicht sich zu seiner Selbstgewissheit die Selbstdiagnose. "All das Codein, ich fühl' mich dead", gesteht er sich beim "Rauchen Im Club" ein. Vor allem im "Amiri Freestyle" reflektiert seine Abhängigkeitserkrankung: "Lean ohne Sinn. Ich bin high, wenn ich nicht high sein sollte, das' das Ding. Kein Zurück mehr, ich bin drin in diesem Suchtkreis. Sipp' schon morgens, Baby, das' das Sucht-Life." Eine regelrecht deterministische Denkweise offenbart T-Low zum gedankenverloren mäandernden Piano von "Hol Mich Hoch": "Drogen mein Schicksal, Baby, ich bin high seit der Kindheit."

Da er den Konsum mit all seinen Begleiterscheinungen als alternativlos erachtet, gibt er folgerichtig ein abgeklärtes Verhältnis zum eigenen Tod vor. "Ich hab' gehört, nur die Guten sterben jung. Was denn los, du da oben?", fragt er in "Hol Mich Hoch" und ergänzt später noch eine Spur schicksalsergebener: "Glaub' eh, dass ich verreck', also was jucken all die Tats?" Innerlich sei er bereits "Eigentlich Tot". "Ich will noch nicht sterben, Bitch. Doch wenn es kommt, ist nicht ganz so schlimm", mimt er den Abgeklärten wie Haftbefehl in seiner Doomsday-Hymne "Leuchtreklame".

"Sie würden töten, um das Leben zu leben, was ich nicht mehr leben will", steigert sich der Rapper in "Eigentlich Tot" in eine regelrecht suizidale Gedankenwelt hinein, "Ich würde töten, um zurückzugehen an den Punkt, wo ich niemand bin." T-Low präsentiert sich auf "Everythings Purple 2" als zutiefst gespaltene Figur, der ein Ausweg aus der Misere zu wünschen wäre. Und in gewisser Weise repräsentiert er seine Altersgenossen von der Generation Z, deren stets präsente Untergangsstimmung sich in Bewegungen wie Extinction Rebellion oder dem Bündnis Letzte Generation entladen.

Trackliste

  1. 1. 2 Percys
  2. 2. Rauchen Im Club
  3. 3. Amiri Freestyle
  4. 4. New Watch
  5. 5. Hol Mich Hoch
  6. 6. Eigentlich Tot
  7. 7. Excellent Smoke

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12 Kommentare mit 22 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Teilweise Inhaltswiedergabe mit Interpretationsansätzen, der einzige Hinweis darauf, dass es hier um Musik geht ist die Erwähnung eines unbeirrbaren Piano-Loops. Ich habe bei der Lektüre nichts darüber erfahren, wie die Platte klingt, wie Thilo rappt, nichts über Instrumentierung, Drum Patterns, Produktion, Mix, Vortrag, Flows, Songstrukturen, Beteiligte außer Thilo, oder irgendwas außer den Texten. Okay, außer "Der unbeirrbare Piano-Loop", aber nichtmal da erfahre ich wirklich etwas über diesen Loop, unbeirrbar passt als Adjektiv nicht, ist er traurig? Fröhlich? Irgendwas über Tonart? Timbre? Klingt es Lo-Fi oder clean? Ist es ein Synthesizer oder akustisch?

    Außerdem erfahre ich null, was der Autor daran gut findet, was der Autor daran schlecht findet. Was gut ist, was schlecht ist? Für wen lohnt sich unvoreingenommenes Reinhören? Werden Fans zufrieden sein? Ist irgend ein Song besonders gut oder irgend ein Song besonders schlecht?

    Stattdessen nur eine Deutsch-GK-artige Aneinanderreihung von Textstelleninterpretationen, die selbst bei wohlwolllenden Lehrern nicht mehr als 12 Punkte gebracht hätten.

    Sorry, aber das ist einfach keine Review und weit unter den Standards, die von einer ernstzunehmenden musikjournalistischen Seite zu erwarten sind. Da ist null Bewertung drin, Null Meinung, Null Objektivität und Null Subjektivität, abgesehen von einer Textinterpretation. Selbst als jemand, der schon mal Musik von Thilo gehört hat, habe ich durch den Artikel null Ahnung, wie das Album klingt. Das ist keine Review und ganz bestimmt keine Musikreview! 1/5 für diese Deutschklausur.

    • Vor einem Jahr

      Du gibst aber schon denen Futter, die da langsam eine Privatfehde aufgrund von Antipathie vermuten... Reviews dieser Couleur gab es hier doch hin und wieder schon, auch ohne den Springerstiefellecker.

      Ist wie mit kleinen Kindern. Zeig ihm nicht, dass du dich ärgerst, das motiviert ihn ;)

    • Vor einem Jahr

      P.S.: Bei der "Musik" wäre mir auch nix Gehaltvolles eingefallen

    • Vor einem Jahr

      Und einen ganzen snappy Absatz an die Haider verschwendet, was angesichts der ohnehin schon inhaltsarmen Rezi im klassisch-edeleschen Kurzformat auch etwas deplatziert wirkt.
      Ferner gibt es natürlich massig Gründe, den Lappen nicht zu mögen, abseits seines lauchigen Auftretens als deutscher Lil Xan: sein Frauenbild ist zum kotzen, sein verharmlosendes und unreflektiertes Gelaber über seinen Drogenkonsum in Interviews, welche sich vornehmlich an Minderjährige richten, ist zum kotzen, seine überhebliche Art gepaart mit zero musikalischen Skills ist zum kotzen.
      "Bruder we made it - das' nich asi, bitch, das' Palm Angels", nuffsaid.

    • Vor einem Jahr

      Hat Dominik Lippe bei den Rezis zu Audio, Kollegah oder Disastar exakt genau so gemacht. Lustlos ein paar Zeilen zitiert, ohne jetzt etwas Substanzielles dazu zu sagen.

    • Vor einem Jahr

      "und weit unter den Standards, die von einer ernstzunehmenden musikjournalistischen Seite zu erwarten sind."

      Und so sieht eine ordnungsgemäße Kennzeichnung von Ironie aus.

    • Vor einem Jahr

      Das liegt mitunter auch an der unterirdischen Bezahlung der "Schreiber".

      Ich kann es mir lebhaft vorstellen: Montag Morgen, Dominik hat Genius auf, copy- und pasted ein paar Lyrics, hört jeden Track 10 sec. an und kann dann den nächsten Einkauf bei ALDI bezahlen. Hustler.

    • Vor einem Jahr

      @chris: Spekulationen über meine Motivationen invalidieren meine Kritikpunkte nicht. Egal ob ich den Autor liebe oder hasse oder irgendwas dazwischen, meine Kritik ist sachlich begründet und als Gegenargument kann ich auch nicht gelten lassen, dass andere Autoren genau so einen Mül fabriziert haben. Hat nämlich nichts mit dem vorliegenden Müll zu tun und ließe sich genauso kriitisieren.

      "P.S.: Bei der "Musik" wäre mir auch nix Gehaltvolles eingefallen"

      Klar kann mensch was dazu schreiben! Wenn du eine beliebige andere Kritik auf der Startseite anklickst steht dort mehr über die Musik. Selbst die Ynk'schen Ergüsse mit genuin slappenden Bangern sagen mehr als "Der unbeirrbare Piano-Loop", es wird genauer beschrieben, teilweise sogar mit Fachbegriffen wie Arpeggio. Selbst bratzenden Gitarrenriffs und amtlicher Hartwurstsound von Edele sagt mir viel mehr über die Musik als hier.

  • Vor einem Jahr

    Springer enteignen, sollte klar sein.

  • Vor einem Jahr

    Nach dem Zitat "Ich mach' Millionen, ob du willst oder nicht.", hätts doch gereicht.
    Damit ist doch klar, dass das Dreck ist.