laut.de-Kritik

Der gute Track featured Bohlen als Teletubbie.

Review von

Berlin mag allerlei seltsame Auswüchse seit seinem Aufstieg zur Rapmetropole hervorgebracht haben, doch Splatterdandy spielt noch eine Liga höher. Der Mann zelebriert die Provokation und den Sexismus derart, dass man ihm getrost die Krone des schlechten Geschmacks aufsetzen kann. Beispiele gefällig?

Im Booklet finden sich Auszüge eines Romans, den der Berliner wohl derzeit verfasst. Auf der Suche nach dem Pornostaat töten der strahlende Held Splatterdandy und sein Homie Fischer nicht nur Hitler samt brauner Brut, sie befriedigen auch die eine oder andere Frau per Quickie, nachdem man sich gemeinsam eine Linie Koks genehmigt hat. Und nein, dieser Artist ist wider Erwarten weder bei Royalbunker noch bei AggroBerlin unter Vertrag.

Wem das noch nicht reicht, der sei eingeladen, per Druck auf die Playtaste einen Streifzug durch die kranke Welt des Splatterdadaisten zu unternehmen. Die Maxime lautet, Terror tanzbar zu machen. Aha. Splatterdandy hat als echter Pseudoterrorist natürlich Philosophie studiert und seine Abschlussarbeit über 'Das Nichts' verfasst. Vermutlich lieferte ihm das die Inspiration für seine Musik, denn einen ebenso hohen Wert kann man dieser zuschreiben. Als MC erweist sich der Berliner als ebenso begabt wie MC Hammer. Er schießt in Richtung Stuckrad-Barre, Westerwelle, Politiker im Allgemeinen und widmet Uwe Viehmann, Chefredakteur des Spex-Magazins, einen eigenen Song. Während er ihn als Praktikanten verunglimpft, bittet er croonend in der Hookline: "If you're really hardcore/then you stop the war". Ganz großes Kino.

Begleitet wird der akustische Terrorist von ehrlichen Synthiebeats ohne großen Firlefanz aus eigener Produktion. Zumindest hier beweist Splatterdandy etwas Fingerspitzengefühl, besonders bei dem teletubbieesken "Bohlen", dem einzig wirklich gelungenen Track der Platte. Das ist subtile Kritik durch musikalische Vorspiegelung einer heilen Welt, in der alle glücklich sind. Das funktionierte bereits bei La Boom hervorragend.

Den 11. September als Veröffentlichungsdatum für ein Album namens "Terrorista" zu wählen, lockt als Provokationsversuch gerade mal ein müdes Gähnen hervor. Über manche Punkte, die der Berliner anspricht, lässt sich sicherlich diskutieren, nur, trotz aller Provokation: Wen juckt's, so lange sie in einer solchen Aufmachung daher kommen?

Das Cover soll übrigens (nein, wie genial) durch die grandios versteckte Nazisymbolik der ganzen Provokation noch einen draufsetzen, indem das Kreuz Beleidigungen wie "Positionslose Hyperironiker" und "Pragmatismus-Fatalisten" zensiert. Steht zumindest in der Presseinfo. Mich erinnert es eher an das Symbol auf diversen Haushalts-Hygiene-Produkten: 'Achtung, Ätzend!' Und irgendwie trifft das auch voll ins Schwarze.

Trackliste

  1. 1. Der Coup
  2. 2. Tiefste Stufe
  3. 3. Disco 9/11
  4. 4. Ego Shooter
  5. 5. Verbindung
  6. 6. Sado-Seminar
  7. 7. Pornostaat Rev.
  8. 8. Fahrstuhl Ohne Wiederkehr
  9. 9. Viehmannator
  10. 10. Kühnen3000
  11. 11. Kokain
  12. 12. Französisch
  13. 13. Bohlen

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