Schlammpeitziger - " Vorausschauende Bebauung"

Schlammpeitziger, auch Schlammpeißer, Bißgurrn, Mißgurre, Wetterfisch und Moorgrundel wird das krude Tier gerufen. Jo Zimmermann nennt sein Musikanten-Ego ebenfalls so und das nicht ohne Grund: Erdig, krautig, und dreckig bis schlammpeitzend gestaltet er seine Track-Konstrukte. Er bestellt sein Feld also nicht wirklich vorhersehbar, die logische Dialektik forderte wohl deshalb den Albumtitel "Vorausschauende Bebauung".

Zwar haben es nur acht Stücke auf den Longplayer geschafft, diese decken ihrerseits jedoch ein breites musikalisches Spektrum ab. Spacige Hörspielklänge vernimmt man im Intro "Verkleinerte Vergrösserung", die sehr deutlich Cosmic Disco beeinflusst sind. Der Track verliert sich nicht in verhallter Sülze, sondern zielt eindeutig auf den Clubeinsatz ab.

Tanztauglichkeit ist auch bei "Deutliches Drehmoment" gegeben. Zimmermann hat dieses Album ohnehin mehr der Disco als dem Experiment gewidmet, was an sich auch schon wieder ein Experiment darstellt. Der Kölner meistert dieses aber mit technischem Geschick, angeblich nur einem (!) Synthesizer, den er für das Album benutzt hat, und der Erfahrung aus fast zwei Jahrenten Produzentendasein.

Obwohl die Klänge fast ausschließlich synthetischer Natur sind, erzeugen sie eine wohlige Wärme, was ihrer analogen Herkunft und einem "handgemachten" Produktionsprozess geschuldet ist. Heimlicher Hit ist "Gorschio's Glimmergoo", das einen mit Hörspielsounds und Quetschsynthies wohlig an tschechische Kinderfilme erinnert. Sicher, Erinnerung ist subjektiv, der Track kitzelt auf jeden Fall die Großhirnrinde, auf dass sie Sonderbares ausspucken möge.

"Vorausschauende Bebauung" ist ein charmantes Album, ein musikalisches Wirr-Warr mit System, bei dem auch nach mehrmaligem Hören keine Monotonie aufkommt.