laut.de-Kritik
Für Neulinge und echte Fans.
Review von Toni HennigSaltatio Mortis fingen in Ronneberg einst als reine Straßenmusikband an, erklommen im Laufe ihrer Karriere fünfmal die Spitze der deutschen Albumcharts und bespielen längst größte Festivals wie das Wacken Open Air (so auch in diesem Jahr). 2024 trennten sich gleichwohl die Wege aus musikalischen Gründen, Luzi das L ist nicht mehr dabei. Das hält die Spielmänner aber nicht davon ab, ihr 25. Bandjubiläum für eine ausgedehnte Werkschau zu nutzen.
"Weltenwanderer - Von Träumen & Krawall" umfasst auf drei CDs oder fünf farbigen Vinyls fünfzig Songs, die die Fans per speziellem Online-Voting selbst ausgewählt haben. Die Compilation führt durch die fünf Welten Jotunheim, Midgard, Vanaheim, Asgard und Muspelheim, die jeweils eine unterschiedliche Seite der Band repräsentieren.
Hier soll es um die rund 110 Euro teure 5-LP-Version gehen - so war die Veröffentlichung auch konzeptuell gedacht. Eine Streaming-Version, die sich an der Trackliste der Vinylveröffentlichung orientiert, existiert ebenfalls. Eine limitierte Fanbox enthält neben einigen Extras wie einem 84-seitigen Harcover Coffee-Table Buch sowohl die CDs als auch die LPs.
Die erste Vinyl bündelt akustisch folkige Eigenkompositionen sowie neu eingespielte Instrumentals und Traditionals auf Latein und in anderen Sprachen. Dabei erweist sich die Entwicklung vom noch eher amateurhaft produzierten, aber charmanten Equinox" vom 2002er-Album "Das Zweite Gesicht" bis zum glasklaren Sound von "Heimdall" (auf der Deluxe Edition der 2018er-Platte "Brot und Spiele" vertreten) als ziemlich bemerkenswert. Als Highlights kristallisieren sich der äußerst tanzbare "Drachentanz" und das wuchtig nach vorne treibende "Factus De Materia" heraus.
Vinyl Nummer zwei umfasst deutschrockige Tracks mit metallischer Note und zeigt, dass man die Formation nicht umsonst als die mittlerweile besseren Die Toten Hosen bezeichnet, obwohl sich "Für Immer Jung" schon stark an deren Nummer eins-Hit "Tage Wie Diese" anlehnt. Neben Mitgrölhymnen wie "Dorn Im Ohr" oder "Große Träume" gibt es mit "Wachstum Über Alles" auch eine Neuinterpretation der deutschen Nationalhymne, in der sich Saltatio Mortis kritisch mit dem Wirtschaftswachstum auseinandersetzen. Ein Kaufanreiz dürfte auch die brandneue Orchesterversion von "" sein.
Auf Schallplatte Nummer drei bekommt man die Mittelalter-Rock-Songs der Band geboten. Neben Gassenhauern wie "Eulenspiegel" und "Rattenfänger" hört man Gastbeiträge von Faun und Doro, die in "Salome" erstaunlich gut mit dem treibenden Sound der Spielmänner harmoniert.
Metallischer und härter geht es auf der vierten LP zur Sache. Das gemeinsam mit Blind Guardian eingespielte "Finsterwacht", übrigens eine Kooperation mit dem Fantasy-Rollenspiel "Das Schwarze Auge", vom aktuellen gleichnamigen Album dürfte der bis dato ambitionierteste und ausuferndste Track der Band sein. Am gelungensten erweist sich gleichwohl "Krieg Kennt Keine Sieger", das von den Schrecken des Ersten Weltkrieges handelt und die Sinnlosigkeit des Blutvergießens thematisiert.
Nicht ganz so ernst präsentiert sich die Truppe auf der letzten Vinylscheibe, auf der sie ihre ausgelassene Partyseite betont, und wie in "Ich Werde Wind" oder dem heiteren "Mittelalter" auch vor schlageresken Klängen nicht zurückschreckt. Die Gastbeiträge von Alestorm, Finch, Peyton Parrish und Cristina Scabbia (Lacuna Coil) sowie der gemeinsame Electric Callboy/Saltatio Mortis-Crossover "Hypa Hypa" bleiben allerdings Geschmackssache.
Ansonsten präsentieren Saltato Mortis eine liebevolle Zusammenstellung, die Neueinsteigern den Start in den umfangreichen Backkatalog so einfach wie möglich macht und auch langjährige Fans restlos zufriedenstellen dürfte. Im Herbst geht es für Saltatio Mortis dann auf Jubiläumstour, ihrer größten Headliner-Tour ever. Zuvor führt man noch die im Vorjahr begonnene Burgentour weiter.
1 Kommentar
Ein großer Tag für alle EMP-Germanen. Die Scheiben kann man sich dann neben sein Plastikmethorn und die Vikings DVD-Box stellen.