laut.de-Kritik
Mit einem echten Paten ist nicht gut Kirschen essen.
Review von Stefan Johannesberg"So wie der Typ flowt, ist immer noch eines der krassesten Dinge überhaupt". Kein Geringerer als Nas lobte Raekwon auf der Release-Party von "The Emporer's New Clothes" über die grüne Brille. Okay, das stinkt nach Gratismut. Die beiden sind seit Jahrzehnten Homies, geben sich seitdem auch immer wieder gegenseitig Liebe, Raekwon vertreibt seine Werke mittlerweile über Nasirs' Mass Appeal Label und featured ihn im Track "The Omerta". Doch Nas, der nicht als Raps Pep "Super Super bester Spieler" Guardialo bekannt ist, macht hier einen Punkt wie Sinner: Raekwon besitzt den Gods Flow, Slang Editorial - und zum ersten Mal seit "Shaolin vs. Wu-Tang" klingt er auch wieder frisch, hungrig und angriffslustig.
"Driving in the 7, caught him at the light; yeah, it's Heaven / Ninety carat face, that's my bredren / Chef criminals have to eat felons / Chief hell, every nigga can't flex with me / Jaws filled, this star hill, the dope from Park Hill". Gleich die ersten Zeilen zeigen: Raekwon entscheidet sich für die Kammer, die er seit Jahrzehnten im Wu-Universum besetzt: Er inszeniert sich als der Don, "zumindest wo er her kommt". Im Gegensatz zu Eko Fresh, womit? Mit Recht. Method Man nennt ihn "Getting Money Dude", ihn den Hustler und Gangster, der es aus dem Ghetto nach Dubai und in die VIP Lounge des MGM geschafft hat, seine Roots nie vergessend. "Them Killa Hill boys grown, poppin' up / From the staircase that blown up, grown guapin' up".
Wie mit einem echten Paten ist auch mit Raekwon nicht gut Kirschen essen. In der altbewährten Rae-Rebel-Kombo "Pomogranite" zelebriert er "Rolling 100 deep" auf seine Weise: "All my main shooters got money, they all Jacks / Flows is hungry, I just ask / I sit amongst bosses, you niggas is horses, go get strapped".
Ihn unterscheidet jedoch zwei entscheidende Dinge von Rappern wie Rick Ross und dessen Mafia Music: Raekwon weiß, wie gesagt, wo er herkommt und repräsentiert im harten Big Apple-Tune "Open Doors" New York to the fullest. "All we want is paper and some acres / Watch the Lakers get smashed up / We some Knicks niggas, fuck the neighbors" - und er liebt und lebt seinen real Hip Hop. "Keep your thoughts rising, open your eyes, know the lies / Know that shit ain't real hip-hop, that's a disguise" ("1 Life"). Bei allem Boss Talk führt er die Fans immer wieder zur Essenz zurück, wie im Hook zu "Pomogranite", nette Biggie-Adaption inklusive: "Don's don't bow, move the crowd when they hearin' ya / Kick down the door, don't stop till they bury ya / Throwin' swords for mines, we get live in your area".
Das Problem bei allen Wutangern liegt aber weniger bei den Lyrics oder Flows, sondern seit Jahrzehnten klingen die Beats entweder angegammelt oder aus der C-Liga namenloser youtube-Accounts. Ohne Rza kein Chrystal. Auch Raekwon spart auf "The Emporer's New Clothes" Kohle an den Reglern. Weder Harry Fraud, Alchemist, Conducter, Pharell oder talentierte Leute aus dem Wu-Umfeld wie Bronze Nazareth sorgen für die Shore für die Ohren. Immerhin pickt er keine Totalausfälle, investiert in eine kohärente, volle Produktion und kauft mit Swizz Beatz, Nottz und der Justice League etwas größer ein. Alle drei liefern dann auch dementsprechend ab.
Swizz kopiert auf "600 School" zwar schamlos bei Tony Ks Star Wars-Mashup, doch seine mächtigen Orchester-Loops zwingen selbst Sith-Newbies zum Niederknien, wenn Imperator Rae erscheint. Die Justice League greift in die Schublade und legt klassisch einen soulig-smoothen Kopfnicker in die Booth. Die Krone holt sich jedoch der stets unterschätzte Nottz – ausgerechnet mit dem Nas-Feature auf "The Omerta". Er lässt den Bass pumpen wie einst Kanye bei Commons "Be", doch die Drums scheppern eher im Hintergrund, während ein kurzes Gitarren-Riff auftaucht und wieder verschwindet so und so eine bedrohliche Atmosphäre kreiert. Rae flowt natürlich wie warme Butter, doch Nas fasst ihrer beider Status perfekt zusammen: "Who has true power? The Torah or synagogue leaders? / Qur'an readers or palm readers? / Witch-crafters or Christian pastors? / Rich rappers".
1 Kommentar
Ist halt schade, dass er sich keine vernünftigen Producer ins Boot holt, denn raptechnisch liefert er auf diesem Album echt ab.