laut.de-Kritik

Die Zeit vor den großen Hits: Eine Band auf dem Sprung.

Review von

"Es ist wirklich schön, wieder zu Hause zu sein. Es ist schon so lange her, wir haben euch alle vermisst. Ihr uns auch?", begrüßt Freddie Mercury sein Londoner Auditorium im November 1974 nach dem Opener "Now I'm Here". Dabei lag der letzte Queen-Auftritt in der britischen Hauptstadt, beide nun erstmals auf Doppel-CD veröffentlicht, gerade mal schlappe acht Monate zurück.

Dazwischen lagen knapp 40 Shows, mit denen sich Queen zur nationalen Rock-Hoffnung emporspielten. Ähnliches ließe sich vielleicht schon über ihre 1973er Shows im Zuge des Debütalbums sagen, als sie den Main Act Mott The Hoople allerorten an die Wand spielten. Aber damals fehlte noch die songwriterische Brillanz. 1974 war schon fast alles da.

Der März-Auftritt von "Live At The Rainbow" sollte 1974 ursprünglich als drittes reguläres Queen-Album erscheinen, heißt es nun in der Pressemitteilung. Die Band habe die Tradition von James Browns "Live At The Apollo" fortführen wollen. Letztlich entschied man sich dann aber doch für das Studioalbum "Sheer Heart Attack".

Diese Argumentation passt den Vollzeit-Totengräbern Roger Taylor und Brian May natürlich hervorragend in den Kram. Schließlich würden sie noch Mercurys vokale Aufwärmübungen aus den Fußballstadien sämtlicher Kontinente veröffentlichen, wenn sie sie nur mitgeschnitten hätten. Im Falle von "Live At The Rainbow" muss jedoch alle Häme außen vor bleiben: Taylor und May bringen zwei echte Live-Juwelen ans Licht, bei denen man sich nur fragt, wo sie so lange vergraben lagen.

Bei der ersten Rainbow-Show im März lag "Queen II" noch dampfend in den Läden, bekanntlich ein Rock-Opus monströsen Ausmaßes, das Mercury ein Jahr später in sechs edle Minuten zusammenstauchte und es "Bohemian Rhapsody" nannte. Es ist vielleicht der spannendere Gig, der auch Obskuritäten wie "The Fairy Feller's Master-Stroke" beinhaltet. "Nevermore" fehlt leider.

Der immer etwas schief klingende Gitarren-Opener "Procession" geht samtweich in den Prog-Stomper "Father To Son" über, der aus vier oder fünf Teilen besteht, aus denen man auch vier oder fünf verschiedene Songs hätte machen können. "Ogre Battle" ist eine Thrash Metal-Attacke par excellence und "Son And Daughter" näher an Sabbath als alles vorher und nachher.

Mit welcher Queen-Inkarnation man es auf diesen '74er Liveshows zu tun bekommt, lässt sich an einem einfachen Satz festmachen: Nur drei Songs sollten später auf "Greatest Hits" landen. "Live At The Rainbow", das war die Zeit vor den Hits, das war vor allem eine junge Rockband mit unheimlichem Gespür für Harmonien, für pompösen und meinetwegen prätentiösen Hardrock.

"White Queen (As It Began)" bläst die Band zu einem solch opulenten Schinken auf, dass es selbst mir zu hart wird. Denn gerade Mays Soloeskapaden und Interludes, die sich für die damalige Zeit fast noch dezent ausnehmen, sind heute recht schwere Kost.

Und wenn Queen nach ihren extraterrestrischen Eigenkompositionen plötzlich "Jailhouse Rock" oder "Be Bop A Lula" covern, klingen sie auch eher wie eine Oldie-Band aus dem Kirmes-Festzelt. Trotz Freddie. Der dieser Veröffentlichung sicher seinen Segen gegeben hätte. Was über das kommende Queen-Album mit seinem Michael Jackson-Duett schon nicht mehr ganz so leicht prognostizierbar ist. Von den Queen-Konzerten mit Adam Lambert 2015 sprechen wir lieber erst gar nicht.

Trackliste

  1. 1. CD1: March 1974
  2. 2. Procession
  3. 3. Father to Son
  4. 4. Ogre Battle
  5. 5. Son And Daughter
  6. 6. Guitar Solo
  7. 7. Son and Daughter (Reprise)
  8. 8. White Queen (As It Began)
  9. 9. Great King Rat
  10. 10. The Fairy Feller's Master-Stroke
  11. 11. Keep Yourself Alive
  12. 12. Drum Solo
  13. 13. Keep Yourself Alive (Reprise)
  14. 14. Seven Seas Of Rhye
  15. 15. Modern Times Rock'n'Roll
  16. 16. Jailhouse Rock; Stupid Cupid; Be Bop A Lula (Medley)
  17. 17. Liar
  18. 18. See What A Fool I've Been
  19. 19. CD2: November 1974
  20. 21. Now I'm Here
  21. 25. Flick Of The Wrist
  22. 26. In The Lap Of The Gods
  23. 27. Killer Queen
  24. 28. The March of the Black Queen
  25. 29. Bring Back That Leroy Brown

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9 Kommentare mit 32 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Bezieht sich die Rezension auf die Deluxe Edition ?

    Die Kritik an white Queen kann ich absolut nicht nachvollziehen, ist doch eine wunderschöne Live Version.
    Und für die Oldie Band und Krimis Festzelt gehört der Autor abgemahnt.

  • Vor 9 Jahren

    „das Mercury ein Jahr später in sechs edle Minuten zusammenstauchte und es "Bohemian Rhapsody" nannte“

    Als alter Queen Kenner muss ich mich schon arg zurück nehmen, um die Kritik dort oben nicht zu zerpflücken. Belasse es bei dem einen Satz und bitte den Autor mal zu erklären, wer ihn auf diesen grandiosen Quatsch kommen ließ? Und ob er wirklich so was wie Recherche macht, vor seinen Kritiken? Weil so ein paar Infos, die der Autor uns ja auch mitteilen möchte, sollten schon Hand und Fuß haben.

    Womit haben wir es hier aber wirklich zu tun?

    Mit Queen und einem Freddy Mercury in bestechender Hochform. Im November 1974 war das Bonbon „Night of the Opera“ schon längs gelutscht und lag in den Schubladen von Queen. Zumindest als Skizze/Entwurf und Queen war sich überhaupt nicht sicher, ob so ein Konzept aufgehen kann. Das hört man auch auf dem nun vorliegenden Album. Der zitierte Satz ist nämlich nicht den 8 Monaten oder den 40 Shows geschuldet, sondern Freddy´s Unsicherheit mit sich selbst und eben der Art und Weise der Präsentation. Wer genau hin hört, hört bei dem Begrüßungssatz ein leichtes Zittern in der Stimme.

    Und genau da setzt meine Kritik an. Man was haben diese alte Aufnahmen für eine Klarheit u. Druck behalten. Rein von der Restauration her, ist das vorliegende Werk ein Meisterwerk. Teils kann man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Dem Autor scheint ja auch kein Zugang zu dem Album zu gelingen. Am Beispiel von „White Queen“ wird das deutlich. Natürlich ist das Stück ein Monster. Aber hart? Ich stelle mir 1974 vor und denke Gott hat für Queen die Zeit vorgestellt. Die waren damals ihrer Zeit so voraus. Erst 30 Jahre später haben andere ähnliche Sounds im Studio produzieren können. Und das hier ist live, man hört hin live, LIVE!

    Neben "Live Killers" gehört dieses Album auf jeden Queen Altar. Ja ich bin auch ein Queen Fan, aber das ewige Gezeter das May/Tayler die Kuh melken bis sie keine Milch mehr gibt. Und was soll das? Wenn solche Alben dabei rum kommen, können sie melken bis da nur noch Käse raus tröpfelt. Was dem Autor der Kritik wohl auch nur noch gelinkt, beim Verfassen eines solchen Pamphlets.

    Gruß Speedi

    • Vor 9 Jahren

      "Als alter Queen Kenner muss ich mich schon arg zurück nehmen, um die Kritik dort oben nicht zu zerpflücken." Als alter Queen Kenner solltest du aber auch den Namen des Sängers richtig schreiben können.

    • Vor 9 Jahren

      Tja sehe auch das da einiges falsch geschrieben ist, was solls war halt ziemlich aufgeregt beim schreiben. Scheiß drauf....

    • Vor 9 Jahren

      ......und bins immer noch.

    • Vor 9 Jahren

      Ist doch nur der Spitzname, wenn man's genau nimmt, also wen stört's? Der Text ist hinsichtlich Grammatik etc. auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung, deshalb Kompliment und weiter so!

    • Vor 9 Jahren

      Nichts scheiß drauf. Wenn man hier den Mega-Kenner raushängen lassen will und andere dafür heftig kritisiert, dass sie dies nach eigenem Ermessen nicht sind, sollte man wenigstens die Basics einer Band beherrschen. So ist es einfach nur peinlich.

    • Vor 9 Jahren

      Danke Santiago, beruhige mich schon. Habe mich also doch nicht in dir getäuscht. ;)

    • Vor 9 Jahren

      Freddie ist der "Spitzname". Freddy war schon immer falsch. Kann man machen, wenn man sich mit der Band nicht auskennt, aber nicht, wenn man sich als großer Kenner positioniert.

    • Vor 9 Jahren

      @Pinkman, gebe dich erst mal zu erkennen. Bist du der Autor und deshalb so angepisst? Was ich nach voll ziehen könnte.

      Habe mich als alter Queen Kenner bezeichnet, ja. Weil ich nämlich 1979 mit "Jazz" mein erstes Album überhaupt gekauft habe und 1982 mein erstes Queen Konzert besucht habe. Außerdem hab ich über Freddy´s Tod mehr geweint als über den Tod meiner Mutter. Kleine Anekdote, meine Mutter verstarb langsam an Krebs und das wünsche ich keinem. Ich war damals also eher froh das sie gehen durfte. Mag sich komisch anhören. Soll aber nur deutlich machen welche Bedeutung diese Band für mich und überhaupt hat.

    • Vor 9 Jahren

      "gebe dich erst mal zu erkennen." Was für eine bescheurte Forderung in einem Forum in dem wir alle andere Namen tragen... Du übrigens auch... Was willst du also von mir? So viel kann ich dir allerdings versichern... Ich bin nicht der Autor dieses Artikels. Yo, ich bin Pinkman, bitch. Und du schreibst den Namen von Freddie Mercury selbst dann noch falsch, wenn man dich darauf hinweist, du großer Möchtegernkenner.

    • Vor 9 Jahren

      Und den falschen Namen garnierst du dann noch mit einem Deppenapostroph.

    • Vor 9 Jahren

      "Was willst du also von mir?"

      Fresse halten?

    • Vor 9 Jahren

      Du hast wirklich umwerfende Argumente.

    • Vor 9 Jahren

      Schließlich bin nicht ich hier mit lautstarkem Getöse in den Ring geklettert... Das warst immer noch du.

    • Vor 9 Jahren

      Ich sage zu dir Pinkman nur noch eines. Wir haben uns über Nicknamen unterhalten. Wir sind in diesem Forum unterwegs mit Nicknamen. Meine Kritik anzugreifen, obwohl sie stimmt, indem man auf y und ` abreitet, als wenn der Esel nicht schneller laufen könnte. Das ist Möchtegernflamen.
      Du hast mit Sicherheit Santiago gelesen und unseren Disput über genau das Thema und hängst dich hier wie ein Fähnchen im Winde ran. Billige Effekthascherei. Langweilig. Und eine Beleidigung an den Begriff Empahtie.

    • Vor 9 Jahren

      Was stimmt denn an deiner Krtik? Du wirfst anderen vor, nicht richtig zu recherchieren, bekommst aber selbst keine Grundinfos zusammen... Zudem bin ich mir nicht mal sicher, ob du verstanden hast, dass das Album mehr als gut bewertet wurde... Der Autor findet nur ein paar minimale und nachvollziehbare Kritikpunkte, die dich gleich auf die Palme bringen.

    • Vor 9 Jahren

      "Ich sage zu dir Pinkman nur noch eines."

      Muss mir widersprechen, weil so können wir dann doch weiter sprechen. Zu der Erkenntnis Pinkman gratuliere ich dir.

      "Was stimmt denn an deiner Krtik?"

      Unhöflich hätte ich gegen gefragt, was den nicht? Aber wir einigen uns ja gerade ein bisschen. ;)

      Sie ist so präzise, wie es meine Erinnerungen es her geben, Recherchieren muss ich für die zum Glück noch nicht. Genau das hat mich auf die Palme gebracht. Keine Ahnung was der Autor rüber bringen wollte mit seinen Infos? Außer das er Fans auf diese Palme bringt, ist das nicht gelungen. Du lieferst ja die Argumente frei Haus.

      "ein paar minimale und nachvollziehbare Kritikpunkte"

      Nachvollziehbar ist das Zauberwort. Jemand der kein Fan von Queen ist ließt da und denkt, jau geile Scheibe und der Autor ist ein Hecht obwohl die Infos nicht stimmen. Das ist Propaganda...und da werde ich wirklich böse drüber.

      P.S.: Wollte dich nicht aufregen Pinkman, musst jetzt nicht mit dem gleichen Leiden wie ich reagieren (Krtik?). :D

    • Vor 9 Jahren

      @Pinkman:
      ...pass auf, dass du nicht heiß läufst :D

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    Geniales Album, zwar extrem nach bearbeitet, aber gute Songs und guter Sound.

  • Vor 9 Jahren

    Was für ein Brett. Dagegen wirkt kontemporärer Metal geradezu cheesy.

  • Vor 8 Jahren

    na ja, knete besser ins klo geworfen, dachte ich noch als ich diese woche doch die dvd live at r.b. kaufte. trotz bedenken eine „queen“-abzocke unterstützt zu haben wie jenste best of 1 – infinitus-ergüsse. aber bin völlig hin und weg von dem exorbitantem konzert. auf kleiner bühne, mickriger lightshow - aber grossartigem repertoir mit glanzstücken aus ihrer besten zeit, „white queen“, „father to son“, „liar“. unglauchlich sensibles remastering, sound kraftvoll, die heutigen hyperaktiven kameraschwenks fehlen, ach – so wohlig für’s auge und die lauscher. sogar deacon zwischenzeitlich am mic! :-) den queen-sound habe ich selten so verspielt, so rockig und zugleich so nah am prog erfahren.
    ‚74 waren queen noch eine reichlich lokale größe ohne jegliche mainstrem-elemente die der band schliesslich zum kommerziellen erfolg führte, musikalisch ab „news of the world“ aber verkümmerte. ein konzertmitschnitt das queen als 70er-band definiert und ihre wurzeln in der ersten hälfte dieses jahrzehnts deutlich erkennen läßt.
    für alle die queen-musik mögen ein absolutes muss.

    and don’t forget – no synths! :-)

    @Speediconzal: deinen post – da „unterschreib“ ich alles, insb. anmerkung rez.