Seite 13 von 13

Platz 1: "Computerwelt"

Kein anderes Kraftwerk-Album besitzt ein so stringentes Konzept, kein Album klingt von vorne bis hinten komplett wie aus einem Guss, keines hat ein so kohärentes Klangbild und von keinem anderen Album tauchen mehr Tracks in der Live-Setlist auf wie von "Computerwelt". Was anno 1981 vielleicht noch als spinnerte Idee galt, ist schon Mitte der 90er Realität. Computer beherrschen unseren Alltag. "Reisen, Zeit, Medizin, Unterhaltung", heißt es da im Titeltrack. "Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard, Finanzamt und das BKA, haben unsere Daten da." Das war damals visionär, wegweisend, und mittlerweile sind die allumfassenden Ausmaße dieser Entwicklung sogar schon zum Gruseln.

Zu den Tracks selbst muss man fast nichts mehr explizit schreiben. Melodisch unfassbar abwechslungsreich klingen etwa"Computerliebe" und der Titeltrack. Von Erstgenanntem durften Coldplay die Melodielinie mit ausdrücklicher Genehmigung von Ralf Hütter für ihren Song "Talk" verwenden. Der Legende nach schickte Chris Martin über die Anwälte der Band eine Nachricht ins Düsseldorfer Hauptquartier. Nach ein paar Wochen kam ein Antwortschreiben, auf dem schlicht "Yes" stand. Warum mehr Worte verlieren als nötig? Kraftwerk-Minimalismus in R(h)einkultur.

Düster, geisterhaft und im besten Sinne industriell-mechanisch kommen "Heimcomputer" sowie "It's More Fun To Compute" daher. Aber "Nummern" toppt das ganze noch einmal. Wie die Herrschaften hier beim Aufzählen der Zahlen (auf Deutsch, Englisch, Japanisch, Russisch, Französisch, Spanisch und Italienisch) mit Sprachen und Rhythmen jonglieren und das alles in einen gnadenlos hämmernden Beat verpacken: unerreichbar. By the way lässt sich "Nummern" hervorragend mit "I Feel Love" in einem Mash Up vereinen. Wunder der Technik!

"Computerwelt"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!

Seite 13 von 13

Weiterlesen

2 Kommentare