Außerdem am Freitag: Fatoni & Edgar Wasser, King Orgasmus One, Weezer, Bebe Rexha, Van Morrison, Squid, Alphaville, Sing Meinen Song etc.

Tübingen (ynk) - Ganz vorne auf der Deutschpop-Hotlist steht derzeit Wincent Weiss. Mit zwei Alben auf dem Buckel und einem neuen, viralen Song in "Wenn Wer Nicht Wir" ist dieser Endboss des deutschen Prettyboy-Radiopops und Enthusiast des Buchstabens "W" gerade der heiße Scheiß. Offensichtlichen Genre-Kollegen wie Max Bendzko und Tim Giesinger hat er nicht nur ein etwas besseres Organ, sondern auch deutlich ansehnlichere Musikvideos voraus. Trotzdem haftet seiner ganzen Präsentation ein Hauch von Industrie-Schleim an. Wem es nichts ausmacht, wenn die Tütensuppe im Pott etwas nach Kunststoff riecht, wird sich deshalb sicher trotzdem freuen, wenn "Vielleicht Irgendwann" demnächst en massé auf SWR3 läuft.

Heißt ja nicht, dass Radiopop gleich spannender wird, nur weil er von Übersee importiert wird. Bebe Rexha zum Beispiel ist ein gutes Argument gegen die Überlegenheit von internationalem Pop. Denn wo sonstwo gerade Authentizität und Wagnis im Songwriting hofiert wird, macht sie in bester Retorten-Manier eben alles nach, was das Tagesgeschehen an Sounds so hergibt. EDM? Klar. Disco? Öh, wenn es sich verkauft? Trap? Ach, was solls. Sie macht im Grunde also Songwriting nach K-Pop-Prozess, nur ohne die Mühe und das Budget. Heißt: Ein hochspannendes Release sollte man anderswo erwarten.

Okay, gehen wir einmal über zu Musik, die Mutti so bestimmt nicht im Radio hören wird: Am 6. Mai wird Sufjan Stevens sein extrem wildes Ambient-Projekt "Convocations" fertiggestellt haben, eine 49 Tracks lange Abhandlung durch die fünf Stufen der Trauer, zu der ihn der letztjährige Tod seines Vaters inspiriert hat. Geteilt in die Abschnitte "Meditation", "Lamentation", "Revelation", "Celebration" und "Incantation" kann man das Monster-Projekt zwar schon fast komplett in seinen Einzelteilen hören, aber erst diese Woche ist es vervollständigt. Wer also einen sehr freien Nachmittag für ein bisschen stille Trauer hat, wird gänzlich bedient werden.

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Ich bin mir nicht sicher, ob Rag'N'Bone Man das britische Ein-Mann-Imagine Dragons sein will - oder ob er einfach nur ein sehr glückseliger Indie-Bloke war, dessen globaler Monster-Hit "Human" die "oh, der hat aber eine coole Stimme"-Crowd eingefangen und bislang nicht wieder ausgespuckt hat. Fakt ist, dass es spannendere Songwriter auf Gottes grüner Erde gibt als ihn, aber dass seine neue Platte "Life By Misadventure" einmal mehr Sound für selbsternannte Raubeine und Väter in der Midlife-Crisis kredenzen wird. Ob sich nochmal so ein Radio-Monolith daraus erheben wird, scheint den Singles nach zu urteilen aber erst einmal fraglich.

Apropos Mid-Life-Crisis: King Orgasmus One klingt auf seiner Lead-Single etwas arg vehement darin, alle davon zu überzeugen, dass er immer noch der Gleiche ist. Aber wenn das nur aus dem Anrecht besteht, immer noch "Pussy", "Muschi", "Fotze" und "Nutten" sagen zu dürfen, dann fragt man sich, ob das überhaupt eine so schmeichelhafte Selbstzuschreibung ist. In diesem Falle: Das Anrecht sei vergeben, er möge sich austoben, er ist immer noch der gleiche. Dass das inzwischen aber die selbe Energie hat wie Onkel Horst nach der Scheidung, darüber reden wir ein andermal.

Wer hätte es gedacht: Das Kollabo-Album von Edgar Wasser und Fatoni ist doch nicht abgesagt. Dabei haben sie doch einen so überzeugenden Promo-Beef inszeniert. Ja, die Erwartungen standen bei diesen beiden Rappern schon höher, stehen sie doch eigentlich Pate für die patentierte kluge Ecke des deutschen Sprechgesangs. Aber ein A-Game sieht anders aus, denn fast jede der bisherigen Singles setzte statt auf subversive Punchlines eher auf platten Lachi-Lachi-Humor, der auch von den relativ flavour-armen Beats nicht gerade umschmeichelt wurde. Vielleicht rettet die Albumlänge das Projekt ja noch, vielleicht haben sie die richtigen Knüller einfach noch nicht gezündet. Insgeheim will man ja einfach nicht daran glauben, dass diese beiden im Tandem nicht deutlich mehr liefern müssten.

Huch, das war jetzt aber eine negative Ausgabe, pardon dafür. Dann schmeißen wir doch zumindest mit einer uneingeschränkten, herzlichem Empfehlung fürs Wochenende ab: "Bright Green Field" von Squid könnte richtig gut werden. Die britische Post-Punk-Band unter Warp Records macht extrem smoothe, aber gleichzeitig atmosphärische und evokative Musik mit einer ziemlich kalten und digitalen Edge, die im Sound immer mal wieder ein bisschen nach Math Rock tönt. Es klingt nicht brennend innovativ, fügt dem Genre aber doch klar eine Textur hinzu, die man noch nicht allzu oft gehört hat. Dazu kommt ein irre gutes Songwriting, gutes Backing, gute Connection. Was will man mehr?

Ach, und dann kommt ja auch noch eine neue Weezer. Sie heißt "Van Weezer", sprich: Rivers Cuomo verneigt sich vor Van Halen und kündigt "big riffs" an, mancherorts ist gar von Weezers Metal-Album die Rede. Wer jetzt hyperventilierend "I need some of that" brüllt, ist herzlich eingeladen, denn der gleichnamige Track versprüht alles, was in den 80ern zwischen Aerosmith und den Cars möglich gewesen wäre. Die Platte verneigt sich außerdem vor Kiss, Rush und Metallica - whatever that means. Am Freitag wissen wir mehr.

Alle Neuveröffentlichungen vom 7. Mai auf einen Blick:

35 Tapes - Home
The 69 Cats - Seven Year Itch
Alfie Templeman - Forever Isn't Long Enough
Alphaville - Afternoons In Utopia (Remaster, Re-Release)
Alphaville - The Breathtaking Blue (Remaster, Re-Release)
Aly & AJ - A Touch Of The Beat...
Amy Winehouse - At The BBC
Anne Clark - Just After Sunset
Artillery - X
Bebe Rexha - Better Mistakes
Bernhard Weiss - Rock Chansons
Bob Mintzer - Soundscapes
Claudia Koreck - Perlentaucherin
Dickey Betts - Official Bootleg Vol. 1
Ethel Merhaut - Süß Und Bitter
Exhorder - Slaughter In The Vatican
Fatoni & Edgar Wasser - Delirium
False Memories - The Last Night Of Fall
Ghost Iris - Comatose
John Zorn - Chaos Magick
Kayak - Out Of This World
King Orgasmus One - Manifest
Lisa Gerrard & Jules Maxwell - Burn
The Lucid Dream - The Deep End
Lulu - Gold
Man On Man - Man On Man
Mark Spiro - Traveling Cowboys
Mantikor - Momentaufnahme
The Mighty Mighty Bosstones - When Got Was Great
Mighty Oaks - Mexico
Meer - Playing House
New Order - Education Entertainment Recreation (Live)
Rag'N'Bone Man - Life By Misadventure
Ringelstetter - Heile Welt
Robin McAuley - Standing On The Edge
Roland Hefter - So Lang's No Geht
Tanja Lasch - 100% Liebe
Save The Worlds - Two
Seth - La Morsure Du Christ
Sonic Haven - Vagabond
Sophia Kennedy - Monsters
Squid - Bright Green Field
Steelpreacher - Back From Hell
Steve Von Till - A Deep Voiceless Wilderness
Sufjan Stevens - Convocations
Various Artists - Sing Meinen Song - Das Tauschkonzert Vol. 8
Van Morrison - Latest Record Project Vol. 1
Vize & Alott - Prock House
Watershed - Elephant In The Room
Weezer - Van Weezer
Willkuer - Willkuer
Wincent Weiss - Vielleicht Irgendwann

Fotos

Weezer und Rag'n'Bone Man

Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Weezer und Rag'n'Bone Man,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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