Seite 10 von 10

Kulturpolitik vergrault einem die Kultur

Zum Abschluss noch die Nachricht, dass die deutsche Politik in Form der Länder und Claudia Roth als Kultur-Staatsministerin und der ihnen unterstellten deutschen UNESCO-Kommission die Aufnahme der Berliner Clubkultur auf die Liste des deutschen immateriellen Kulturerbes beschlossen hat.

Anders als es andere Meldungen suggerieren, hat also nicht etwa die UNESCO das Ganze anerkannt, sondern diese nationalen Listen sind im Gegensatz zu den internationalen Listen Möglichkeiten der innenpolitischen Bedürfnisbefriedigung für die einzelnen Regierungen, mit denen mal mehr, mal weniger Schindluder getrieben wird.

Die Entscheidung ist an sich eine gute, auch wenn ich dort lieber "Berliner Techno" als "Berliner Clubkultur" gesehen hätte. Während der Techno ein liebes, unschuldiges Wesen ist, ist die Clubkultur erstens nicht "die", sondern sehr heterogen, und zweitens operativ, von Menschen betrieben und in erster Linie kommerziell, nicht künstlerisch.

Das ist nicht verwerflich, die Kulturpolitik sollte es aber mehr beachten, und das Handaufhalten darf nicht zur sklerotischen Pose der Szene verkommen, wie gesehen bei den Fehlentwicklungen um die Alte Münze. Am Tropf tanzt es sich nämlich schlecht.

Mir zogen sich dann auch instinktiv die Eier zusammen, als die gut organisierte Berliner Club-Lobby die Entscheidung mit Verweis auf Bau-, Planungs- und Zuwendungsrecht begrüßte und im selben Atemzug Subventionen forderte.

Möchte ich den Berliner Techno töten, ich gäbe ihm Subventionen, sperrte ihn ein in Clubs, in denen das Becks 5,50 Euro kostet und würde ihm dabei zuschauen, wie er so fett und dumm wird wie deutsches Theater und deutsche Klassik. Ich mag meinen Techno frei und ungebunden lieber.

Seite 10 von 10

Weiterlesen

Noch keine Kommentare