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Joy Denalane und Ilgen-Nur beinahe auf Rolling Stone-Cover

Einen kleinen Shitstorm müssen die Kollegen vom Rolling Stone gerade aussitzen (Doubletime-Leser wissen es schon). Dort interviewte man Joy Denalane und Ilgen-Nur zu den wahrlich drängenden Themen Rassismus und Sexismus im Musikgeschäft. Das Interview ist wirklich schön geworden. Es geht auch um die Rolle des Blattes als Magazin, das vorwiegend alte weiße Männer featuret. Denalane sagt: "Ich habe mich tatsächlich gewundert, dass der Rolling Stone ausgerechnet jetzt auf die Idee kommt, zwei Frauen aus der sonst unterrepräsentierten BIPOC-Community
(BIPOC ist ein Akronym von Black, Indigenous and People of Color) zusammenzubringen, wie um zu sagen: Jetzt dürft ihr hier auch mal größer stattfinden. Ich habe ihn immer als ein sehr männliches, weißes Magazin wahrgenommen.
" Ilgen-Nur sagt: "Aber ich habe dabei auch die Frage im Hinterkopf, ob wir jetzt interessant sind, weil unsere Musik gut ist und wir als Künstler wichtig sind oder weil jetzt eben eine Zeit gekommen ist, in der man das Thema Diversity nicht mehr totschweigen kann."

Das Problem daran ist, dass den Künstlerinnen offenbar eine Cover-Story versprochen wurde, weshalb es auch eine aufwändige Fotoproduktion gab, berichtet Über Medien. Doch die aktuelle Ausgabe gibt es am Kiosk nicht mit den Damen auf dem Cover. Aufgrund des 45. Geburtstages des Bruce Springsteen-Albums "Born To Run" entschied sich die RS-Redaktion offenbar kurzfristig dafür, den jungen Boss aufs Titelblatt zu hieven. Angesichts der Thematik des Interviews mit Denalane und Ilgen-Nur ein schwer verständlicher Move. Kann man zwei Frauen auf dem Cover der Leserschaft etwa nicht zumuten? Selbst wenn das Thema noch so relevant ist, wie Chefredakteur Sebastian Zabel selbst im Vorwort versichert?

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2 Kommentare

  • Vor 3 Jahren

    Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Ich fand das Interview reichlich beliebig, und relevanter als die beiden Damen ist Bruce Springsteen allemal - und daher zu Recht auf dem Cover.

  • Vor 3 Jahren

    (Print-)Popjournalismus ist in Deutschland de facto am Arsch. Schließlich mussten viele Magazine (Spex, Intro, Groove, Juice etc.) dichtmachen. Der deutsche Rolling Stone (der ausnahmslos Rock-Rentner aufs Cover klatscht) orientiert sich halt an der Zielgruppe 50+ und die will - anscheinend - die x-te Story über Springsteen, wie er den "Rock rettete" (O-Ton).
    Aus wirtschaftlicher Sicht ist das Cover die sichere Bank, zeigt aber, dass der RS nicht am Puls der Zeit ist, sondern die Nostalgiker abholen möchte, die sonst Classic Rock lesen. Für die Spex-Snobs gibt's noch den Musikexpress.