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London's Burning: Punk-Memorabilia gehen in Flammen auf

Am 26. November war es so weit: Die Veröffentlichung der Sex Pistols-Debütsingle "Anarchy In The UK" jährte sich zum 40. Mal. In dieser fernen Zeit verfolgte das Establishment angewidert, wie eine ganze Generation an den Lippen eines Sängers hing, der den Namen "Rotten" aufgrund des Zustands seiner Zähne trug. Heute ist der Begriff Punk längst zum Spielball des Kommerzes geworden, sehr zum Ärger von John Corré, dem Sohn von Vivienne Westwood und dem 2010 verstorbenen Sex Pistols-Manager Malcolm McLaren. Corré nutzte dieses Jubiläum nun für eine fragwürdige Verbrennungsaktion auf der Themse. Er belud ein Boot mit Schallplatten, Postern, Kleidung und anderen Erinnerungsstücken der Pistols und verwandter Bands jener Zeit, um sie dem Feuer zu übergeben. Angeblich sei die Sammlung rund sechs Millionen Euro wert, schreiben verschiedene Medien. Die Süddeutsche zitiert Corré jedoch mit dem Satz, er habe sich diese Zahl lediglich "ausgedacht."

"Wir leben in einer Zeit der Konformität. Diese Klamotten zu verbrennen zeigt, dass wir uns dagegen stellen", erklärte er seine von einer absurden Fehldeutung geleitete Zerstörung zeitgeschichtlicher Dokumente. Er wolle vor allem vermeiden, dass diese Memorabilia an Museumswände kommen oder in die Hände derer, die sie sich heute leisten könnten. Als Beispiel nannte er Investment-Banker. Corré selbst ist im Übrigen nach dem Verkauf seiner Anteile am Dessous-Label Agent Provocateur mehrfacher Millionär. Ein Lebenslauf, dem ein bisschen mehr Rebellion sicher gut zu Gesicht steht. Daher durchdringt die Aktion vor allem der verzweifelte Wunsch Corrés, mit lautem Protestgeheul wenigstens einen Bruchteil der Aufmerksamkeit zu erlangen, den seine Eltern einmal hatten.

Zwar kam Corré nicht auf die Idee, die Wertgegenstände für einen guten Zweck zu versteigern, dafür gab es als Goodwill-Programmpunkt eine Warnung vor den Gefahren des Klimawandels, wofür er auch seine 75-jährige Mutter einspannen konnte, die aus einem Busfenster heraus das Wort erhob. Aktivisten versuchten vergeblich, die seit Monaten angekündigte Verbrennung zu stoppen, da Corré seine Gegner mit wechselnden Ortsangaben mehrfach in die Irre führte. Johnny Rotten fühlte sich aufgrund des enormen Pressewirbels der Aktion natürlich zu einer Antwort aufgefordert und nannte den Sohn seines früheren Managers einen "elenden, egoistischen Reizwäsche-Experten".

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