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10 Facts zur neuen Morrissey

  • Mittelpunkt des Albums ist das siebeneinhalbminütige "I Bury The Living", Morrisseys Abrechnung mit dem Militär, dessen Signifikanz er mit übertrieben dramatischem Gitarrendonnern und soldatischen Männerchören zu unterstreichen versucht. Riffs so laut wie Kanonenschläge ("Give me an order and I'll blow up your daughter"). Der Song ist dennoch ein Grower und lebt vom trickreichen Arrangement eines späten Breaks, das die Ruhe nach dem tödlichen Schuss auf dem Schlachtfeld nachempfindet. Danach tiriliert Morrissey in höchsten Höhen zu verspielter Sologitarre. Beeindruckend.

  • Habt ihr euch nicht schon immer davor gefürchtet, was Morrissey wohl über den arabischen Frühling denkt? Und selbst wenn: Zu raumgreifendem Piano schwelgt man plötzlich dahin und lässt sich von seiner großartigen Stimme im Song "In Your Lap" hinwegtragen ... äh, war was? Naher Osten? Ah, er hat das Thema gewechselt: "I'm dreaming of touching your arm (...) and I just want my face in your lap." Sujets, die einfach nie an Aktualität verlieren.

  • Musikalisch ist "Low In High School" so vielseitig wie lange nicht mehr. Mit "The Girl From Tel Aviv Who Wouldn't Kneel" legt Morrissey sogar einen waschechten Flamenco aufs Parkett. Aufsehenerregendste Zeile: "Blitz them all back to the Stone Age". Aufatmen: Gemeint sind keine Minderheiten. Puh!

  • Ist "All The Young People Must Fall In Love" wegen der Titel-Ähnlichkeit zu "All The Young Dudes" sowas wie seine Verbeugung vor David Bowie? Keine Ahnung, Dudes, aber der Song passt. Midtempo mit heftigem Handclapping und leichten "Vauxhall And I"-Reminiszenzen.

  • "Oboe Concerto" vom letzten Album "World Peace ..." bleibt für mich einer seiner bewegendsten Abschlusstracks. 2017 macht Morrissey schon mit dem Titel des finalen Songs ein Ausrufungszeichen hinter sein lyrisches Polit-Thema: "Israel". Hier ist er wieder, der Morrissey, der Position bezieht, allerdings mal nicht verklausuliert wie in zahlreichen seiner fragwürdigen Interviewaussagen und auch nicht himmelschreiend populistisch. Der Satz, der den Song zusammenfasst, kommt ganz am Schluss: "Love yourself as you should / Israel."

Eine ausführliche Album-Review zu "Low In High School" findet ihr hier.

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