Claudia Roth oder Wacken-Gründer Holger Hübner verhandeln am 11. Juni im 'Parliament of Pop' live im Stream das Verhältnis von Pop und Politik.

Köln (ebi) - Popkultur ist nicht wirklich systemrelevant. Zumindest hatte es in der bald eineinhalb Jahre andauernden Corona-Pandemie den Anschein. Auch wenn es staatliche Förderprogramme gab und der Bund vor einer Woche ankündigte, Kulturveranstaltungen - etwa bei der Absage von Konzerten - mit weiteren 2,5 Millarden Euro absichern zu wollen.

Die Erfahrungen der erzwungenen Livepause könnte nun mittel- und langfristige Veränderungen nach sich ziehen. Nachdem der Festivalsommer das zweite Jahr in Folge ausfällt, lotet beispielseise ein Zusammenschluss von 80 Festivals unter dem Projektnamen Playground Festival derzeit aus, ob Corona die Einstellungen der Fans bezüglich Hygiene und Abstand bei Livekonzerten verändert hat.

Pop hat keine Lobby? In der Krise ein Nachteil

Das Virus machte aber auch schmerzlich bewusst, dass die Pop- und Kulturbranche im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen keine schlagkräftige Lobby besitzt, die die Interessen gegenüber den politischen Entscheidern vertreten könnte - in der Krise ein echter Nachteil. Und genau hier knüpft der eintägige Reload der Popkomm an, der einst größten Messe für Popkultur: Unter dem Motto Popkomm: Parliament of Pop verhandeln prominente Namen im Kölner Luxor (11. Juni, ab 20 Uhr) das derzeitige Verhältnis von Pop und Politik - live vor Ort und digital im Stream.

Vor dem Hintergrund der kommenden Bundetagswahl keine schlechte Idee, denn die Kommunikation zwischen den beiden Sphären ist gestört, betonen die Veranstalter*innen und setzen über drei Stunden lang eine interessante, in sechs Themenblöcke unterteilte Agenda auf.

Die Programm-Übersicht:

  • re: Turn: Eine epidemiologische Prognose für Konzerte und Festivals von und mit Karl Lauterbach (SPD). Stresstest für Festivals: "Comeback oder Warteschleife?" mit Rembert Stiewe (Orange Blossom Special) und Holger Hübner (Wacken).

  • re: Scue: Michael Beckmann erläutert seine Mission "Rettet die Klubs", mit dabei: Marc Wohlrabe (CDU) von der Livekomm. Produktionsleiter Danny Rau zum Thema "Rechtsweg für eine angemessene finanzielle Entschädigung im pandemiebedingten Lockdown". Ebenfalls dabei: Sandra Beckmann (Initiative Alarmstufe Rot).

  • re: New: "Pop.Macht.Politik!" - Musikmenschen zieht es endlich in den Bundestag: Fettes Brot-Manager Jens Herrndorff will für Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag, Joe Chialo, Airforce 1-Labelchef für die CDU und Daniel Schneider, Deichbrand-Boss und -Booker für die SPD.

  • re: Member: "Mutprobe Politik". Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen): Warum es neuerdings mehr als nur Protestsongs braucht. Susanne Henning-Wellsow (Die Linke) erklärt ihre Politik auch anhand der britischen Band Sleaford Mods ("Blaupause Sleaford Mods"). Erhard Grundl, Mitglied im Kulturausschuss des Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen berichtet "Aus dem Maschinenraum der Politik".

  • re: Mind: Gesprächsrunde an der 'Strafbar' zu Fragen wie: "Vermögensteuer für Popstar?", sind Kurzstreckenflüge von Popstars im Privatjets in Zeiten des Klimawandels sinnvoll?, dazu der Kanzler'innen-Check etc.

  • re: Call: Der Stammtisch zur 'Strafbar, der mobilen Tourneekneipe des Punkrock-Kochs Ole Plogstedt von der Roten Gourmet Fraktion - außerparlamentarischer Gesprächsstoff zum Parliament of Pop.

Steve Blame u.a. moderieren

Neben Isabel Roudsarabi (Chefredakteurin Höme für Festival), Susanne Reimann (Journalistin, TV Moderatorin, Redakteurin und Sprecherin) und Michael Westerhoff (freier Journalist und Moderator) führt auch der ehemalige britische MTV-Europe-Moderator und Autor Steve Blame durch die Themenblöcke.

Die Popkomm 21 läuft live vor Ort sowie digital im Stream - wahlweise schaut ihr umsonst oder mit dem Soli-Ticket zu. Weitere Infos und die Soli-Tickets finden sich unter Popkomm.net.

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