Die laut.de-Redaktion taucht kurz auf aus den Untiefen des Internet, um euch die upcoming Perlen des Poptainments auf dem Silbertablett zu servieren.

Konstanz (mma) - Geilfind-Garantie gibt es anderswo, hier zählen Augenblick und Euphorie noch was.

Dillon (Single "C Unseen Sea", Kitty-Yo Digital 25.1., EP im Frühjahr)

Ich habe die Mitschüler nie verstanden, die von Mama immer einforderten, bei der Pausenstulle bitte die Kruste zu entfernen. Die Ränder sind doch schließlich das, was Form gibt.

Fast schon Outlaw im Hype-Sektor New Rave ist Dominique Dillon de Byington, bis neulich als Ladybird unterwegs, jetzt kurz Dillon genannt. Im Grunde viel zu eigenwillig für 90er-Neon-Klamotten.

"Dillon hat eine sehr schöne Stimme und singt angenehm unperfekt und wahrhaftig", lobt DJ Koze. "Sie hat Charakter." Auch Slut machen aus ihrer Begeisterung keinen Hehl und featuren die Berlinerin auf ihrem neuen Album. Die Songs sind eben verdammt souveräne Gesetzlosigkeiten für schlanke 19 Jahre, die mitunter auf Ed Banger-Küken Uffie rekurrieren, eigentlich aber noch ausprobieren, ob sie auf empfindsame Piano-Balladeske, HipHop mit Megaphon oder solarisierten Ghettotech vertrauen sollen. Don't you call her mono!

Coma (EP "Leave It All Behind", 12"-EP tba., Firm 31.3.)

Heiß auch das: Coma aus Köln. Erst erfreute sich Tobias Thomas, big fish im internationalen Technobecken, an den Medienhochschülern Georg Conrad und Marius Bubat. Nach c/o Pop-Newcomerbühne 2007, Total-Confusion-Auftritt (regelmäßige Kompakt-Party im Gewölbe des Kölner Hauptbahnhofs) und Livegigs in Hauptstadt und Ruhrgebiet sind die gröbsten Brocken Richtung Legendenbildung vielleicht schon aus dem Weg geräumt.

Zumal mit dem ganz frischen Firm/Kompakt-Signing der Aufmerksamkeitsradius endgültig auf die Republik ausgedehnt werden dürfte. Technoides mit viel Herz, Farbe und Ekstase, da kann eigentlich kaum was schiefgehen. Als nächstes Angucken kann man die Jungs am 15. Februar in der Blechnerei zu Konstanz.

Bobmo TTC Surkin Para One (Sampler "Electrofy Your Life: French Bands At Eurosonic 2008")

Das "Bureau Export De La Musique Française" versammelt anlässlich des Eurosonic 2008, dem größten Showcase-Festival Europas, elf schnieke Tracks zwischen den bewährten Flanken Elektro, Indieclubbing und Techno. Bei Bobmo wird nach Herzenslust housegefiltert und gebeatbreakt, TTC vereinen groovy Bass-Simplizität und den naturgegeben Flow des Französischen zu einer unwiderstehlichen Kirmesrundfahrt, und Surkin infiltriert anhand herrlich übersteuerter Fuzzsounds lässig DJ Mehdis HipHouse-Variante.

Beachtlich auch Para One und ihr inkonsequentes Cyber-Punk-Revival, Velles exaltierter Mädchentriller, PIBs Brazilectro-Disco, Zombies Minimal-Space-Tech-Kraut... die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Frankreich wahrt den Podiumsplatz in Sachen Elektro-Party-Dekadenz.

The Mae Shi (Album "Hlllyh", Moshi Moshi/Coop 29.2.)

Cheapo-Synthie-Fiedeleien, LoFi-Drumming, Chipmunks-Stimmklone. So geht sie los, eine der tollsten Frühlingsgefühle-schon-im-Winter-Platten seit langem. Schiefer Chorcore und Ekstase. Sich überschlagende Gitarren, japsende Hysterie... alles durchdrungen von Spielfreude und Commodore-Bleepbleep. "You can keep the bodies, we are here for the souls."

Animal Collective, Pretty Girls Make Graves und Blood Brothers auf dem Anarcho-Avantgarde-Kindergeburtstag. Oder in der Spielhölle gleich hinterm Mond. Nach der Übersingle "Run To Your Grave" bitte auch gleich die ungleich spacigere Verwandtschaft von Konami Defense System abchecken.

The National Bank (Album "Come On Over To The Other Side", Emarcy/Universal 22.2.)

Postcards from an easy place called Soulfunk: Whitest Boy Alive, Raz Ohara und Bee Gees auf angejazzter Überlandfahrt. Klar auch, sind schließlich zwei Brüder von Jaga Jazzist mit von der Partie. Gemeinsam mit drei Kollegen basteln die Norweger jede Menge schönen, luftigen und niemals zu straighten Raffinade-Pop, wärmend und treibend zugleich. Wie Marvin Gaye auf Hornissennest.

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