Die Betreiber von Pirate Bay rächen sich mit einer Online-Aktion an den Anwälten der Medienindustrie.

Stockholm (joga) - Die unlängst verurteilten Betreiber der Filesharing-Seite "Pirate Bay" haben eine Spenden-Aktion gegen den Anwalt der Gegenseite gestartet. Offiziell will die Webseite internetavgift.se, die der Homepage der schwedischen Gebühreneinzugszentrale nachgebildet ist, krisengeschüttelten Banken helfen, eine Reihe neuer Arbeitsplätze schaffen und verhindern, dass Rechtsanwälte in Torrentfiles rumschnüffeln.

Doch die Kontonummer, die für Spenden angegeben ist, gehört dem Stockholmer Anwaltsbüro Danowsky und Partner, das im Pirate Bay-Prozess die Musikbranchenvereinigung IFPI vertreten hatte. Den Label-Anwälten drohen nun aber nicht etwa unverhoffte Einnahmen, sondern einige Unannehmlichkeiten.

Denn internetavgift.se empfiehlt zwar einen Spendenbetrag von 10 Cent. Doch pro Einzelüberweisung berechnen schwedische Banken laut einem Bericht der taz 17 Cent beim Empfänger - für die Anwälte also ein Minus-Geschäft.

Rechtsverdrehung als Protestform

Zudem müsste die Kanzlei die nicht ordnungsgemäßen Einnahmen zurücküberweisen. Tut sie es nicht, empfiehlt internetavgift.se den Spendern, Rückforderung zu stellen und notfalls sogar den Gerichtsvollzieher einzuschalten.

Auch wenn nur indirekte Indizien - etwa eine zeitweilige Verlinkung auf piratebay.org - auf den Urheber verweisen, ist doch ziemlich offensichtlich, dass die vier verurteilten Pirate Bay-Betreiber mit der Aktion dagegen protestieren wollen, dass sie bereits Schadensersatz an die Labels bezahlen sollen, obwohl das Urteil wegen der eingelegten Berufung überhaupt noch nicht rechtskräftig ist.

In der Berufung fordern die Pirate Bay-Anwälte keine Verhandlung in zweiter Instanz, sondern die Wiederholung des ersten Prozesses. Dieser sei wegen der Befangenheit des Richters, der in verschiedenen Lobbyorganisationen der Musikindustrie Mitglied gewesen sein soll, unrechtmäßig verlaufen. Rechtsanwalt Danowsky hat unterdessen eine mögliche Strafanzeige wegen "Belästigung" angekündigt.

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38 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    -- Edit --
    Lassen wir's an dieser Stelle gut sein.
    Erstens hat die Diskussion ohnehin nichts mehr mit dem Thema zu tun, zweitens kann ich meine Behauptungen, daß die Berichte in den Medien gleichzeitig kamen, wahrscheinlich sowieso nicht beweisen, drittens wird es wohl auch niemanden hier geben, der Details aus dieser Zeit kennt - von daher würde dieser Teil der Diskussion ohnehin im Sande verlaufen.

    Gruß
    Skywise

  • Vor 14 Jahren

    Das Internet wird - zum Glück - die bisherigen Groß-Label-Vertriebs-Strukturen ficken, bzw ist es ja schon längst dabei.

  • Vor 14 Jahren

    @Damage Oink (« @Anonymous (« Hi Leute. Ich geh am 30.6. zum Nine Inch Nails-Konzert. Die haben mit ihrem letzten Album als freien Download sicher REKORDVERLUST erlitten, touren aber irgendwie trotzdem. Was, wenn die durch die Tour selbst den Umsatz machen und die freien Downloads nur ihre Bekanntheit steigern?
    Genauso werde ich mir demnächst wohl n Album von Unchained kaufen, die ich auf Myspace kostenlos gehört hab, bei denen ich auf nem Konzert war und die ich nun hören will.

    Teufelszeug, diese neue Technik :D »):

    ich glaube nicht, dass NIN ihre "Bekanntheit" steigern wollen bzw noch müssen.

    Reznor will ein Statement gegen Plattenfirmen setzen und bringt sein persönliches Vermögen (welches nicht gerade unerheblich ist) dafür ein.
    Als Band die 15+ Jahre etabliert ist kann man ohne Plattenfirma ne eigene Tour finanzieren und sein Album verschenken. Eine Band, die zwar online viel beachtung findet und die jeder gerne live sehen will, muss dann irgendwem auffallen der eine Tour finanziert. Und der will Gewinne dafür, die man mit Tourneen nictht immer einfahren kann.... früher war eine Tour eine Promotion-Aktion für den Verkauf der Platte. Jetzt bleibt der Verkauf aus und nun will jeder das Konzept umdrehen - das klappt IMO nicht. »):

    Willst Du damit sagen, dass Bands nichts an Touren und Gigs verdienen können ? Das ist doch wohl falsch gedacht. Also mir geht es bei einer Band schon eher um das Liveerlebnis und dafür bin ich bereit auch schonmal in die Tasche zu greifen. Ich finde die umgekehrte Richtung dann schon besser, wenn die CD eher eine Promotion-Aktion für die Live Aktivitäten einer Band ist. Leider ist es ja so, dass bei dem meisten Scheiss, den die Musikindustrie auf den Markt wirft der Liveaspekt gar keine Rolle mehr spielt. Es geht doch nur noch um das schnelle abgreifen von Kohle und um das "Wegschmeissen" der sogenannten Künstler, die ja nicht mehr in der Lage sind ein Livekonzert zu geben, weil ihnen dazu das musikalische Talent fehlt.