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Deathstep

Was ist das? Dubstep ist tatsächlich nach 2014 nicht einfach vom Angesicht der Erde gefallen, sondern hat irgendwo in den tiefen Zellen unserer kulturellen DNA kleine Rückstande hinterlassen. Die haben sich erst zum anstrengenden Bro-Step entwickelt, aus dem dann wiederum der Deathstep entwachsen ist. Dieses Genre folgt der selben Logik, mit der man mit vierzehn von Metallica über Slayer schließlich bei Brutal High Speed Death Metal landet. Nur eben mit Dubstep. Es bedient sich seltsamerweise auch komplett der Metal-Ästhetik, nur dass es statt Solos eben auf erdbebenartige Wob-Wobs setzt. Ab 2017 hat sich eine Note von Riddim in den Sound eingeschlichen und das Genre ist komplexer und - vermutlich - auch besser geworden, weil alle Akteure irgendwann aus der Pubertät waren.

Wie war das Album? Aber muss man das wirklich ganz hören? Ich musste mir graue Haare wachsen lassen, denn die best-bewerteten Alben des Genres stammen alle von DJ Code:Pandorum, und der hat kein Album unter einer Stunde. Und ich schwöre: Zwanzig Minuten Code:Pandorum? Ich wäre sogar positiv überrascht gewesen. Die Arrangements sind komplex und vielseitig, die Drops effektiv und tanzbar, da steckt eine unglaubliche Menge Fachkenntnis und Ambition in dem Album "Videodrome". Aber eine Stunde? Ich war nach 45 Minuten schon ein Stück Matsch. Die Call Of Duty-Lobby-Vibes haben meine Seele zerstört. Die Atmosphäre ist einfach nur die Spiegelung dessen, was edgy Kids mit zwölf cool und episch fänden. Es ist laut, subtil wie eine Kreissäge und vor allem auch unerklärlich inkohärent. In der zweiten Hälfte bekommen wir Stadion-House-Songs, die deine Cousine im Tomorrowland geil fände. Wo ist in diesem Potpurri die Metal-Ästhetik hin?

Genre-Rating: Es tut mir leid, liebe Deathstep-Gemeinde, aber dieses Genre riecht nach Monster Energy.

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