2018 läuft MTV wieder im Free TV. Braucht man das in Zeiten von Netflix und Mediatheken? Das Musik-TV-Angebot ist jedenfalls so groß wie nie ...

Konstanz (sab) - Am vergangenen Freitag zeigte Arte "Rammstein: Paris". Der Film dokumentiert zwei Auftritte der Band in der französischen Hauptstadt. Musiker aus Berlin, die ein Konzert in Paris spielen - die perfekte Kombination also für den deutsch-französischen Sender. Bis zum 26. November ist "Rammstein: Paris" noch in der Mediathek abrufbar.

Die Rammstein-Ausstrahlung ist kein Einzelfall bei Arte. Der Sender zeigt viele Konzerte, darunter klassische Musik, aber auch z.B. eine Aufzeichnung des Peace X Peace-Festivals. Unter der Rubrik "Arte Concert" können die Konzerte auch online angesehen werden.

Zurzeit finden sich in der Arte-Mediathek unter anderem Konzerte von Beth Ditto, Bon Iver, William Patrick Corgan oder Alt-J.

Auch eine gute Anlaufstelle für Musikfans bietet 3sat. Wie bei Arte laufen viele interessante Sendungen zunächst zu unmöglichen Zeiten. Wer dafür nicht extra aufstehen will, kann auch über die Mediathek im Nachhinein darauf zugreifen. Allerdings sind viele Videos aus rechtlichen Gründen dort nicht lange verfügbar - nur Sendungen, die im aktuellen Monat liefen, werden angezeigt. Im Oktober waren das beispielsweise Konzerte von Peter Maffay, Eric Clapton, Tina Turner und die Doku "Michael Jackson's Journey From Motown to Off the Wall".

Im November stehen Gigs von The Who, Queen, Status Quo und die Rolling Stones auf dem Sendeplan - offenbar wendet man sich mit der Auswahl nicht unbedingt an die ganz junge Zielgruppe.

Das Angebot der ZDF-Mediathek überschneidet sich mit 3Sat, Inhalte sind bei ZDF jedoch nicht so einfach zu finden. Über die Rubrik 'Kultur' gelangt man zu 'Kultursendungen A-Z', wo unter 'Musik und Theater', Dokumentationen bereit stehen. Darüber hinaus bietet das ZDF die Extra-Kategorie 'Rock Und Pop In Concert' an.

Die ARD-Mediathek bietet dagegen eine Rubrik namens 'Musik' an. Die Startseite weist auf ausgewählte Dokus und Konzerte hin sowie auf Formate wie 'Startrampe' oder den Rockpalast. 'Startrampe' porträtiert junge, aufstrebende Künstler. Eine Folge zeigt zum Beispiel Alice Merton ("No Roots"), die von der Kamera in ihrer alten Heimat München begleitet wird.

Am 27. November präsentiert der Rockpalast die Beatsteaks im Kölner E-Werk, am 30. Oktober lief Liam Gallaghers Konzert auf dem Reeperbahnfestival. Auch Backstage-Clips, Unplugged-Videos, Interviews oder Dokus über Musikmetropolen wie New York, San Francisco, Detroit oder Memphis finden sich auf der Seite. Dokumentationen über einzelne Künstler haben dort ebenfalls ihren Platz. In "Living In A Marteria World" wird beispielsweise Marteria vom roten Teppich, über große Festivals bis hin zum nächtlichen Aal-Angeln begleitet.

Der Musiksender MTV, der 2011 ins Bezahlfernsehen verschwand, ist ab dem nächsten Jahr auch wieder im Free-TV zu empfangen. Doch bietet der Sender zwischen "Teen Mom 2" und "Catfish: The TV Show" überhaupt noch Musik? Eher nicht. Freitag Nacht läuft immer noch MTV-Worldstage, die legendären MTV-Unpluggeds gibt es teilweise in voller Länge in der Mediathek zu sehen. Der Sender konzentriert sich jedoch in erster Linie auf Reality-Shows. Auch Musik-Videos sieht man hier nur noch vereinzelt, doch die haben ja ohnehin längst ein anderes Zuhause gefunden.

Da macht Deluxe Music vieles besser. Der Sender, der 2005 an den Start ging, macht seinem Namen wirklich Ehre und sendet tatsächlich Musik. Das Programm wird nicht wie bei MTV durch Reality-Shows durchbrochen. Stattdessen prägen Sendungen wie "Deluxe Top 40", "Hits Only" oder "Kavka Deluxe" das Programm. "Deluxe Rock" spielt - nach eigener Aussage "besten Rockvideos der Welt", nämlich Metallica, Motörhead oder ZZ Top. Die Sendungen lassen sich im Nachhinein in der Mediathek abrufen. Unter der Rubrik "Deluxe on Stage" zeigt der Sender auch Konzertmitschnitte.

Auch manche Streamingdienste bieten in ihrem Programm Musik an. Unter der Kategorie 'Musik & Musicals' listet Netflix Dokus, Musicals und Konzerte. Mitschnitte von Livekonzerten finden sich jedoch kaum, der Fokus liegt eher auf Dokumentationen. Exklusiv auf Netflix verfügbar ist zurzeit "Gaga: Five Foot Two", eine Doku, die ein persönliches Bild von Lady Gaga zeichnet und sie unter anderem zum Arzt und bei den Vorbereitungen für den Superbowl begleitet.

Daneben Dokus zu David Bowie, Michael Jackson, Foo Fighters - um nur einige zu nennen. Ohne eine Registrierung ist das Programm von Netflix nicht einsehbar, die Seite Allflicks zeigt das Netflix-Programm jedoch gefiltert nach Land, What's New On Netflix zeigt speziell die Neuheiten.

Amazon bietet nicht nur Dokus, sondern auch Konzertmitschnitte an. Verfügbar ist beispielsweise ein Auftritt von Robbie Williams im Rahmen der Prime Live Events. Auch das legendäre Rolling Stones-Konzert im Hyde Park 1969 ist auf Amazon abrufbar, jedoch nicht in der Prime-Mitgliedschaft enthalten. Einblick ein den Touralltag der Beatles gibt "The Beatles: Eight Days A Week-The Touring Years". Mumford & Sons ließen sich für "We Wrote This Yesterday" in Südafrika begleiten, "Amy – The Girl Behind The Name" liefert Einblicke in das Leben von Amy Winehouse.

Auch bei anderen Streaming-Anbietern wie Sky, Apple TV, Maxdome oder Google Play findet man vereinzelte Musik-Dokus und Konzerte. Richtig stark aufgestellt sind diese Dienste im Musik-Breich jedoch noch nicht. Apple hat zwar zuletzt in Formate wie "Carpool Karaoke" investiert und zeigt aktuell auch die P Diddy-Doku "Can't Stop Won't Stop: A Bad Boy Story" exklusiv, das sind jedoch noch nur einzelne Highlights.

Sucht man einen bestimmten Konzertmitschnitt oder eine Dokumentation, gibt WerStreamt.es Hilfestellung. Nach Anmeldung benachrichtigt die Seite den User, sobald ein bestimmter neuer TV-Inhalt bei einem der Streaming-Anbieter läuft.

Nur schade, dass diese TV-Suchmaschine wiederum die Mediatheken nicht berücksichtigt: wer dort aktuell nach "Rammstein: Paris" sucht, wird auf das kostenpflichtige iTunes-Angebot verwiesen.

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