Das in Anspielung auf den G8-Gipfel "Live 8" getaufte Mega-Event soll kein Benefiz-Konzert sein, sondern eine Protest-Veranstaltung.

London/Berlin (joga) - Bob Geldof hat den Vorwurf zurückgewiesen, er habe für das am 2. Juli geplante "Live 8"-Event zu wenige afrikanische Künstler eingeladen. Zuvor hatten Gruppen wie die britische Black Information Link beklagt, das Lineup des Festivals, das sich ja vor allem gegen die Armut in Afrika wende, sei "zu weiß". Während in Philadelphia immerhin einige schwarze Künstler wie 50 Cent oder Stevie Wonder auftreten, vermisst man in London den einen oder anderen Farbtupfer.

"Es sieht so aus, als müsse der große weiße Mann kommen, um uns zu retten", schimpfte etwa der schwarze Musiker und Autor Patrick Augustus auf der Webseite von Black Information Link. "Wo sind beispielsweise die all die Reggae-Musiker, die seit vielen Jahren für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen?" Dagegen vertritt Geldof die Ansicht, dass Künstler wie Coldplay und U2 die ganze Welt ansprechen müssten. Es handele sich eben nicht in erster Linie um eine kulturelle Veranstaltung, sondern um eine politische.

Wohl auch deshalb verwendet Geldof derzeit viel Energie auf den sogenannten "Long Walk to Justice", einen Protestmarsch in Richtung Edinburgh, wo ab dem 6. Juli der G8-Gipfel der Industrieländer stattfinden soll. Mit seiner Ankündigung, er hoffe auf eine Million Teilnehmer, hatte Geldorf vergangene Woche die 430.000 Einwohner-Stadt Edinburgh in helle Aufregung versetzt.

Heute nun setzte der ehemalige Boomtown Rats-Sänger mit dem Aufruf zur "Sail 8" noch eins drauf: nicht nur auf dem Landweg, sondern auch zu Wasser sollen Kritiker der Industrienationen sich nach Edinburgh begeben. Geldof forderte alle Bootsbesitzer in England auf, nach dem "Live 8"-Konzert ihr Boot zu besteigen und erst einmal über den Kanal zu schippern, um in Frankreich noch mehr 'Demonstranten' aufzusammeln. Schließlich soll der ganze Ärmelkanal zur Demonstrationsroute werden, um die Internationalität der Bewegung zu demonstrieren.

Ebenfalls heute beginnt in England die Verlosung der begehrten Tickets. Wer teilnehmen will, muss zunächst mit einer geografischen Quizfrage sein Wissen über die G8-Konferenz beweisen. In den anderen Ländern soll es überhaupt keine Tickets geben, der Eintritt ist überall frei. Für das Konzert in Berlin sind mittlerweile bestätigt: BAP, A-ha, Tote Hosen, Peter Maffay, Brian Wilson, Crosby Stills and Nash und Lauryn Hill. Weitere heiße Kandidaten für einen Auftritt sind Reamonn, Sasha, Nena, Wir sind Helden, Silbermond, Juli und die Fantastischen Vier.

Weiterlesen

Live Aid II Mega-Event kommt nach Berlin

1985 sammelte der Musiker Bob Geldof mit seinem Live Aid-Projekt über 140 Millionen Dollar Spenden für die dritte Welt. Mit der Neuauflage kämpft er für einen Schuldenerlass.

Live Aid Bob Geldof kritisiert Deutsche

Live Aid-Gründer Bob Geldof findet, dass die deutsche Politik vor lauter Selbstmitleid die Not der Welt vergisst. Derweil weist U2-Frontmann Bono den Live Aid-Nachwuchs zurecht.

Noch keine Kommentare