"The coolest fucking city in the world": Am Ostersonntag vertrieb der Brite im Velodrom den Winter-Blues mit seinen Power-Balladen.

Berlin (jmb) - Das Berliner Velodrom ist vollgepackt. Am Ostersonntag stattet Tom Odell mit seiner "Black Friday"-Tour der Hauptstadt, in seinen Worten "the coolest fucking city in the whole world", einen erneuten Besuch ab. Wegen des Andrangs wurde die Konzertlocation hochverlegt, ursprünglich sollte Odell in der kleineren Verti Music Hall auftreten. Das Velodrom sei die größte Halle, in der er bisher gespielt habe, staunt der Sänger. Bescheiden fügt er hinzu: "Es könnte sein, dass es das erste und letzte Mal ist."

Seinen Erfolg erachtet der Musiker nicht als selbstverständlich. Dem 33-Jährigen aus Chichester gelang 2012 mit "Another Love" der Durchbruch in den europäischen Charts. Seitdem gilt er als zuverlässiger Lieferant für Herz- und Weltschmerz-Balladen. In seinen Liedern ringt der Sänger oft mit der Schwermut, auf der Bühne strahlt der blonde Sonnyboy hingegen gut gelaunt, flirtet mit dem Publikum und vertreibt den letzten Rest der Winterdepression.

Das Vorprogramm bestreitet das britische Jazz-Fusion-Duo Wasia Project. Jazzig sind auch die Songs, die zwischen den Auftritten aus den Lautsprechern tönen, zum Beispiel "All Of Me" von Billie Holiday oder Bessie Smiths "Nobody Knows You When You're Down And Out". Odells Liebe zum Genre ist auch an der Band-Besetzung ersichtlich: Trompete, Kontrabass und Saxophon lassen vermuten, dass Odell am liebsten gleich selbst einige Jazz-Standards zum Besten gegeben hätte.

Doch Toms Markenzeichen sind nun einmal die emotionalen Pop-Balladen mit ganz viel Pathos, die an diesem Abend mit überraschend viel Energie daher kommen. Seine kraftvolle Stimme zerreißt die Halle mit energiegeladenen Songs wie "Can't Pretend" und "Fighting Fire With Fire". Ein Wunder, dass er dabei nicht heiser wird. Doch auch bei den ruhigeren Liedern kommt keine Langweile auf. Jede Silbe betont Odell leidenschaftlich.

Anders als die Studioalben vermuten lassen, bleibt Odell nicht brav am Flügel sitzen. Es scheint, als hindere ihn das allzu sperrige Instrument an seinem Bewegungsdrang. Im Grand Finale "Hold Me" springt er gar auf den Flügel, die Stimmung auf der Bühne eskaliert. Doch der Closer markiert nur die Halbzeit, denn Odell & Co. geben eine großzügige Zugabe. Gemeinsam mit Wasia Project-Sängerin Olivia Hardy covert er den Billie Eilish-Hit "What Was I Made For". Für "The End Of The Summer" und "Somebody Else" greift Odell zur Gitarre. Es ist ihm anzumerken, dass dies nicht sein Hauptinstrument ist. Die Barré-Akkorde klingen etwas zaghaft.

Wie Nick Cave stolziert Odell mit dem Mikro in der Hand über die Bühne. Während des melodramatischen Songs "Getaway" tritt er dabei einem jungen Fan versehentlich auf die Hand. Als er es feststellt, entschuldigt er sich und beginnt den Song erneut. Ein Mann ruft "Tommy!". Odell baut diesen Zuruf unter großem Beifall in seinem Song ein.

Im Verlauf der Show wird Odell immer gesprächiger, schäkert und sorgt für einige Lacher. "Ich liebe euch", gesteht er mehrmals auf deutsch. Während des Songs "Parties" adressiert er das Publikum: "You're the only reason that I came". Ganz zum Schluss gibt Odell noch den Fan-Favoriten "Another Love" zum Besten, das textsichere Publikum singt laut mit: "On another love, another love / All my tears have been used up / On another love, another love". Gemeinsam mit der Band verbeugt sich der Sänger freudestrahlend. Er scheint dieses Konzert ebenso genossen zu haben wie die Fans, die an diesem lauen Frühlingsabend beseelt aus dem Velodrom strömen.

Setlist:

  1. Loving You Will Be The Death Of Me
  2. Can't Pretend
  3. Magnetised
  4. Spinning
  5. The End
  6. Flying :))
  7. Best Day Of My Life (Solo)
  8. Long Way Down
  9. Grow Old With Me
  10. I Know
  11. Hold Me

Zugabe:

  1. Parties
  2. Heal
  3. Country Star
  4. Fighting Fire With Fire
  5. Black Friday
  6. Getaway
  7. The End Of The Summer
  8. Somebody Else
  9. What Was I Made For? (mit Olivia Hardy, Wasia Project)
  10. Another Love

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