Platz 1: Neu! - "Neu!" (1972)
Muss man die legendäre Krautrock-Band Neu! heute noch Menschen erklären? Ein Debütalbum, das schon von David Bowie als "Musik der Zukunft" gepriesen wurde? Oh, ja! Schließlich weilt Bowie genau wie Neu!-Schlagzeuger Klaus Dinger nicht mehr unter uns, und streng genommen befinden wir uns im Jahr 2023 in genau jener Zukunft, die Bowie in den Siebzigerjahren meinte. Irrelevant wird diese Musik wohl nie werden, im Gegenteil. Dingers Partner, der heute 73-jährige Gitarrist Michael Rother, erfreut sich zum Glück noch bester Gesundheit und kann daher miterleben, wie jede Generation an Musikliebhabern und Musikerinnen aufs Neue diese faszinierenden Klänge aus dem Jahr 1972 in sich aufsaugt.
"Mal ist man vor der Zeit, mal ist man genau drauf, mal ist man nach der Zeit", urteilte Rother einmal bescheiden seine revolutionären Verdienste um deutsche Musikgeschichte. Auf dem Neu!-Debütalbum entwickeln Dingers monotones und treibendes Schlagzeugspiel und Rothers poetisches Spiel eine Sogkraft und Spannung, die das Renommee des seit Kriegsende im Ausland abfällig begutachteten Nazi-Germany deutlich anhob. Sogar der neue Genre-Begriff "Krautrock" wurde von britischen Journalisten erfunden. Der Opener "Hallogallo" ist allein schon ein Epos, auf das sich der legendäre Radio 1-Moderator John Peel sabbernd stürzte.
Auch Herbert Grönemeyer ist ein wichtiger Baustein der Neu!-Historie, brachte er doch 2001 fertig, woran unzählige Labelvertreter vor ihm hilflos scheiterten: Er holte sich bei den beiden heillos zerstrittenen Mitgliedern die Erlaubnis ein, die jahrzehntelang nicht mehr erhältlichen drei Studioalben neu! auflegen zu dürfen. Seither berufen sich verschiedenste Musikgrößen von Radiohead, John Frusciante und Brian Eno bis zu Damon Albarn, The National und Mogwai auf Neu! Bowies Hit-Single "Heroes" bezieht sich direkt auf "Hero" vom dritten und letzten Neu!-Album. Eine angemessene Hommage.
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