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Der LOONA-Rückblick, Pt. 5: Implosion

Aber wäre es nur das, hm? Wäre es eine Gruppe gewesen, die einen sehr vielversprechenden Anfang nicht ganz in eine großartige kreative Laufbahn ummünzen konnte, dann wäre es ja nur eine halbe Geschichte. Wir hätten immer noch die Musik, die uns viel bedeutet, und vielleicht würde man von der Gruppe oder den Solisten immer noch hier und da etwas Cooles zu hören kriegen. Aber in den letzten Wochen bis Monaten begann das Projekt insgesamt zu implodieren. All das materialisiert sich gerade hierin:

Chuu von LOONA war die längste Zeit wohl der berühmteste Member der Gruppe. Nicht nur, weil sie mit die stärksten Vocals und eine sehr einprägsame Persönlichkeit mitbringt, sondern weil sie auch parallel auf viele andere Arten und Weisen Aufmerksamkeit auf sich zog, unter anderem mit der Show "Chuu Can Do It".

In diesem Kontext drang schon einmal an die Öffentlichkeit, dass es zu Streitereien zwischen den Parteien kam, in denen es um Geldausschüttungen und Zahlungen ging. Es stellte sich nämlich heraus: Alle LOONA-Member haben für die letzten fünf Jahre noch überhaupt keine Kohle gesehen. Es ist zwar leider erst einmal für kleine Labels oft gängig, die Artists nur mit Management und Lebenshaltungskosten zu entlohnen. Richtig mies wird das aber, wenn man jemanden wie Chuu nicht einmal Geld für etwas sehen lässt, das sie extrakurrikulär und auf eigene Faust macht.

Die Zeichen für einen Bruch standen also schon an der Wand. Wie eklig der aussehen würde, hätte man trotzdem nicht ahnen können. Statt sich einfach einvernehmlich zu trennen, wirft Blockberry ihrem Artist nun vor, Machtmissbrauch und sprachliche Gewalt gegenüber Angestellten der Firma ausgeübt zu haben. Zuerst denkt man sich da wohl: Gut, das sind ernste Anschuldigungen, die sie besser belegen können, aber immerhin weiß man ja nie, wie die Menschen wirklich sind. Aber da die Ankündigung in einem so grotesken und geradezu infantil unprofessionelem Ton kam und der CEO hinter der Mutter-Firma sich gerade wegen massiver Steuerhinterziehung (und sexueller Belästigung, nur um einen draufzusetzen) verantworten muss, gibt es doch berechtigte Zweifel. Die werden weiter genährt, da sich in der Zwischenzeit bereits eine Reihe Mitarbeitender um das LOONA-Projekt für Chuu ausgesprochen haben. Es scheint also doch einfach nur ein schockierend schlecht gemachter Rufmord-Versuch zu sein.

Und jetzt? Das Loonaverse ist lange davongeschwemmt, BBC behandelt ihre Mitglieder vermutlich scheiße, Chuu ist weg, und musikalisch wie kreativ scheint niemand mehr an Bord zu sein, der oder die wirklich weiß, was man gewinnbringend mit diesem LOONA-Projekt anfangen könnte. Ich will nicht sagen, dass wir nie wieder etwas von ihnen hören werden, aber es scheint doch ein Fakt zu sein, dass in diesem Moment fast alle Euphorie, die für die Gruppe einst aufgebaut worden ist, erloschen ist.

Es ist schade, weil LOONA ein so spannender Vorstoß waren. Ihre Motive sind durchaus auch spürbar in Gruppen nach ihnen eingeflossen. Die Ideen von Kosmos und Mond finden sich bei verdammt vielen kleineren Formationen, die handfeste Lore verwendet nun SM Entertainment vermutlich noch zielführender in Aespa. Aber doch ist schade, dass etwas, das am Anfang regelrecht kreativ revolutionär gewirkt hat, nun so spektakulär in genau denselben alten, beschissenen Strukturen ausbrennt. Ein trauriger Tag, wahrlich.

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